AustralienLändlicher Exodus nach den Buschfeuern: Backpacker sollen beim Wiederaufbau helfen

Australien / Ländlicher Exodus nach den Buschfeuern: Backpacker sollen beim Wiederaufbau helfen
Nicht nur unzählige Tiere wie das sechs Monate alte Känguru Diego haben bei den Feuern gelitten – da ganze Gemeinden abgebrannt sind, befürchten die Australier eine verstärkte Landflucht Foto: AFP/Eric Cabanis

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Schon jetzt drängt sich der Großteil der 25 Millionen Australier in den wenigen großen Städten an der Küste zusammen. Die schrecklichen Buschfeuer könnten diesen Trend nun verstärken, fürchten Ökonomen. Die Regierung will mit Geld und Backpackern dagegen angehen.

Die schlimmen Buschfeuer in Australien haben Narben hinterlassen, nicht nur in der Landschaft, sondern auch in der Seele der Menschen. Nachdem mehrere tausend Häuser verbrannt sind – darunter ganze Innenstädte regionaler Ortschaften –, haben viele Menschen ihr Zuhause verloren. Ökonomen warnen deswegen, dass die bereits angelaufenen Wiederaufbaumaßnahmen möglicherweise nicht ausreichen werden, um einen ländlichen Exodus aufzuhalten. Shane Oliver, Chefökonom beim Investment-Manager AMP Capital, sagte dem australischen Sender ABC, dass die Landflucht nach der Naturkatastrophe nochmals zunehmen werde.

Regionale Zentren seien zuvor schon mit zahlreichen Problemen konfrontiert gewesen, darunter der Niedergang des verarbeitenden Gewerbes und die anhaltende Dürre, die die Landwirtschaft immer schwieriger gemacht habe. „Viele Leute denken wahrscheinlich darüber nach, (vom Land) in die Städte zu ziehen“, sagte Oliver. „Die Menschen machen sich Sorgen, dass sie keinen Job haben, und sind in Versuchung, das (Versicherungs-)Geld zu nehmen und wegzuziehen.“ Das sei „wirklich traurig“ und werde sich „nachhaltig“ auswirken, sagte der Experte.

Einige Gemeinden werde man zwar so wiederaufbauen, dass das Risiko, erneut abzubrennen, verringert werde, doch vielen Gemeinden fehle eine grundlegende Widerstandsfähigkeit, so der Ökonom. Aktuelle Untersuchungen zeigen zudem, dass Haushalte in den großen Städten Sydney, Melbourne und Brisbane finanziell deutlich besser dastehen als Haushalte in regionalen Gebieten, die durch Naturkatastrophen und ein langsameres Beschäftigungswachstum dramatisch zurückgeblieben sind.

Auch Freiwilligenarbeit wird angerechnet

Die australische Regierung will diesem Trend entgegenwirken. Nach den verheerenden Bränden – bei denen mindestens 33 Menschen ums Leben kamen und über zwölf Millionen Hektar Land abbrannten – hat sie großzügige Mittel für den Wiederaufbau der betroffenen Regionen zugesagt. So wurde ein Wiederherstellungsfonds in Höhe von zwei Milliarden australischen Dollar (umgerechnet über 1,2 Milliarden Euro) eingerichtet. Unter anderem soll Kleinstunternehmern unter die Arme gegriffen werden, die durch den Geschäftsausfall teilweise vor dem Bankrott stehen.

Außerdem wurden die Bestimmungen rund um das Working-Holiday-Visum gelockert. Bisher durften Backpacker nur maximal sechs Monate beim selben Arbeitgeber bleiben. Diese Frist wurde nun auf ein Jahr erhöht. Die Rucksacktouristen sollen den zerstörten Gemeinden helfen – und zum Beispiel beim Räumen verbrannter Flächen, aber auch beim Wiederaufbau und bei der Reparatur von Häusern und Straßen unterstützen. Momentan werden etwas über 200.000 Visa pro Jahr ausgestellt. Maximal können Backpacker auf diese Weise drei Jahre in Australien leben, reisen und arbeiten. Um das Visum jedoch vom ersten auf ein zweites Jahr zu verlängern, müssen die jungen Urlauber 88 Arbeitstage auf dem Land gearbeitet haben, für ein drittes Jahr müssen sie sich noch mal weitere sechs Monate in einer ländlichen Region verpflichten.

Bisher konnte man nur bezahlte Arbeit für die Visa-Genehmigung anrechnen lassen, nun soll aber auch Freiwilligenarbeit in den Katastrophengebieten gelten. Mit diesen Neuerungen hofft Einwanderungsminister Alan Tudge, Farmern und Geschäften wieder auf die Beine zu helfen und der regionalen Wirtschaft letztendlich wieder Aufschwung zu verleihen.