Donnerstag13. November 2025

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RétrospectiveL’année 2023 en dix albums

Rétrospective / L’année 2023 en dix albums

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Nous avons demandé à nos chroniqueurs musicaux, Kai Florian Becker et Rosario Ligammari, d’évoquer leurs cinq disques préférés parmi la myriade de nouvelles sorties en 2023.

Kai Florian Becker
Kai Florian Becker Foto: Oliver Dietze

1. PJ Harveys „I Inside The Old Year Dying“

Sieben Jahre waren seit ihrem letzten regulären Album „The Hope Six Demolition Project“ vergangen. Doch in diesem Jahr meldete sich Polly Jean Harvey eindrucksvoll zurück. „Inside The Old Year Dying“ ist auf dem englischen Indielabel Partisan Records erschienen, der Heimat von Idles, Fontaines D.C. und John Grant. Laut der 53-jährigen Künstlerin aus Dorset handeln die Songs „von der Suche, der Intensität der ersten Liebe und der Suche nach Bedeutung“. Diese Liebe hat sie anscheinend auch wieder im Hinblick auf ihre Musik gefunden. Die Leidenschaft, die Intensität, die Dramatik, also all das, was ihre Musik schon in jungen Jahren auszeichnete, ist wieder präsent. Es ist kein rebellisches, wildes Album geworden. „Inside The Old Year Dying“ ist erhaben, experimentierfreudig und spannend. Harvey hat zu sich selbst zurückgefunden. Die Inspiration für die neuen Songs fand sie wieder, indem sie Lieblingslieder anderer Künstler (Nina Simone, The Stranglers) spielte. Und mit der Hilfe des Filmemachers Steve McQueen, der zu ihr sagte: „Polly, du musst aufhören, über Musik zu denken, als ginge es nur um Alben mit Liedern. Du musst darüber nachdenken, was du liebst. Du liebst Worte, du liebst Bilder und du liebst Musik.“

2. Metallica „72 Seasons“

„72 Seasons“, das elfte Studioalbum der kalifornischen (Thrash) Metaller, ist ein vielseitiges Album, auf dem Metallica mal auf eine Ballade verzichtet haben. Es geht stattdessen mit Volldampf voraus. Der Auftakt hat etwas von einem Medley: Verschiedene Parts wurden zu einem Song zusammengefasst. Es ist der rasante Start für die folgenden 77 Minuten. Auch das darauffolgende Stück „Shadows Fall“ ist dynamisch und wird von Hetfields Gesangsmelodie getragen.

Ja, „72 Seasons“ geht vielleicht nicht gleich ins Ohr, aber mit mehrmaligem Hören öffnen sich die Songs den Hörern, und es wird ersichtlich, dass diese Band noch immer Energie und Ideen hat und sehr gute Songs schreiben kann. Beispiele hierfür finden sich auf „72 Seasons“ zuhauf: siehe die Auskopplung „Lux Æterna“, das rasante „Screaming Suicide“, das spät zündende „If Darkness Had A Soul“, das Midtempo-Stück „You Must Burn!“, „Chasing Light“ oder „Room Of Mirrors“. Und das Beste: Seit seiner Veröffentlichung Mitte April ist das Album bei jedem Hören noch besser geworden und gereift. Es könnte also aus Sicht eines jahrelangen Fans nicht optimaler laufen.

3. Culk „Generation Maximum“

Auf ihrem dritten Album „Generation Maximum“ versucht sich die Wiener Band Culk den aktuellen Herausforderungen ihrer Gesellschaft zu stellen und dabei weder den Verstand noch den Mut zu verlieren. Sie erschufen einen grob zum Indierock umschwenkenden Postpunk/Shoegaze-Sound, der noch ihre ersten Platten dominierte. Sie sind musikalisch offener, und auch inhaltlich befassen sie sich mit allerlei Themen: Klimawandel, Kriege, Rechtsradikalismus und dem immer gravierender werdenden Unterschied zwischen Arm und Reich. Themen, die vielen Menschen im Kopf umherschwirren, die es nicht leicht im Leben haben. Die bemerkenswert, wie nuschelig singende Sophie Löw übersetzt diese wie folgt in ihre Lyrik: „Alles viel zu viel und alles zu wenig / Warum währen wir hier nicht für immer und ewig / Ein neues Jahrtausend bewundert durch ein Feuerwerk / Was ist uns die Erde wert / Ein Feuerball der in unsere Richtung treibt“ (aus „2000“).

Culk wollen jedoch die Hoffnung nicht aufgegeben, wie „Vor mir die Glut“ zeigt: „Alles wird gut für uns / Wir wollen den Mut um uns“. Oder der Titelsong, in dem es heißt: „Wir suchen nach Lichtern / Nach dem hellsten Geröll und Blitzen / Wer sich heute Nacht verliert / Wird sich wieder finden“. Würde hier nicht das dritte Culk-Album stehen, dann sicherlich „Alles Ist nur Übergang“ von All Diese Gewalt.

4. Mudhoney „Plastic Eternity“

Die alten Hasen Mudhoney haben mit „Plastic Eternity“ ein rundum perfektes Album veröffentlicht. In nur neun Tagen wurden die 13 Songs mit ihrem langjährigen Produzenten Johnny Sangster aufgenommen. Die Unmittelbarkeit des Entstehungsprozesses hatte wohl einen positiven Einfluss auf das Album, das spontan und ungeschliffen klingt. Es fiept, es scheppert, es rockt. So ähnlich klang einst der Grungerock, bevor er von den großen Plattenfirmen vereinnahmt und für den Mainstream zurechtgemacht wurde. Mudhoney schaffen es, einem viele Jahre nach dem Grunge-Hype wieder das frische Gefühl dieser Musik zu vermitteln bzw. in Erinnerung zu rufen. Die Euphorie respektive Spielfreude, die ihren Songs innewohnt, springt unvermittelt auf einen über. Und das gilt für alle Songs: seien sie noch so ruhig wie die psychedelische Ballade „One Or Two“ oder ihre Themen noch so ernst – in dem rotzig-rockigen „Cry Me An Atmospheric River“ geht es etwa um den Klimawandel.

„Plastic Eternity“ ist natürlich kein Grungealbum. Und klar ist auch, dass Mudhoney ihre Formel von einst etwas verändert und angepasst haben; aber sie haben immer noch den ungezügelten Spirit von damals.

5. Wayfarer „American Gothic“

Wayfarer stammen aus Denver, Colorado, und „American Gothic“ ist bereits ihr fünftes Album. Da ist also wieder eine Band, die man jahrelang überhört bzw. nicht wahrgenommen hat. Bitter, denn dieses Album ist fantastisch. Es vereint das Beste von Paradise Lost zu „Gothic“-Zeiten mit dem Gothic-Glam-Metal der innig geliebten Unto Others und dem Dark-Southern-Gothic-Folk von Wovenhand bzw. David Eugene Edwards (Ex-16 Horsepower). Produziert wurde „American Gothic“ von dem begehrten, aufstrebenden Arthur Rizk (Power Trip, Kreator), der selbst Mitglied in den Bands Eternal Champion und Sumerlands ist. Er hat den vier Herren das perfekte schwarze Soundgewand übergestülpt. Wayfarers Musik ist einzigartig und düster, mal episch („Black Plumes Over God’s Country“), mal rasant („The Cattle Thief“), mal balladesk („A High Plains Eulogy“) oder tief in den Südstaaten verwurzelt („Reaper On The Oilfields“). Diese Platte ist ein Volltreffer ins schwarze Herz und macht bei jedem Durchlauf gleich viel Spaß. Mehr gibt es nicht zu sagen, außer: Reinhören und genießen!

(Kai Florian Becker)


Rosario Ligammari
Rosario Ligammari

1. Musique Infinie – I

L’acronyme IDM, pour Intelligent Dance Music, renvoie entre les lignes à l’idée que la dance serait faite pour se vider la tête. Avec „I“ de Musique Infinie (Noémi Büchi et Manuel Oberholzer), c’est la tête qui danse prise par une tempête de transe. Immatériel, complexe, organique, „I“ est un disque ambient qui n’a rien à voir avec de la tapisserie sonore. „I“ est un album techno qui ne franchit pas la porte des clubs. S’il est bruitiste, il s’avère aussi velouté; s’il dégage les oreilles, c’est pour mieux les masser. „I“, c’est le „M83“ de Digital Shades qui grille un câble à force de contempler la décrépitude du monde. „I“, c’est Caterina Barbieri qui regarde un ciel gris en forme de cendrier. „I“, c’est Fuck Buttons qui injecterait de l’électro-acoustique à son roller-coaster frénétique, de l’industriel à la musique classique. „The Cessation Of Reasons“ trouverait sa place entre le dogme „No Reason“ de Quentin Dupieux (ce qui fait sens si l’on se tourne vers le passé du cinéaste en tant que musicien sous le nom de Mr Oizo) et David Lynch („La vie n’a pas de sens alors pourquoi mes films en auraient?“). Emplissons-nous la tête de Musique Infinie.

2. Brucherò Nei Pascoli – „Palo“

La tournée s’intitule Punk is Dad. Brucherò Nei Pascoli, trio milanais, est en effet punk, poil à gratter, désopilant, menaçant, aussi bien dans la démarche, insolente, que dans les variations sonores, inventives. Distorsion des voix et guitares frappées, batterie fracassante et lignes mélodiques entêtantes: il y a de quoi rire (nerveux) et de quoi pleurer (de rire). Sur „Ghicci ghicci“, le rap-punk italien bascule en anglais. Dans „Teniamoci stretti“, la pulsation du beat et le cœur battent en pente. „Piccoli fuochi“ est une ballade douce-amère qui fait du surplace, paralysée par la nostalgie. La litanie d’ouverture s’intitule „Palle piene“, traduisible par „Plein le cul“. Brucherò Nei Pascoli gueule sur tout ce qui bouge et donne envie de bouger sur tout ce qu’ils gueulent. Vu en live à la Kulturfabrik, le groupe dépote.

3. Nabiha Iqbal – „Dreamer“

Nabiha Iqbal ne s’arrête jamais. Entre ses collaborations avec le photographe Wolfgang Tillmans et l’artiste Zhang Ding, la composition de la musique du Prix Turner ou sa participation à la rétrospective Basquiat au Barbican, l’Anglaise a trouvé le temps d’enregistrer de nouvelles chansons. Problème: son studio a été cambriolé, ses compositions se sont envolées. Ajoutons à cela des drames familiaux, un burn-out et un confinement dans son pays natal, le Pakistan. „Dreamer“ est le résultat de ces dos d’âne et turpitudes. Le disque valide cette théorie qui dirait qu’il faut souffrir pour faire du beau. L’animatrice radio, DJ, compositrice, multi-instrumentiste, conservatrice et conférencière (le CV est long comme un bras) livre dix titres enveloppants, spirituels et sensuels. Son chaudron intègre des drones d’harmonium, du sitar, des guitares acoustiques, de l’electronica, de la deep house, de la space pop, du talk over, du chant cotonneux et des silences pour respirer. Cocteau Twins sont téléportés dans un club. Et Nabiha de rappeler que le shoegaze, c’est regarder le sol pour mieux y entrevoir le reflet du ciel.

4. Zed Yun Pavarotti – „Encore“

„Le rap français est si peu rock“, déplorait Orties il y a dix ans. Le seul groupe rap-goth hexagonal des années dix voyait juste en son temps. Sauf que le futur en a décidé autrement. Le rap français propose désormais des productions hybrides sans crainte de se vautrer. En 2022, avec son concept-album „L’Amour“, Disiz faisait de la pop sentimentale qui devait autant au R&B qu’à Laurent Voulzy; il nous a d’ailleurs gratifiés cette année de bonus excellents („Mode D’Emploi“, „Dandy OG“…). En 2023, la rappeuse Asinine sort une petite poignée de super morceaux: c’est rap, sombre, techno, rock’n’roll, presque dream pop, sinon nightmare pop. Une petite sœur d’Orties en puissance. Avec „Encore“, Zed Yun Pavarotti sort un disque de rap très rock et pop. Sauf s’il est transcendé par l’autotune, le phrasé brut et âpre du rap ne permet pas aisément de chantonner; ici les mélodies dépassent celles des concurrents pop. Alors qu’en France le rock à guitares constitue une niche, Zed injecte des décharges électriques et met du vin dans son eau. Ce n’est pas tous les jours qu’un morceau de rap sonne comme du Stone Roses. Ce n’est pas tous les jours qu’un rappeur clame son amour pour Pulp. Bientôt le rap français sera si rock.

5. Ana Frango Elétrico – „Me Chama de Gato Que Eu Sou Sua“

En 1967, pendant que San Francisco vit son Summer of Love, le Brésil est emporté par la vague tropicaliste, lors du festival de musique populaire à São Paulo. Les Brésiliens ajoutent du rock à la musique traditionnelle; il s’agit non pas de rompre avec le passé mais de le moderniser. Le „Manifesto Antropofago“ d’Oswaldo De Andrade, qui a inspiré le tropicalisme, explique que le Brésil se nourrit des cultures de l’extérieur jusqu’à les cannibaliser pour mieux les digérer et proposer du neuf. En 2023, le Brésil reste un repère indispensable sur la cartographie pop; en témoigne, entre autres, „Me Chama de Gato Que Eu Sou Sua“ d’Ana Frango Elétrico. Enrobés de sanglots de saxo et de cuivres chauds, les beaux morceaux se succèdent à mi-chemin entre la chanson brésilienne classique et la production contemporaine. À l’arrivée: du disco-funk Electric Fish à la bossa-pop Insista em Mim, Ana Frango Elétrico passe du groove épicé à la suave mélancolie. Et prouve à nouveau que langue portugaise et pop font des étincelles.