Mittwoch22. Oktober 2025

Demaart De Maart

Im Nationalmuseum in Luxemburg-Stadt„Land In Motion“ zeigt, was geschieht, wenn Mensch und Natur aufeinandertreffen 

Im Nationalmuseum in Luxemburg-Stadt / „Land In Motion“ zeigt, was geschieht, wenn Mensch und Natur aufeinandertreffen 
Unser Artikel verrät, was sich hinter diesem Titel im Nationalmuseum verbirgt Foto: Tom Lucas

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Der Mensch und sein Verhältnis zur Landschaft: Um dies und mehr geht es in der Ausstellung „Land in Motion“ im Nationalmuseum auf dem Fëschmaart und auf YouTube.

Ist das Projekt Luxembourg Urban Garden (LUGA) in der Hauptstadt und in der Nordstadt – eine Kombination von natürlichen und gekünstelten Exponaten – für jedermann sichtbar, so beschreitet die Schau „Land in Motion“ im Nationalmuseum auf dem Fëschmaart diskretere, aber ganz lebendige Wege, auch im Dialog mit dem Zuschauer. Die archäologische, historische wie künstlerische Narrative umfassende Ausstellung samt interessantem Begleitprogramm ist noch bis zum 11. Januar 2026 im Museum und auf Youtube zu erleben.

Worum geht es? Das Museum hat sich zur Aufgabe gestellt, in einer „sektionsübergreifenden“ Ausstellung das wechselhafte Verhältnis von Natur und Mensch im Laufe der Jahrhunderte zu erfassen, darzustellen und die Ergebnisse dieser manchmal konfliktreichen Relation verständlich zu machen. Dies soll mit Exponaten, die auf zwei Etagen verteilt sind, plastisch erläutert werden und dabei „mehrere Sinne“ ansprechen. Zu dem Visuellen gesellt sich die inhaltliche Aufarbeitung, etwa des Konzeptes „Landschaft“, wobei dieses in diverse Entwicklungsstufen anschaulich anhand von Beispielen dekliniert wird.

Begleitet wird die Ausstellung von einem Programm, das recht vielseitig ist und selbst über ein spezielles Angebot für Kinder verfügt (Einzelheiten auf der Webseite des Museums). Verweisen wir in Sachen Begleitprogramm nur auf das Rundtischgespräch „Zu de Muechtverhältnisser tëscht Natur a Mensch“ am 17. Dezember ab 18.00 Uhr im Musée Dräi Eechelen, auf die Konferenz „Le paysage, un ‚objet‘ pictural mais aussi culturel“ von Chantal Goergel aus Paris am 27. November und auf den Vortrag „Le paysage, une valeur environnementale“ von Jean-Claude Kirpach am 4. Dezember im Museum.

Streben nach Macht im Laufe der Zeit

In der Einleitung zu den Ausstellungstexten heißt es u.a.: „Wir alle leben in dieser Welt, doch die Welt lebt auch durch uns. So wie unser Lebensraum durch unser Handeln, unser Streben nach Macht und den Lauf der Zeit geformt wird, so werden auch wir kontinuierlich durch ihn geprägt. Diese komplexe Beziehung zwischen Mensch und Natur steht im Mittelpunkt der Ausstellung und wird durch das Prisma der Landschaften betrachtet.“

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung Foto: Tom Lucas

Die insgesamt neun Kuratoren machen auf die unterschiedlichen Ansätze der Künstlerinnen und Künstler in Zusammenhang mit der Darstellung von Landschaften im Laufe der letzten Jahrhunderte aufmerksam und liefern Begriffsdefinitionen. Der Begriff „Landschaft“ sei, so ihre Meinung, nicht auf die Kunst beschränkt, tauche aber dort zum ersten Mal auf. Der Hinweis zielt auf ein Gemälde niederländischer Landschaften aus dem 16. Jahrhundert ab. Wichtig dabei sei die Sicht des „Betrachtenden“. Industrieanlagen beispielsweise waren einst bewundert, heute ist das weniger der Fall, man spricht gar vom „Ausdruck eines zerstörerischen Kapitalismus“. Der Begriff „Landschaft“ „spiegelt heute die Verbindung zwischen Natur und menschlicher Aktivität wider“.

Die „Landschaft unserer Region“ wird unter die Lupe genommen, wie auch die Entwicklung der „Interaktion des Menschen mit der Landschaft“. Diese Veränderungen wurden selbstredend von der Kunst aufgegriffen, auch das Verhältnis vom Menschen, etwa zur Arbeit in der Landwirtschaft, wird moniert. Ausführlich werden Fluss-, Industrie-, Wald- oder Agrarlandschaften mit ihren Eigenheiten und in Verbindung zu Mensch und Kunst beschrieben, Beispiele genannt, und die Schau liefert die entsprechenden Exponate.

Vier Ansichten zu „Land in Motion“

Um die Ausstellung noch lebendiger zu gestalten, wurden zwei Künstlerinnen und zwei Künstler ausgewählt, um das Thema „Landschaft“ und ihr persönliches Verhältnis dazu im Eigenleben und in ihrer Kunst zu schildern. Jamie Armstrong präzisiert, dass diese auf YouTube sichtbaren Interviews zum einen, wie bereits angedeutet, das persönliche Verhältnis zur Landschaft sowohl auf emotionaler als auch philosophischer Ebene ansprechen, und zum Zweiten geben die Befragten anhand eines ihrer Kunstwerke Erklärungen zu ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit dem nicht nur theoretischen Begriff „Landschaft“, sondern ihrem Dasein in unserer aktuellen Realität.

Die vier Auserwählten haben sich in der Vergangenheit recht unterschiedlich mit der Natur beschäftigt und/oder Elemente des Naturguts in ihren Werken eingesetzt, etwa die Äste nutzende Bildhauerin Katarzyna Kot, die diese zu Kränzen flechtet, oder Marco Godinho, der das fließende Element Wasser bereits in mehreren seiner Arbeiten thematisierte, derweil bei Serge Ecker die fotografische Palette breitgefächert ist und die Zeichnerin/Malerin Anna Recker in ihren imaginären Landschaften bekanntlich gerne auf strenge, teils geometrische und metaphysische Figuren/Muster und steinerne Oberflächen zurückgreift. Sie erklären sich auf YouTube. Ihre Positionen wollen wir hier bewusst nicht kommentieren. Jedem steht frei, diese zur Kenntnis zu nehmen und zu interpretieren. Der interessierte Besucher bewegt sich so außerhalb des Museums und trifft die Künstlerinnen und Künstler in einem passenden Ambiente.

Vom gepflügten Flur zum Wassergeist

Eine Etage tiefer, im zweiten Teil, befinden sich Bilder als Zeitzeugen von sich wandelnden „Industrielandschaften“, etwa in Belval, Esch/Alzette, Wiltz oder Düdelingen, mit einem beeindruckenden Gemälde der Hochöfen in Esch/Alzette von Harry Rabinger und einem Panorama-Foto von Nelly Moia. Arbeiter, ein Erzblock und Minette-Landschaften zeugen von bewegten Zeiten, u.a. auch mit Lichtbildern von Serge Ecker aus den 80er-Jahren. So wie beim „bösen Wolf“ wird auch hier eine Geschichte anhand eines Bildes erzählt. Es geht die Rede von der „wilden Frau aus den Felsen“ rund um Lasauvage, einer Figur, die der Ortschaft ihren Namen gegeben haben soll.

Auch die Hochöfen tauchen in der Ausstellung auf
Auch die Hochöfen tauchen in der Ausstellung auf Foto: Tom Lucas

Die Schau gliedert sich in vier Abteilungen auf zwei Etagen. Pierre Blancs Gemälde einer Bäuerin auf dem Felde (1906) führt im ersten Teil in die „Agrarlandschaft“, die auch mit Fotos und einer Skulptur von Léon Nosbusch (1929) illustriert wird, ein. Das Kapitel der „Waldlandschaften“ zeigt u.a. das Bild „Château de Hollenfels“ von Barend Cornelius Koekkoek aus dem Jahre 1847 sowie ein Buffet (Ende des 19. Jahrhunderts) und ein wertvolles Glas aus dem 18. Jahrhundert. Dann wird in eine Spielrunde für Kinder mit der Saga vom „bösen Wolf“ übergeleitet. Kindern werden hier ein Heft mit Motiven zur Expo sowie Stifte zum Malen und Bildchen zum Kleben angeboten.

Mit den „Flusslandschaften“ schließt sich der Kreis der Natur: drei Fotos der Künstlerin Su-Mei Tse (die im Rahmen der LUGA im Stadtpark aktuell eine Stein-Installation zeigt) zum Thema „Reflexion“ (Spiegelung), ein Plakat über die Weinstraße entlang der Mosel, Bilder und Videos von Alzette und anderen Flüssen sowie eine monumentale Erinnerung an die Überschwemmung vom 16. Januar 1918 in Stadtgrund, zwei historisch geprägte Ansichten/Karten und eine SW-Zeichnung einer Mosellandschaft, die den Besucher einlädt, sich niederzulassen und sich dem „Wassergeist aus der Tiefe“, alias Kropemann, zu widmen. Blätter und Stifte liegen bereit, jeder Besucher darf eine Zeichnung mit eigenen Eindrücken anfertigen und diese an einer Wand zur Schau stellen.

Infos

„Land in Motion. Transforming People and Nature“ im Nationalmuseum auf dem Fëschmaart, dienstags bis sonntags noch bis 11. Januar 2026. Eintritt frei. Die Positionen der Künstler sind auf dem YouTube-Kanal „Nationalmusée um Fëschmaart“ zu sehen.
Details zum Begleitprogramm auf nationalmusee.lu.

Eingangs des zweiten Teils der Expo können Interessierte gleichfalls ihr Verhältnis zur Natur auf einem in Blatt-Form vorbereiteten Papier schriftlich verewigen und dieses ganz persönliche Blatt auf den „Baum der Erkenntnis“ hängen – das Publikum wird also gleich mehrmals in die Dynamik der Ausstellung „Land in Motion“ eingebunden. Lehrreich allemal, zumal die Ausstellung auch nach der Ferienzeit nicht vorbei ist, sodass Schulkinder diese mit ihrem Lehrpersonal besuchen und sich in die Problematik der teils konfliktreichen Beziehung zwischen Mensch und Natur einfühlen können.

RCZ
28. August 2025 - 19.38

Wenn die Gemeinde Destruktoren mit den lärmenden, Luftverpestenden 2 takt Rasentrimmer vorbeikommen bleibt von dem tiny Forrest nur noch Verstümmelung übrig! Die haben ja nur 'sauber' gemacht!.......🪚🪵🍂🍁