
Side by side und mittendrin: Das galt am letzten Samstag für 30 Schüler der verschiedenen Konservatorien Luxemburgs, als sie zusammen mit den Musikern des Luxembourg Philharmonic im großen Saal der Philharmonie Peter Tschaikowskys 6. „Symphonie pathétique“ und davor, sozusagen als Aufwärmer, dessen Ouvertüre zu „Romeo und Julia“ spielten. Die Leitung dieses Konzerts hatte der italienische Dirigent Giuseppe Mengoli, Gewinner des Gustav Mahler-Wettbewerbs 2023 in Bamberg. Quasi mittendrin saß auch das Publikum zwei Tage später, als eine enorm dynamische, spielfreudige und halbszenische Aufführung von Mozarts „Le Nozze di Figaro“ mit dem Kammerorchester Basel und Giovanni Antonini von Beginn an fesselte und die Zuhörer somit mitten ins Geschehen katapultierte.
Exzellentes Teamwork

Insbesondere die Holz- und Blechbläser sowie die Schlagzeuggruppe waren beim Luxembourg Philharmonic-Konzert mit Studenten besetzt. Fünf Streicherplätze sowie zwei Harfen wurden ebenfalls von den Konservatorienschülern bedient. Im Streicherapparat waren es zwei 1. Violinen, eine 2. Violine und zwei Kontrabässe. Und man muss sagen, das Orchester erreichte an diesem Abend ein exzellentes Niveau. Denn einfach haben es die Blechbläser bei Tschaikowsky nicht, doch die Studenten konnten sich mit exzellenten Leistungen beweisen. Das Gleiche galt auch für die jungen Schlagzeuger, die sich ebenfalls beachtenswert aus der Affäre zogen. Nicht zu vergessen die Holzbläser, oft ja das Herz bei Tschaikowskys Musik, die als Gruppe enorm homogen klangen. Nahtlos fügten sich dann auch die Streicher in das Gesamtbild ein, sodass das Publikum an diesem Abend exzellentes Teamwork erlebte. Dem jungen Dirigenten Giuseppe Mengoli gelang das Kunststück, Profis und Schüler zu einem homogenen Klangkörper zu formen. Die Musiker des Luxembourg Philharmonic nahmen ihre Sache als Pädagogen sehr ernst und legten oft einen Gang zurück, um die Youngsters nicht zu überfordern. Mengoli dirigierte mit weit ausladenden Gesten, legte großen Wert auf ein klares, strukturiertes Spiel, sichere Tempi und ein ausgewogenes Klangbild. Das hatte den Vorteil, dass Tschaikowskys „Romeo und Julia“-Ouvertüre ohne Zuckergruß und die 6. Symphonie ohne allzu viel Pathos auskamen.
Oper pur auch ohne Kulissen

Recht spritzig war dann auch die Interpretation von Mozarts „Le Nozze di Figaro“ durch das Kammerorchester Basel unter Giovanni Antonini, die das Publikum ab der Ouvertüre sofort in ihren Bann zog. Das Ensemble aus der Schweiz hatte bereits vor zwei Jahren mit „Cosi fan tutte“ in der Philharmonie begeistert und konnte nun mit dieser Aufführung an ihren Erfolg anknüpfen. Antonini zieht spritzige Tempi und eine frische Dynamik vor, lässt aber immer seinem spiel- und singfreudigen Solistenensemble den Vortritt. Hellhörig und mit einer wunderbaren Begleitungsfähigkeit trägt er seine Sänger, sodass diese sich in jedem Moment sicher wiegen. Das spiegelt sich natürlich in der gesamten Aufführung wider, die so lebendig gestaltet ist, dass man Kulissen erst gar nicht mal vermisst. Alles spielt sich, so wie es sein soll, zwischen den Personen ab, und das auf sehr natürliche Weise, denn einen Spielleiter scheint es nicht gegeben zu haben, zumindest wird er nicht genannt.

Erstklassige Sänger sind Garant für einen Mozart allererster Güte. Allen voran der phänomenale Figaro von Robert Gleadow, der den Charakter dieser Figur bis ins kleinste Detail erfasst und dazu mit einem prächtigen Gesang auftrumpft. Auch Anna Lucia Richter, die inzwischen ins Mezzo-Fach gewechselt ist, ist ein großes Plus dieses Ensembles. Ihre Canzona „Voi che sapete“ im 2. Akt singt sie übrigens mit wunderbaren Verzierungen. Florian Boesch beeindruckt mit seiner kräftigen, aber immer flexiblen Stimme als Graf, während Anett Fritsch, zu Beginn ein wenig steif, nach und nach zur Höchstform aufläuft. Nikola Hillebrand ist eine sehr lyrische und stimmlich schlanke Susanne, die ein passender Gegenpart zu dem burschikosen Robert Gleadow darstellt. Auch die kleineren Rollen sind mit der hochschwangeren Anna-Doris Capitelli (Marzellina), Shinyoung Kim (Barbarina), Joshua Spink (Don Basilio und Don Curzio) sowie Riccardo Novaro als Bartolo und Antonio optimal besetzt. Die kurzen Choreinlagen werden von den Basler Madrigalisten gesungen. Und nun warten wir mit Ungeduld auf Antoninis „Don Giovanni“, die dritte Mozart/Da Ponte-Oper.
De Maart
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