EditorialKrise statt Vorfreude: Warum die Olympischen Spiele noch nicht begeistern

Editorial / Krise statt Vorfreude: Warum die Olympischen Spiele noch nicht begeistern
 Foto: AFP/Yuri Kadobnov

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Ist Paris als Austragungsort der Olympischen Spiele 2024 die ideale Wahl? Die Einheimischen sind sich in dieser Frage mittlerweile nicht mehr ganz so sicher. 44 Prozent der „Franciliens“ (immerhin elf Prozent mehr als ein Jahr zuvor) gaben vor einem Monat in einer Umfrage von Winamax und RTL France an, die Organisation des Multisport-Events sei für die Metropole „keine gute Sache“. Als Außenstehender kann man die Bedenken nachvollziehen: Steigende Preise, beispielsweise bei der Verpflegung oder dem öffentlichen Transport (die Kosten für das simple Metro-Ticket werden sich ab Juli für Touristen verdoppeln), Massenandrang, Sicherheitsbedenken und die politischen Debatten warfen seit Wochen kein gutes Licht auf die Stadtverwaltung und das IOC.

Das Internationale Olympische Komitee hat mit seiner Entscheidung von Anfang Dezember, russische Athleten unter Auflagen starten zu lassen, für einen neuen Tiefpunkt bei der Vorfreude auf die Spiele gesorgt. Zu den Auflagen gehört für die betroffenen Sportler die Pflicht, die Qualifikationsbedingungen erfüllt zu haben, unter neutraler Flagge zu starten und die russische Offensive in der Vergangenheit nicht aktiv unterstützt zu haben. Zudem bleiben Mannschaften komplett von einer möglichen Teilnahme an den Olympischen Spielen ausgeschlossen. In Russland bezeichnete Stanislav Pozdniakov, Chef des Olympischen Komitees, diese Auflagen als „politisch“, „demütigend“ und „frei erfunden“. Zum Zeitpunkt dieser Ankündigung hatten acht russische und drei weißrussische Athleten diese Kriterien erfüllt und sind somit in Paris startberechtigt.

Die Reaktionen der unterschiedlichen Sportverbände, die sich öffentlich für einen Ausschluss starkgemacht hatten, ließen logischerweise nicht lange auf sich warten. Die Ukraine zog nach Bekanntwerden der Entscheidung einen Olympia-Boykott in Erwägung, Schweden nannte die IOC-Beschlüsse „abstoßend“. „Die Entscheidung ist eine Beleidigung für die Sportler und deren höchstes Ziel: den fairen Kampf“, hieß es aus Norwegen. Doch das grüne Licht unter Auflagen war vorhersehbar – nachdem der Russland-Bann des Paralympischen Komitees bereits im September aufgehoben worden war. 

Das IOC hat es in den kommenden Monaten verpasst, eine klare Linie zu zeichnen, und ließ die Sportdisziplinen im Stich, die selbst entscheiden mussten, wie sie das politische Thema behandeln würden. Der internationale Judo-Verband ließ beispielsweise bereits im Frühjahr russische Sportler bei der Weltmeisterschaft starten – betonte aber, „Background-Checks“ durchzuführen. Aber wie konkret wird vor den Sommerspielen überprüft und kontrolliert, ob die Athleten nicht doch irgendwann einmal Teil des „Innenlebens des russischen Militärapparates“ (Süddeutsche Zeitung) gewesen sind? Wann und wo wird die Grenze gezogen? Unklarheiten wie diese, aber auch die Tatsache, dass es nach den Dopingskandalen der Vergangenheit noch immer keine Vertrauensbasis gibt, lassen im Moment noch keine Vorfreude auf die Frankreich-Spiele aufkommen. 

Und das sehen wohl nicht nur gestresste Pariser so, die sich Mitte Juli über die Sporttouristen – auf der linken Seite der Rolltreppe stehend – in einer Metrostation ärgern werden.

CG
21. Dezember 2023 - 18.35

@jung.luc.lux Und wie ist es mit Israel. Auch Israel müsste von sämtlichen internationalen Sportereignissen ausgeschlossen werden.

Schappe Léo
21. Dezember 2023 - 17.27

Dee ganz olympesch Spiller sinn nach pure Commerce an de Sport gët mëssbraucht vu Witschaft , Politik an COI Bonzen mat un der Spëtzt de Bach, fir hier Muecht an hier Finanzen oder sech perséinlech duerch Korruptioun ze bereicheren. De Baron de Coubertin dréit sech am Graf ëm. De Sport gët vum Geld beherrscht, leider!

luxmann
20. Dezember 2023 - 13.12

Und warum duerfen israelische sportler unter ihrer landesflagge antreten bei den aktuellen kriegsverbrechen ihrer regierung? Oder durften es US oder GB athleten bei den spielen 2004 nach dem ueberfallkrieg gegen irak?

Nomi
20. Dezember 2023 - 11.02

Stell dir vor, es ist Olympia und keiner geht hin ! Amplaatz emmer rem ob nei Siten ze go'en an alles fresch obzebauen, sollten se mol d'Finanzen kucken, an oefters ob di aal Siten zereck go'en. Le CON-tribuable dira Merci !

jung.luc.lux
20. Dezember 2023 - 10.41

Auf keinen Fall gegen Russen und Weissrussen antreten. Absoluter Startverbot für diese Nationen.