Donnerstag23. Oktober 2025

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PétanqueKleiner Sport, große Resultate: Ein Luxemburger Quartett bei der WM in Dijon

Pétanque / Kleiner Sport, große Resultate: Ein Luxemburger Quartett bei der WM in Dijon
Claudio Contardi hat auf internationalem Level schon häufiger auf sich aufmerksam gemacht Foto: Editpress/Julien Garroy

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Er gehört zu den Randsportarten, in der die Sportler regelmäßig bemerkenswerte Resultate erzielen: der Boulesport. Bei der WM in Dijon wollen Claudio Contardi und seine Teamkollegen einmal mehr positive Schlagzeilen schreiben.

Claudio Contardi hat in seiner Karriere schon so einiges gewonnen: Etwas mehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit stand der Boulesportler 2017 bei den JPEE in San Marino, als er Gold im Doublette und Siber im Einzel holte und zwei Jahre später in Montenegro, als er sogar mit Doppelgold nach Hause zurückkehrte. Doch auch abseits der größeren Multisportbühne, wo seine Sportart eher ein Schattendasein führt, ist Contardi überaus erfolgreich. Bei der EM im Schweizer Martigny im Juni sicherte er sich im Einzel die „Coupe des Nations“, mit seinem Verein Riganelli Esc, gewann er einmal mehr nicht nur Meisterschaft und Pokal, sondern durfte im EuroCup – sozusagen die Champions League des Boulesports – im November sogar Bronze feiern. Für den Verein aus der Minettemetropole war es sogar das dritte Mal, dass er es in diesem internationalen Wettkampf bis aufs Treppchen schaffte. 

Die Luxemburger Delegation – die gleiche wie in Dijon – vergangenes Jahr bei der EM in Albertville
Die Luxemburger Delegation – die gleiche wie in Dijon – vergangenes Jahr bei der EM in Albertville Foto: privat

Nun steht für Contardi ein weiterer Höhepunkt des Jahres auf dem Programm: die Weltmeisterschaft im Triplette, die ab Donnerstag in Dijon stattfindet. Während im Einzel die Athleten im sogenannten „Tête à tête“ gegeneinander antreten und im Doublette jeweils zwei Boulesportler für eine Mannschaft, besteht ein Team im Triplette aus drei Spielern und einem Reservespieler. Für die Luxemburger Delegation sind dies neben Contardi noch Luc Cattazzo, Adrien Daunois und Massimo Santioni. Ein Team, das so seit fast zwei Jahren zusammenspielt und sich demnach bestens kennt. Contardi, Daunois und Santioni spielen gemeinsam auch für den Escher Klub. Cattazzo seinerseits tritt auf Vereinsebene in Deutschland an, ist jedoch jeden Dienstag beim Kadertraining dabei. Gemeinsam bestritt das Quartett im letzten Jahr auch bereits die EM in Albertville, wo man das Achtelfinale erreichte. „Diese haben wir aber leider ziemlich dumm verloren“, blickt Contardi zurück. 

Hauptziel: Top 24

WM in Dijon

Bei der WM in Dijon werden die Titel im Triplette und im Präzisionsschießen vergeben. Im Triplette besteht ein Team aus drei Spielern und einem Reservespieler. Pro Partie darf dabei einmal ein Wechsel vorgenommen werden. Anders als im Einzel oder Doublette hat im Triplette jeder Spieler zwei Kugeln zur Verfügung. Bei der WM wird nach dem Schweizer System gespielt. Jede der insgesamt 48 Mannschaften spielt insgesamt fünf Runden. Nach jeder Runde wird eine Zwischenwertung erstellt und so treten nach der ersten Runde zum Beispiel nur Mannschaften gegeneinander an, die die erste Partie gewonnen haben. Am Ende spielen die 24 bestplatzierten Mannschaften um den Weltmeistertitel, die anderen 24 um die „Coupe des Nations“, die laut Claudio Contardi aber alles andere als ein „Loser-Preis“ ist, sondern ebenfalls ein sehr hohes Niveau bietet. „Wenn man hier den Titel gewinnt, dann ist das ebenfalls sehr beachtlich.“
Im Rahmen der Triplette-WM wird auch der Titel im Präzisionsschießen vergeben. Für Luxemburg tritt hier Adrien Daunois an.

Die Vorfreude auf die WM in Frankreich, sozusagen die Hochburg des Boulesports, ist bei Claudio Contardi riesengroß. „Ich würde sagen, dass es in Frankreich schon Nationalsport ist und zu den fünf beliebtesten Sportarten gehört. Eine gute Stimmung dürfte somit schon einmal garantiert sein.“ Contardi weiß, wovon er spricht, bereits im Jahr 2012, als die WM in Marseille stattfand, war er dabei. „Damals haben sie das richtig groß aufgezogen, in Dijon wird es bestimmt genauso sein, wir werden sogar mit Zénith spielen.“ Auch eine ganze Reihe Luxemburger Fans haben sich schon angekündigt, wie der Nationalspieler weiter verrät. „Nicht immer findet so ein Wettkampf ja quasi vor der Haustür statt.“ 

Dass Luxemburg bei einer Weltmeisterschaft durchaus fähig ist, starke Resultate zu erzielen, das hat man in der Vergangenheit bereits bewiesen, wie auch Contardi bestätigt: „Unsere beste Platzierung war ein Viertelfinale, das haben wir schon mehrmals geschafft.“ Dieses Mal strebt man als Hauptziel einen Platz unter den Top 24 an. „Wenn wir das schaffen, wäre das schon richtig gut. Es hängt natürlich auch ein wenig von der Auslosung ab, wen man da erwischt, ob vielleicht einen Favoriten wie Frankreich, Kambodscha, Madagaskar, Benin oder Senegal.“ 

Erste WM 2012 mit dem Vater

Dass Claudio Contardi inzwischen auf diesem Level spielt, ist derweil keine Selbstverständlichkeit. Erst spät, mit Anfang 20, ist er über seinen Vater zum Boulesport gekommen. „Meine ersten beiden Jahre war ich noch in Luxemburg, danach bin ich nach Nancy an die Uni gegangen, wo ich jedoch keine Halle zur Verfügung hatte und, wenn es das Wetter ermöglicht hat, an der Place Carnot gespielt habe, um im Training drin zu bleiben.“ An den Wochenenden kehrte er in dieser Zeit jedoch nach Luxemburg zurück, um an den Meisterschaftspartien teilzunehmen. Eine Zeit, an die er gerne zurückdenkt, denn damals spielte er gemeinsam mit seinem 2021 verstorbenen Vater in einem Team. „Meine ganze Karriere über habe ich mit ihm immer im gleichen Verein gespielt und sogar meine erste WM in Marseille 2012. Dass Vater und Sohn im gleichen Sport gemeinsam bei einer WM antreten und dann noch in Marseille, das war ein schönes Geschenk, auch wenn das Resultat nicht so der Glanz war“, denkt er lachend zurück. „Leider war ich damals noch nicht auf dem heutigen Niveau.“

Man hört immer, das fordert einen ja nicht, ihr müsst ja nicht hoch- und runterlaufen. Bei einer WM geht unser Wettkampftag beispielsweise aber von 8 bis 20 Uhr.

Um auf dieses Level zu kommen, trainiert Claudio Contardi das gesamte Jahr über. „Dienstags mit dem Kader, donnerstags mit dem Verein und dann an den Wochenenden Meisterschaft oder Turniere im Ausland.“ Wenn größere Wettkämpfe anstehen, dann trainiert er auch noch ein drittes Mal die Woche für sich. Dass sein Sport vor allem mental sehr viel von einem abverlangt, das erklärt der Nationalspieler dann auch. „Man hört immer, das fordert einen ja nicht, ihr müsst ja nicht hoch- und runterlaufen. Bei einer WM geht unser Wettkampftag beispielsweise aber von 8 bis 20 Uhr.“ Wie Contardi erklärt, spielt man an einem Wettkampftag schon gerne einmal vier Partien, die einen Durchschnitt von anderthalb Stunden haben. Somit kommen die Aktiven dann auch schon gerne einmal auf sechs Stunden reine Spielzeit. „Und dann kommt noch die Spannung hinzu, die man den ganzen Tag über hochhalten muss, sowie der Druck, vor allem, wenn man weiß, dass man die nächste Partie gewinnen muss, um weiterzukommen. Am Abend ist man dann schon gebrochen, vor allem im Kopf müde.“

In Dijon geht es für Contardi und Co. übrigens am Donnerstag los. Zuerst ist Adrien Daunois im Präzisionsschießen gefordert, danach steht die erste Runde im Triplette auf dem Programm. Am Freitag geht es dann mit den Runden zwei bis vier weiter. 

Die Luxemburger Delegation

Luc Cattazzo, Claudio Contardi, Adrien Daunois, Massimo Santioni
Coach: Paulo Serrano
Delegationschef: Alain Laterza