FapsyluxKostenübernahme für Psychotherapie ab Januar 2022? Ein ehrgeiziger Zeitplan

Fapsylux / Kostenübernahme für Psychotherapie ab Januar 2022? Ein ehrgeiziger Zeitplan
Die Hilfe bei psychischen Problemen ist immer noch Privatsache und eine Frage des Geldbeutels. Über die Übernahme der Kosten wird seit Jahren verhandelt. Nun soll es ganz schnell gehen.  Foto: Editpress/Claude Lenert

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Es war eine kurze Sequenz am Rande der Fragestunde im Parlament vor rund zwei Wochen. In einer Antwort stellt Sozialminister Romain Schneider (LSAP) in Aussicht, dass die Kosten für eine Psychotherapie eventuell schon ab Januar 2022 übernommen werden. Der Dachverband der Psychotherapeuten (Fapsylux) hält das trotz guter Vorarbeit für ziemlich sportlich.

Die Skepsis der „Professionals“ erklärt sich durch die lange Vorgeschichte und die Schwierigkeiten, ihre Hilfe bei psychischen Problemen in administrative Verfahren zu packen. Bis vor sechs Jahren ist Psychotherapie Neuland in Luxemburg. Weder die Anerkennung des Berufsstandes noch die Gebührenübernahme ist geregelt. Und die beiden, die es regeln sollen, kennen sich nicht.

Die „Caisse nationale de santé“ (CNS) und die Psychotherapeuten, die sich im Dachverband Fapsylux zusammengeschlossen haben, sind Welten für sich. Hoffnung macht, dass sich beide Seiten seit dem Gesetz zu den Psychotherapeuten in ihren Verhandlungen in vielen Punkten nähergekommen sind. Kostenübernahme und Anerkennung der Psychotherapeuten in Luxemburg sind seit 2015 gesetzlich verankert.

Details der Verhandlungen will der Berufsverband mit Rücksicht auf die noch anstehenden Verhandlungsrunden nicht preisgeben. Das weckt zwar Optimismus, zeigt andererseits aber aktionistischen Zeitvorgaben schnell Grenzen auf. „Wir haben sechs Sitzungen mit der ,Caisse nationale de santé‘ (CNS) hinter uns, aber noch zwei vor uns“, bestätigt Delphine Prüm (43), Präsidentin der Fapsylux. Sie sind für November geplant und dürften lang und umfangreich werden.

Bis jetzt ist Hilfe immer noch eine Frage des Geldbeutels

Offen ist nämlich noch der Kernpunkt des ganzen Unterfangens: eine Gebührenordnung für die Behandlung. Die Frage, welche Leistungen in welcher Höhe abgerechnet werden, ist nach wie vor ungeklärt. Zweitens fehlt ein Rahmen für die Behandlungen von Kindern. Das hängt damit zusammen, dass die CNS anfangs die Kostenübernahme zunächst nur auf eine altersmäßig beschränkte Pilotgruppe anwenden wollte.

Das hätte diese Bevölkerungsgruppe ausgeklammert. „Wenn sie eine überschaubare Gruppe haben mit überschaubaren Pathologien, lassen sich die Kosten besser einschätzen“, erklärt sich Prüm die Position der CNS. Dass die CNS Angst vor explodierenden Kosten hat, ist bekannt. Dabei gibt es schon lange andere Ansätze. Bereits 2011 macht die Bundespsychotherapeutenkammer in Deutschland, die ähnlich wie die Fapsylux die Interessen aller psychologischen Psychotherapeuten vertritt, darauf aufmerksam, dass genau das Gegenteil der Fall ist.

In einem Statement belegt sie mit einer Langzeitstudie der Techniker Krankenkasse, dass sich mit einem in eine Psychotherapie investierten Euro ein volkswirtschaftlicher „Gewinn“ von zwei bis drei Euro ergibt. Erklärt wird das damit, dass Patienten nach einer ambulanten psychotherapeutischen Behandlung wieder arbeitsfähig sind und ihre Produktivität nicht mehr eingeschränkt ist. Sozialminister Schneiders Optimismus hängt – abgesehen davon, dass diese Geschichte lang ist und nun den dritten Amtsinhaber als Gesundheitsminister beschäftigt – auch mit Covid-19 zusammen.

Fünf Jahre nach dem Gesetz erwischt die Pandemie die Bevölkerung kalt. Alle machen in einer noch nie dagewesenen Form sehr individuelle Erfahrungen. Das hinterlässt Spuren. Was Kinder und Jugendliche angeht, ist das durch Umfragen der Uni.lu im Rahmen des Projektes „Covid Kids“ gut belegt. Aber auch Erwachsene haben zu kämpfen. „Ängste und Depressionen haben seit der Pandemie zugenommen“, bestätigt Claus Vögele, der Leiter des „Department of Behavioural and Cognitive Science“ an der Uni.lu auf Anfrage des Tageblatt. Er bezieht sich auf Studien seines Instituts zu dem Thema.

Dass ihre Praxis zurzeit ausgelastet ist und sie keine freien Plätze mehr hat, ist bei Delphine Prüm nichts Ungewöhnliches. Zeitweilig kommt das immer wieder vor. Immer häufiger aber bekommt sie derzeit am Telefon zu hören, dass sie jetzt schon der x-te Versuch ist, Hilfe zu finden. Das ist neu. Die Neuropsychologin mit einer Spezialisierung in kognitiver Verhaltenstherapie arbeitet seit 2006 selbstständig in ihrer Praxis in der Stadt. Angesichts von Momentaufnahmen wie diesen bleibt zu hoffen, dass es nun wirklich zügig weitergeht. Geld und Angebot dürfen nicht zum Totschlagargument werden, wenn es um Hilfe bei psychischen Problemen geht.

Sepp
3. November 2021 - 16.18

Das ist schön und gut dass die Psychologie-Therapien zurückgezahlt werden, ich würde sie allerdings streng limitieren. Das Schlechte daran ist, dass wieder tausende neue Geringverdiener aus dem Ausland kommen müssen um diese Therapien mit Steuern zu finanzieren. Besser wäre mal Zahnprothesen und Brillen besser zu erstatten.

viviane
3. November 2021 - 13.30

Soll das Foto eine Psychiater-Couch darstellen oder ist das die Unordnung einen kranken Geistes?