Die EZB stemmt sich mit einer weiteren Mammut-Zinserhöhung gegen die von Rekord zu Rekord eilende Inflation im Euro-Raum. Die Währungshüter um Notenbank-Chefin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag, die Leitzinsen wegen der Inflation erneut stark anzuheben. Sie erhöhte alle drei Sätze um jeweils 0,75 Punkte. Der wichtigste der drei Leitzinssätze, der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Banken bei der EZB Geld leihen können, liegt damit bei zwei Prozent.
Dies ist nach September die zweite XXL-Zinserhöhung in Folge und insgesamt bereits der dritte Straffungsschritt. Die Währungshüter signalisierten zugleich ihre Bereitschaft zu weiteren Zinserhöhungen: Der EZB-Rat „geht davon aus, dass er die Zinsen weiter anheben wird“, erklärte die Notenbank.
Kritik aus Rom und Paris
Nicht alle Mitgliedsländer der Eurozone sind einverstanden mit der Politik der EZB. Italiens neue Regierungschefin Giorgia Meloni etwa hatte am Dienstag kritisiert, die starke Leitzinserhöhung sei „riskant“ vor allem für Länder mit hoher Staatsverschuldung. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte gewarnt, im Kampf gegen die hohe Inflation nicht „die Nachfrage zu zerstören“.
Mit ihrem abermaligen großen Zinsschritt reagieren die Währungshüter auf den anhaltenden Preisschub. Angetrieben von den steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen infolge des Ukraine-Kriegs ist die Inflationsrate im September auf 9,9 Prozent geklettert – das höchste Niveau seit Gründung der Währungsunion. Die Teuerung hat dabei immer weitere Bereiche der Wirtschaft erfasst. Auch ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel zog die Teuerungsrate zuletzt kräftig an. Die Inflation liegt inzwischen fast fünfmal so hoch wie das Inflationsziel der Notenbank von zwei Prozent, das sie als ideal für die Wirtschaft erachtet.
Lagarde hat die Regierungen der Eurozone indes aufgerufen, sich auch weiterhin um einen Abbau ihrer Staatsschulden zu bemühen. Die Regierungen sollten eine Finanzpolitik verfolgen, „die zeigt, dass sie die hohen staatlichen Schulden schrittweise reduzieren wollen“, sagte Lagarde am Donnerstag in Frankfurt am Main. Sie plädierte gleichzeitig aber auch für Hilfen für die „Schwachen“ – wenn auch „befristet und gezielt“.
Warnung vor Rezession
Lagarde warnte, das Wirtschaftswachstum in der Eurozone könne sich in den kommenden Monaten abschwächen. Ein lange andauernder Ukraine-Krieg bleibe ein „großes Risiko“. Die Inflation werde wegen der hohen Energie- und Rohstoffpreise wohl weiter steigen. Die wirtschaftliche Aktivität habe sich im dritten Quartal wahrscheinlich deutlich verlangsamt, sagte Lagarde auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss in Frankfurt. „Und wir erwarten eine weitere Abschwächung im weiteren Jahresverlauf und zu Beginn des nächsten Jahres.“ Aus den jüngste Konjunkturdaten geht hervor, dass die Eurozone auch wegen der Schwäche ihrer größten Volkswirtschaft Deutschland auf eine Rezession zusteuert.
Zinsen für Immobilienkredite folgen im Prinzip den Vorgaben des Leitzinses oder gehen ihnen voraus. Die Banken dürften ebenfalls ihre Standards für die Kreditvergabe noch restriktiver gestalten. Höhere Zinsen treffen vor allem diejenigen, die ein neues Darlehen brauchen oder eine Anschlussfinanzierung für einen Immobilienkredit. Besonders die neuen Immobilienkredite mit festem Zinssatz dürften sich demnach weiter verteuern. (Reuters, AFP, Red.)
"Lagarde warnte, das Wirtschaftswachstum in der Eurozone könne sich in den kommenden Monaten abschwächen."
Xi macht genau das Gegenteil, keine Zinserhöhung, warum?
Danke Frau, und ich wollte gerade einen Kredit aufnehmen für Wärmepumpe und Akkus. Ist wohl jetzt hinfällig, Wirtschaft schwächt sich ja ab.
Muss wieder auf chinesische Produkte zurückgreifen, Preise bleiben dort stabil.
Wohnungssuchende sagen Danke.