KunsteckeKultur in der Zahl

Kunstecke / Kultur in der Zahl
Kunstbetrachtung: Bei Museen ist es notgedrungen schwierig, Aufnahmekapazitäten zu definieren Foto-Archiv: Editpress/Hervé Montaigu

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Mit dem Kulturentwicklungsplan, der nach wie vor die Richtlinie für die aktuelle und kommende Kulturpolitik ist, wurde dieser Bereich eingehender unter die Lupe genommen. Das statistische Amt (Statec) hat mit seinem aktuellen „Panorama culturel“ Zahlenmaterial bis 2022 bereitgestellt – Daten, die belegen, dass dieser Sektor nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich eine Rolle spielt. Die Pandemie hat jedoch die Besucherfrequenz von 2019/20 um 19% gesenkt.

Wenn übers Wochenende mit großem Aufwand die heimische Entscheidung zum Europäischen Gesangswettbewerb ESC in Anwesenheit gleich mehrerer Minister und des Kammerpräsidenten getroffen wurde, so sagt das etwas über den Stellenwert dieser Veranstaltung im öffentlichen Leben aus. Das Großherzogtum hat damit nicht nur an eine lange und fast vergessene Tradition angeknüpft, nein, es will mit dieser Teilnahme auch etwas für sein Image tun und wirtschaftlichen Nutzen daraus ziehen. So etwa hat Ex-Premier Bettel, der dieses Projekt vorangetrieben hat, die ganze Mühe der Verantwortlichen und die bereits in die Luxemburger ESC-Kandidatur getätigten Investitionen gerechtfertigt.

Zirka 1.300 Kulturbeschäftigte

Man kann bei der Bewertung eines kulturellen Events anderer Meinung sein, den Schwerpunkt eher auf das künstlerische Moment denn auf den ökonomischen Nutzen setzen. Letzte Zahlen zur Ausgestaltung des Luxemburger Kulturbetriebes besagen in der Tat: Der Kulturbereich ist wirtschaftlich und beschäftigungsmäßig allemal interessant. 2022 wurden in den Sparten „Museen und Schlösser“ 534 Beschäftigte gezählt, im Bereich szenischer Aufführungen waren es 630 und im Kinosektor noch 114, ergo waren insgesamt 1.278 Personen in Sachen Kultur beschäftigt – eine Größenordnung, die von 2019 bis 2022 eher stabil geblieben ist. Unter dem Strich gab es weniger Frauen als Männer, vor allem durch eine stärkere männliche Vertretung bei den „Scènes de spectacle“.

Statec hat dabei nur kulturelle Institutionen in seine Erhebungen einbezogen, private Galerien etwa sind nicht berücksichtigt. 

Museale Einrichtungen wurden deren insgesamt 53 gezählt, derweil nur fünf Schlösser aufgelistet werden; 27 Bühnenhäuser und 15 Kinos wurden berücksichtigt. Ist es bei Museen und Schlössern schwierig, Aufnahmekapazitäten zu definieren, so boten die angegebenen Bühneneinrichtungen insgesamt 24.560 Plätze, während es bei den Kinos im ganzen Land zusammengerechnet 6.350 Sitzplätze waren. Zu den Kulturhäusern mit Raum für Bühnenspektakel dürften wohl auch einige Konzertsäle gehören. Diesbezüglich könnte man die erhobenen Daten der Klarheit wegen in Zukunft noch weiter detaillieren.

Pandemie und Post-Pandemie

Wie stand es nun mit dem Besuch kultureller Veranstaltungen und/oder Museen und Schlösser? Für diese beiden Kategorien wurden globale Daten angegeben, etwa 1.070.418 Besucher im Jahr 2019, dann im Jahr der Pandemie 2020 nur noch 445.617 verkaufte Tickets. 2021 wurden mit 619.608 und 2022 mit 981.150 Eintritten wieder höhere Besucherzahlen notiert. Zwar verfügen wir für 2022 über keine Einzelheiten, aber das statistische Amt hat in seinem letzten Jahresüberblick für das Pandemie-Jahr 2021 dem Mudam 71.330, dem MNAHA 41.743 und dem naturmuée (MNHN) 40.139 Besucher zugeschrieben. Die Expo „The Family of Man“ im Schloss in Clerf hat 2021 ganze 13.765 Interessierte angezogen.

Die „Arts vivants“ (hier Naomi Ayé bei der ESC-Kandidatenkür am vergangenen Wochenende) haben während der Pandemiejahre besonders gelitten
Die „Arts vivants“ (hier Naomi Ayé bei der ESC-Kandidatenkür am vergangenen Wochenende) haben während der Pandemiejahre besonders gelitten Foto: Vincent Lescaut/L’essentiel

Die Philharmonie in Luxemburg-Stadt war 2021 mit 72.407 Konzertbesuchern relativ erfolgreich, knüpfte allerdings noch nicht an die 215.057 aus dem Jahr 2019, also vor der Pandemie, an. Bei der Rockhal in Esch-Alzette wurden 2021 rund 14.986 Eintritte verzeichnet, während es 2019 258.785 waren. An diesen Daten wird der negative Einfluss der Pandemie auf den Kulturbetrieb wohl am deutlichsten. 2019 besuchten rund 1,2 Millionen Kinofreunde die Lichtspielhäuser, danach sank die Zahl beträchtlich und 2022 waren es bereits wieder rund 800.000. In Erwartung genauer Zahlen über die Buchverlage und die Leserschaft von Büchern von Autoren aus Luxemburg sei hier noch erwähnt, dass die Nationalbibliothek 2021 rund 37.406 eingeschriebene Nutzer zählte, während es 2.428.126 Konsultationen von digital erfassten Dokumenten gab. Die Lust auf Information digitaler und gedruckter Art ist also groß.

Stellenwert der Kultur

Anlässlich des Neujahrsempfangs im Kulturministerium hat der frisch gebackene Ressortminister diverse Ankündigungen gemacht, u.a. auch, dass man in Sachen zahlenmäßiger Aufarbeitung des Kulturbetriebes Anstrengungen machen werde – nicht nur um zu wissen, wo noch an Stellschrauben gedreht werden müsse, wo noch zusätzliche Gelder hinfließen sollen, sondern auch um den Stellenwert der Kultur in den Fokus zu rücken und ihren Platz in der Gesellschaft auch finanziell abzusichern.

Aus dem Zahlenmaterial des brandneuen „Panorama du secteur culturel“ des Statec lassen sich nicht nur negative Auswirkungen der Pandemie auf Besucherzahlen und Aktivitäten ablesen, er dokumentiert auch seine Wichtigkeit als geistiges Gegengewicht in unserer oft auf materielle Werte ausgerichteten Gesellschaft. Auch wenn die Zahlen für den Bereich der bildenden Kunst, die in all ihren Prägungen in dieser Rubrik stets im Mittelpunkt steht, nicht allzu ergiebig sind, so führen diese dennoch die Wichtigkeit dieser Kunstsparte vor Augen.