Montag20. Oktober 2025

Demaart De Maart

Energiewende auf der StraßeLaden statt Tanken: Luxemburgs Weg zur Elektromobilität

Energiewende auf der Straße / Laden statt Tanken: Luxemburgs Weg zur Elektromobilität
Abendlicher Stau auf der A3: Tankstellen, Antriebe und Mobilitätskonzepte stehen vor großen Veränderungen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Mit tausenden Ladepunkten, Netzausbau und Fotovoltaik entlang der Autobahnen will das Land für die Mobilitätswende gerüstet sein. Doch auch Tankstellen, Jobs und alternative Antriebe stehen vor tiefgreifenden Veränderungen.

Die Energiewende betrifft nicht nur die Stromproduktion, sondern auch den Verkehr. Luxemburgs vorige Regierung setzte klare Akzente, um die Elektrifizierung des nationalen Fuhrparks voranzutreiben. Der Anteil der Elektroautos an der gesamten Automobilflotte Luxemburgs liegt inzwischen bei rund acht Prozent. Bis 2035 – und insbesondere danach – dürfte dieser Anteil weiter steigen. Luxemburg hält dabei sowohl an seinen eigenen Zielen als auch an jenen der Europäischen Union fest. Diese hatte im März 2023 beschlossen, den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren ab 2035 zu verbieten. Bleiben dem Großherzogtum also noch zehn Jahre, um die Infrastruktur entsprechend anzupassen.

3.000


Rund 3.000 öffentliche Ladepunkte stehen in Luxemburg zur Verfügung

Luxemburg verfüge über eine besonders leistungsfähige Ladeinfrastruktur, betont das Wirtschaftsministerium gegenüber dem Tageblatt. Stand August 2025 seien 666 Chargy-Säulen mit jeweils zwei Ladepunkten in Betrieb, ergänzt durch 82 SuperChargy-Schnellladepunkte. Insgesamt stünden derzeit rund 3.000 öffentliche Ladepunkte zur Verfügung, davon 520 Schnellladepunkte. Weitere 671 Ladepunkte – darunter 199 Schnellladepunkte – seien bereits genehmigt und sollen in den kommenden Monaten installiert werden.

„Das macht Luxemburg zu einem der am besten ausgerüsteten Länder Europas zur Unterstützung von Elektromobilität“, meint das Wirtschaftsministerium. Der Ausbau werde kontinuierlich fortgesetzt, um den steigenden Bedarf zu decken und eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen.

Schwedens Vorstoß: Laden während der Fahrt

Während Luxemburg auf ein Netz von Ladepunkten setzt, geht Schweden neue Wege: Zwischen Hallsberg und Örebro entsteht ein 21 Kilometer langer Autobahnabschnitt mit in die Fahrbahn integrierter Ladeinfrastruktur. Dabei werden zwei Ansätze kombiniert: eine konduktive Methode über Stromschienen im Asphalt sowie eine induktive Variante per elektromagnetisches Feld. Der Vorteil: Batterien könnten künftig kleiner ausfallen. Doch die Kosten sind hoch – der Bau schlägt mit rund 2,7 Millionen Euro pro Kilometer zu Buche.

In Luxemburg sei derzeit kein vergleichbares Projekt vorgesehen, wie das Wirtschaftsministerium auf Tageblatt-Nachfrage hin mitteilt. Die Regierung verfolge solche innovativen Projekte allerdings mit großem Interesse, um die daraus resultierenden Erkenntnisse in eigene künftige Projekte einbinden zu können.

Ladestationen allein reichen nicht

Die energetische Umstellung erfordert jedoch nicht nur Ladestationen, sondern auch leistungsfähigere Netze. Um den steigenden Strombedarf „zu bewältigen und eine sichere sowie nachhaltige Energieversorgung für Luxemburg zu gewährleisten, planen die nationalen Netzbetreiber robuste und widerstandsfähige Netze, welche in der Lage sind, eine Vielzahl zusätzlicher Erzeugungseinheiten auf Basis erneuerbarer Energien zu integrieren und eine große Anzahl von Elektrofahrzeugen und Wärmepumpen zuverlässig mit Strom zu versorgen“, erklärt das Wirtschaftsministerium.

Luxemburgs Stromnetz muss künftig eine Vielzahl zusätzlicher „Erzeugungseinheiten“ integrieren sowie eine große Anzahl an Elektrofahrzeugen und Wärmepumpen versorgen. Der Netzbetreiber Creos hat die bestehende Infrastruktur im „Scenario Report 2040“ analysiert und zukünftige Anforderungen bewertet. Die Ergebnisse flossen in den „Netzentwicklungsplan 2024-2034“ ein, der bis 2034 konkrete Maßnahmen vorsieht und den Bedarf bis 2040 antizipiert.

Das „Projekt 380“ von Creos und dem deutschen Übertragungsnetzbetreiber Ampiron umfasst mehrere Maßnahmen zur Sicherung der zukünftigen Energieversorgung, darunter den Bau einer neuen 380-kV-Höchstspannungsleitung zwischen Luxemburg und Deutschland, eine große Umspannanlage sowie die Modernisierung des Netzes.

Fotovoltaik entlang der Autobahnen

Parallel dazu wurde das Potenzial großflächiger Fotovoltaikanlagen entlang der Autobahnen geprüft, wie das Wirtschaftsministerium mitteilt. In einer ersten Phase lag dabei der Fokus auf der im Ausbau befindlichen A3. Die daraus resultierenden Empfehlungen könnten noch in die laufenden Arbeiten einfließen.

„Da die direkt an eine Autobahn angrenzenden Grundstücke nur sehr begrenzt verfügbar sind, umfasst die Studie auch staatliche und private Flächen in einem größeren Korridor um die Autobahnen herum“, geht aus einem Kommuniqué zur Studie vom September 2024 hervor. Erste „vielversprechende Flächen“ seien bereits identifiziert und die Eigentümer auf staatliche Fördermittel hingewiesen worden.

In einer zweiten Phase folgte die Analyse des gesamten 165 Kilometer langen Autobahnnetzes, einschließlich Raststätten und Parkplätze. Die Ergebnisse sollen im September 2025 veröffentlicht werden. Konkrete Pläne zur Umsetzung gebe es zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht, die Studienergebnisse sollen allerdings in künftige Projekte mit einfließen.

Von der Tankstelle zum Multi-Energie-Hub

Auch Tank- und Raststätten stehen vor einem Wandel. Zwar ermöglichen SuperChargy-Stationen deutlich kürzere Ladezeiten, sie reichen aber noch nicht an das Tempo klassischer Sprit-Zapfsäulen heran. „Die Entwicklung von klassischen Autobahntankstellen hin zu sogenannten Multi-Energie-Hubs ist ein zentraler Bestandteil der zukünftigen Mobilitäts- und Energieinfrastruktur“, betont das Ministerium. Konkrete Konzepte müssten allerdings noch ausgearbeitet werden.

Einige Tätigkeiten werden sich wohl ändern. Gleichzeitig werden durch neue Projekte eine große Anzahl an Arbeitsplätzen geschaffen.

Wirtschaftsministerium

„Während sich die zukünftigen Bedürfnisse der Autobahnkunden abzeichnen, analysieren die zuständigen Abteilungen der Ministerien die Situation und erarbeiten verschiedene Optionen“, sagt das Ministerium. Die Umstellung auf Elektro bringt neben dem wechselnden Energieträger sicherlich auch eine Veränderung des Tankverhaltens der Autofahrer und damit auch der Rolle der Tankstellen mit sich. Es zeichnet sich ab, dass Fahrzeuge nicht mehr primär an Tankstellen, sondern – wenn möglich – zu Hause oder am Arbeitsplatz geladen werden. Damit verändert sich auch die Rolle der Tankstellen.

Mehr als nur die Elektro-Schiene fahren

Was das für die betroffenen Arbeitsplätze bedeutet, muss sich erst noch zeigen. Der „Plan national intégré en matière d’énergie et de climat du Luxembourg pour la période“ (PNEC) sehe vor, dass „der nachhaltige Übergang gerecht und sozial sein muss, damit niemand bei der Wende zurückbleibt“, wie das Wirtschaftsministerium betont. Die Regierung wolle „bestehende Arbeitsplätze schützen, insbesondere in den Sektoren, die vom Technologiewandel betroffen“ sind. Doch „einige Tätigkeiten werden sich wohl ändern“, prophezeit das Ministerium. „Gleichzeitig werden durch neue Projekte eine große Anzahl an Arbeitsplätzen geschaffen und es entwickelt sich eine wichtige Aktivität in diesem Sektor.“

Elektromobilität soll jedoch nicht die einzige Option bleiben. „Wie im Koalitionsvertrag der Regierung festgehalten, setzt sich Luxemburg für Technologieneutralität ein und fördert die Entwicklung alternativer Kraftstoffe wie zum Beispiel Wasserstoff“, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Bei der Planung der Infrastruktur sollen daher künftige technologische Entwicklungen berücksichtigt werden.


Lesen Sie auch:
– Nach Jahren des rasanten Wachstums/ Zahl der verkauften Elektroautos in Luxemburg ist rückläufig

I. Meierle
2. September 2025 - 19.38

So wie es sich gehört, Steve

Steve
2. September 2025 - 10.32

@ Meierle / Wie gewohnt ein sehr kluger Kommentar Herr Meierle.

fraulein smilla
2. September 2025 - 8.48

@ Merle Kreative Zerstoerung ( Schumpeter ) wird es wohl immer geben , aber das Ende des Verbrenners in Europa hat damit nicht die Bohne zu tun . Das Verdienst Henry Fords war nicht das Fliessband , das das Automobil erst erschwinglich machte . Auf diese Idee waren vor ihm schon andere gekommen .Er hatte die geniale Idee seinen Arbeitern so viel Lohn zu bezahlen dass diese sich den Ford T auch leisten konnten .

I. Meierle
1. September 2025 - 11.47

Sattler sind nicht ausgestorben, eher im Gegenteil, z. B. kommen die Ledersitze der Autos hinzu! Vorher Infos über die Arbeiten des Berufs einholen, bevor man Behauptungen aufstellt. Strassenkehrer sehe ich täglich, die den Unrat aufkehren müssen, den die Unzivilisierten hinterlassen - mit oder ohne Hund! Kutscher sind ersetzt durch Chauffeure. Neue Jobs oder Ersatz, wo ist der Unterschied? Ein Jockey ist mit Sicherheit nicht gleichzeitig Stallbursche. Pferde werden heute noch ausgebeutet, besonders in südlichen Ländern, wenn sich vollgefressene, z.T. alkoholisierte Touristen von alten, ausgemergelten Kleppern durch die Landschaft kutschieren lassen, deren Pause sich in der prallen Sonne abspielt! Früher mussten sich Pferde unter Tage abrackern usw. In Ihren Aufzählungen ist kein Beruf komplett verschwunden.

Michaux Merle
31. August 2025 - 19.20

@Smilla

Klar, das Auto hat neue Jobs geschaffen – aber der Vergleich hinkt wie ein altes Muli.

Vor dem Auto gab’s riesige Branchen rund ums Pferd: Stallburschen, Hufschmiede, Kutscher, Sattler, Heuwirtschaft, Peitschenmacher, Kutschenbau, Straßenkehrer (Pferdehaufen!) und sogar Tierärzte mit Spezialisierung auf Koliken.

Das alles verschwand fast komplett. Und viele der Autojobs kamen nicht zusätzlich, sondern als Ersatz.

Dazu: Pferdewirtschaft war dezentral, lokal und arbeitsintensiv. Autos führten zur Automatisierung, Zentralisierung und Massenproduktion – weniger Leute, mehr Maschinen. Henry Ford war nicht gerade für seine Arbeitsplatzsicherheit berühmt.

Natürlich entstanden neue Industrien – Reifen, Öl, Werkstätten. Aber zu behaupten, das Auto habe mehr geschaffen als zerstört, ist spekulativ und hängt davon ab, welche Jobs man zählt. Ersatz ≠ Zuwachs.

Michaux Merle
31. August 2025 - 19.18

@Tesla

Ach echt? Norwegen hat das wohl nicht mitbekommen – da baggern seit Jahren vollelektrische 30‑Tonner friedlich durch die Fjorde. Oslo baut sogar ganze Baustellen emissionsfrei: elektrische Bagger, Lader, Kräne, alles da. Und sie kippen trotzdem noch Erde, keine Träume.

LKWs? Kein Problem. Die EU schreibt Pause nach 4,5 Stunden vor – perfekt zum Laden.
Volvo, Scania, Mercedes: alle haben Elektro-LKWs mit 300–500 km Reichweite jetzt schon auf der Straße. Und nein, sie werden nicht von 20.000 Doppela-Stromträgern angeschoben.

Flugzeuge? Noch ein Sonderfall – aber Hybrid- und Kurzstreckenmodelle fliegen längst testweise. Sag bloß nicht „nie“ – Norwegen will ab 2040 Inlandsflüge elektrisch.

Und die nehmen das ernst: Das ist das Land, wo sogar die Fähren elektrisch sind.

Fazit: Die Zukunft ist da. Sie brummt nur leiser.

K1000
31. August 2025 - 15.27

Das Elektoauto wurde vor dem Benzinmotor und dem Dieselmotor erfunden....................und wird sich trozdem NIE gegen sie durchsetzen !!!!!!!!!!!!!

Tesla 2.0
31. August 2025 - 9.23

Die Staus werden sich auf den Straßen auf lösen! Warum? Weil sie vor die Ladestationen verlegt werden.
Aber Spaß bei Seite. Der Wasserstoffmotor wird nach dem Batterienflop Einzug halten. Das ist ziemlich sicher. Schwere Maschinen wie LKW,Bagger,Flugzeuge etc. sind nicht mit Batterien zu betreiben,mit Wasserstoff schon. E-Autos sind für die City und Umgebung. Der Holländer der mit Wohnwagen nach Nizza will wird nicht mit Batterie fahren.Aus Zeitgründen.

fraulein smilla
30. August 2025 - 16.49

@Kantt Luus Jeder blamiert sich so gut er kann . Das Automobil hat bestimmt mehr Arbeitsplaetze geschaffen als es vernichtet hat und die ersten Automobile waren eigentlich Kutschen mit Motor .

Kantt Luss
30. August 2025 - 14.34

@fraulein smilla

Die Einführung von Benzinautos hat damals auch hunderttausende Kutschenbauer, Peitschenhersteller und Pferdeställebesitzer unnöting gemacht.

Wir nennen das 'Fortschritt'.

Lucilinburhuc
30. August 2025 - 8.53

Ich fahre voll elektrisch und -leider- auch hybrid. Hybrid wegen Reichweitenmangel.
Mein Anteil an Benzin verbrauch beim Hybrid liegt momentan bei unter 5 %. Daher mein Aufruf: Hybridfahrzeugen mit elektrischer Reichweite von +/- 100 km, bitte wieder fördern !!!

Dunord Hagar
29. August 2025 - 12.35

An meiner Stammtankstelle gibt es keine Ladesäulen.... darum ist es auch meine Stammtankstelle!
Wenn ich mal fremdgehen muss, fällt mir auf, dass vor den elektrischen Tanksäulen fast nie ein Auto steht.

fraulein smilla
29. August 2025 - 12.13

Weil Elektroautos eigentlich Batterien auf Raedern sind , muessen wohl die meisten Reparaturbetriebe dicht machen resp Stellen abbauen . Die meisten Zulieferer werden dann auch nicht mehr gebraucht . Dieser Wahn wird europaweit 500000 Arbeitsplaetze kosten , Dabei ist die Verbrennertechnologie eine der wenigen wo Europa noch fuehrend ist . Danke EU !

Jos
29. August 2025 - 11.35

Elektromobilität ist und wird ein Flop bleiben. Der Normalo soll elektrisch fahren. Nicht betroffen die Regierung, die Polizei, die Armee, die Feuerwehr, die Ambulanzen u.s.w. u.s.f. Alle die immer bereite Fahrzeuge brauchen mit grosser Reichweite, starken Motoren und alles was Verbrenner noch so bieten . Dies ist meine persönliche Meinung.

Jemp
29. August 2025 - 10.18

Auch zu Hause kostet die kwh mittlerweile weit ueber 30ct, besonders beim Laden mit 11kw. Durch die neue Stromtransportkostenregelung, die bei einem Verbrauch von ueber 3 kw den Strompreis in schwindelnde Hoehen treibt, ist sogar das Laden zu Hause nicht mehr rentabel, nicht mal bei einem Kleinwagen. Wer keine Solaranlage mit Ueberschussladeautomatik hat, sollte lieber einen Verbrenner kaufen.

canis-lupus
29. August 2025 - 10.17

dat ass Näicht fiir mëch, da gin ëch léiwer zu Fouëss..

goelff jean-pierre
29. August 2025 - 10.05

It's a long,long way........Zuerst einmal die tausend Baustellen auf unseren Strassen zu Ende bringen wäre schon nicht so übel!

Mire
29. August 2025 - 9.24

Was fehlt ist nicht eine bessere Ladeinfrastruktur sondern bessere Preise an den Ladestationen. Über 40 ct pro kW an langsamen Chargy Ladesäulen ist weit übertrieben. Da kommt Diesel fahren fast auf den gleichen Preis aber das E-Auto ist teurer in der Anschaffung und der Wertverlust ist auch höher.

Grober J-P.
29. August 2025 - 9.04

"Ladestationen allein reichen nicht" Jawoll, E-Mobilität muss man sich leisten können. Mit meinem alten Diesel bin ich von Rumelingen nach Huldange für 8,78 € gefahren. Dann probiere man mit einem E-Mobil an einem Superchargy geladen. Entweder verdoppelt man den Dieselpreis oder halbiert den Strompreis an der Ladesäule.

Nomi
29. August 2025 - 8.45

"Potenzial großflächiger Fotovoltaikanlagen entlang der Autobahnen"

Firwaat net als eischt ob den Daecher vun den Staatsgebai'er an ob Fabrikshaalen Photovoltaik installei'eren. Do brauch een dann keen Terrain ze versigelen !!

Bautenreglementer eso'u adaptei'eren dass , wann meiglech, den Dach eng Suedseit huet ohni Fensteren ?