NachrufKommunist, Sportler, Journalist – Zum Tod von Gilbert Simonelli

Nachruf / Kommunist, Sportler, Journalist – Zum Tod von Gilbert Simonelli
Immer engagiert für die Sache: Gilbert Simonelli bei einer Veranstaltung im Escher „Café du Théâtre“ im Anfang 2007 Foto: Editpress-Archiv/Fabrizio Pizzolante

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Zum Tode von Gilbert Simonelli

Es gibt Menschen, denen man gleich ab der ersten Begegnung vertraut. Weil sie Aufrichtigkeit und Loyalität versprühen, trotz aller Widrigkeiten, die das Leben nun mal bereithält. So einer war Gibbes, Gilbert Simonelli, der vor wenigen Tagen in seinem 69. Lebensjahr unerwartet starb. Diesen Charakterzügen hatte er es zu verdanken, dass er gute Bekannte, ja Freunde auch unter jenen fand, die ihm politisch keineswegs nahestanden. Die Verbundenheit blieb, auch wenn man sich längst nicht mehr regelmäßig sah.

Gibbes war Kommunist – das ist der erste Gedanke, der in den Sinn kommt, erinnert man sich an ihn. Er glaubte daran, dass eine andere Gesellschaft möglich ist, eine gerechtere als die, die wir heute kennen. Und dass der Weg dorthin kein direkter ist, Umwege unvermeidlich sind. Das erklärt wohl auch, warum er seiner Partei bis zum Schluss die Treue hielt, auch in schlechten Zeiten. Und deren gab es viel mehr als andere.

Als Nachfahre italienischer Immigranten, als Sohn eines für die Interessen seiner Arbeitskollegen bei der Arbed kämpfenden Vaters in einer Gegend aufwachsend, wo so gut wie alle auf der Schmelz arbeiteten, war Gilberts Weg vorgezeichnet. An die Vorstellung, dass Arbeiterkinder etwas anderes tun könnten, als gleich in die Lehre zu gehen, nämlich auch „an de Lycée“, wagten sich damals nur die wenigsten Eltern. Eine Form von Bescheidenheit, die diesen Menschenschlag kennzeichnete. Dass ihm dieser andere Weg versperrt blieb, obwohl er durchaus das Zeug dazu hatte, sollte Gilbert manchmal im kleinen Kreise bedauern. Also wurde er Walzendreher bei der Arbed, ein Beruf, der ihn stets mit Stolz erfüllte.

Herkunft und Umgebung bestimmten nicht nur seinen Berufsweg. Wer im Escher Brill- und Grenzviertel Sport treiben wollte, für den gab es nur einen Verein: die Jeunesse. Hier brachte ihn sein Talent bis in die erste Mannschaft. Erfahrungen, über die er noch Jahre später gern erzählte.

Aufgewachsen in einem von linkem Gedankengut durchtränkten Milieu, Arbeiter, Gewerkschafter – es fehlte nur noch das konkrete, politische Engagement. Dieses entfaltete er in der Kommunistischen Partei Luxemburgs, der er Anfang der 1970er-Jahre beitrat. Unvergessen bleibt sein Optimismus, sein Enthusiasmus, der alle mitreißen konnte, die an seiner Seite standen. Sprichwörtlich war sein Organisationstalent. Keine Stunde war ihm damals zu spät, keine Arbeit zu viel, wenn es um seine Partei und seine Genossen ging. Ihnen räumte er oftmals die Priorität ein, manchmal auch auf Kosten seiner Familie.

Gilberts Wissen in Sachen Sport stellte er in den Dienst der Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek. Lange Jahre kümmerte er sich um deren Sportseiten, nach seiner Arbeit auf der Schmelz. Die Sportredaktion damals – das war Gibbes, der Ein-Mann-Betrieb in einem knapp fünfzehn Quadratmeter großen Raum im parteieigenen Druckereibetrieb in Gasperich. Hier konnte er eines seiner weiteren Talente entwickeln: das Schreiben. Er verfasste Spielberichte, aktualisierte Sporttabellen, baute spätabends die Seiten mit dem „Metteur“ auf. Dieses zeitaufwändige Hobby sollte er später zu seinem Beruf machen, als Redakteur der Zeitung, deren stellvertretender Chefredakteur er bis zum Schluss blieb, auch noch nach dem Eintritt in den Vorruhestand.

Von Gilbert gäbe es wohl noch viel zu erzählen – als unermüdlicher Friedensaktivist, als Präsident der Escher „Fraternelle“, als begeisterter Anhänger Kubas, als dynamischer Delegationsleiter seiner Partei in den damaligen sozialistischen Ländern oder später als Mitorganisator und Begleiter von Gruppen in die Volksrepublik China. Mir in Erinnerung wird er aber vor allem als Freund bleiben, der er auch noch blieb, als unsere Wege sich längst getrennt hatten. Den Hinterbliebenen und seinen Parteifreunden ein herzliches Beileid.

Lucien Montebrusco

Disperdal
17. August 2020 - 13.57

Soviel ich weiss war Gibbes in LGE. Wenn auch nicht all zu lang.