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Killer von früher suchen Belgien heim

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28 Unschuldige haben sie auf dem Gewissen, mit Schrotflinten umgemäht, ermittelt wurden sie nie. Nun führen neue Spuren zu den „Tueurs du Brabant“.

Luxemburg hat die Bommeleeer, Belgien die Tueurs du Brabant. Beide Terrorserien waren in den 1980ern, bei beiden hält sich der Verdacht, die Täter seien von ganz oben protegiert worden, bei beiden ist eine Verbindung zu Stay-Behind-Aktivitäten nicht auszuschließen, beide sind unaufgeklärt, beide beschäftigen die Öffentlichkeit bis heute. Der Unterschied: Während in Luxemburg kaum Blut vergossen wurde, starben in Belgien Dutzende Unschuldige – niedergestreckt mit abgesägten Schrotflinten, niedergestreckt von einer Bande, die ihre Gesichter hinter Faschingsmasken verbarg.

Es ist ein belgisches Trauma, das nie ganz verheilt war und das nun erneut aufbricht. Mehr als 30 Jahre, nachdem die Terrorserie so plötzlich wieder versiegte, wie sie 1982 begonnen hatte, ermittelt nun wieder die Polizei. Seit am vergangenen Samstag im flämischen TV-Sender VTM ein Zeuge mit unkenntlich gemachtem Gesicht und verzerrter Stimme berichtete, er sei der Bruder des „Riesen“, reißen in Belgien die alten Wunden auf.

Der „Riese“, der „Killer“, der „alte Mann“

Der „Riese“, der „Killer“, der „alte Mann“, alleine die Namen, mit denen man die Mitglieder der Mörderbande auch heute noch bezeichnet, zeigen auf, wie rätselhaft und vor allem wie unaufgeklärt der Fall um die „Tueurs due Brabant“ auch 32 Jahre nach ihrem letzten blutigen Auftritt noch ist. In den Jahren 1982 bis 1985 versetzten sie ganz Belgien und besonders die damalige Region Brabant im Zentrum des Landes in Angst und Schrecken.
Die Killer überfielen kleine Lebensmittelläden, Juweliere, Waffengeschäfte. Wer sich ihnen in den Weg stellte oder einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war, musste sterben.

Ein Muster für die Raubzüge war nicht zu erkennen. Einmal ließ die Bande ein Gewehr mitgehen, ein anderes Mal ein paar zehntausend Franken, dann wiederum Champagner oder belgische Pralinen. Das einzige, was sich wiederholte, war das äußerst kaltblütige Vorgehen der Täter. Die Serie endete 1985 mit drei Angriffen auf Delhaize-Supermärkte. Die Bilanz: Eine Beute von etwas mehr als zwei Millionen Franken (etwa 50.000 Euro) – und 13 Tote, darunter ein dreizehnjähriger Junge.

Verschwörungstheorien als logische Folge

Das fehlende Muster, die Brutalität der Täter, Bereiche des alltäglichen Lebens als Angriffsziele, viele Belgier hatten in der Zeit Angst vorm Einkaufen, fürchteten sich vor die Tür zu gehen. Natürlich wurde ermittelt, eine Lösung für den Fall gibt es jedoch bis heute nicht. Auch das ist ein Grund für die Verschwörungstheorien, die sich um diese Raubmordserie ranken. Wurden die Täter von höchster Stelle gedeckt? Sollten die Taten das öffentliche Leben lahmlegen, Belgien derart destabilisieren, dass rechtsnationale Kräfte an die politische Macht kommen konnten? Stammten die Täter demnach aus dem Inneren des belgischen Sicherheitsapparates? Gab es gar einen Zusammenhang mit den Stay-Behind-Aktionen in anderen europäischen Ländern?

Mit diesem Foto fahndet die belgische Polizei noch immer nach dem „Riesen“.

Und nun also der Bruder des „Riesen“, der im Fernsehen gesteht, dass sein Bruder ihm einst am Sterbebett das Geheimnis seiner Mitgliedschaft gebeichtet hat. Das hat nicht nur die belgische Zivilgesellschaft wachgerüttelt. Auch die Polizei ermittelt wieder. Jugendliche hatten im Mai im Kanal Brüssel-Charleroi zwei Kisten mit Waffen und Munition entdeckt, sich aber erst jetzt nach der TV-Sendung gemeldet. Am Donnerstag untersuchten Taucher die Fundstelle. In der Nähe waren schon 1986 Beweismittel sichergestellt worden. Die beiden entdeckten Metallkisten trügen die Aufschrift „Gendarmerie“, erklärte die Staatsanwaltschaft Lüttich laut der belgischen Nachrichtenagentur Belga. Darin hätten sich tausend Neun-Millimeter-Patronen und ein Plastiksack mit einer sogenannten Riot Gun und einer Faustfeuerwaffe befunden.

Beklemmendes Misstrauen in den Staat

C.B., wie der Mann abgekürzt wird, der der „Riese“ gewesen sein soll, war Mitglied eben dieser Rijkswacht in der Stad Aalst, in der auch der letzte mörderische Überfall der Bande stattgefunden hatte. In den 1970er-Jahren war er Mitglied einer Spezialeinheit, dem „Groupe Diane“, benannt nach der griechischen Göttin der Jagd. Es war eine Anti-Terror-Einheit, gegründet in Reaktion auf die Geiselnahme bei den Olympischen Spielen 1972. Über die nötigen Waffenkenntnisse und Angriffstechniken muss C.B. demnach verfügt haben. Und C.B. war im Faschingsverein der Stadt. Die Angreifer trugen bei jedem ihrer Raubüberfälle Faschingsmasken. Ein Foto zeigt C.B. als Pirat verkleidet. Die Ähnlichkeit mit dem polizeilichen Fahndungsfoto vom „Riesen“ ist offensichtlich.

Die „Tueries du Brabant“ waren nicht die letzten Kriminalfälle, die Belgien erschütterten. 1991 wurde der Politiker André Cools ermordert, ein Täter konnte nie ermittelt werden. Dann 1995 der Fall Dutroux um Kindesentführung und Misshandlung und Opfern, die auch sterben mussten, da sich die Ermittler schier unglaubliche Fehler leisteten. Wieder kam die beklemmende Furcht auf, dass schlimmste Gewaltverbrechen von ganz oben gedeckt wurden, dass der Staat nicht der Beschützer ist, den er zu sein vorgibt. Vielleicht kann nun etwas Licht in das Dunkel kommen, das seit den frühen 1980er-Jahren nie ganz vom Land weichen konnte.

Laird Glenmore
27. Oktober 2017 - 10.47

Man verunglimpft ja auch nicht ganze Berufsgruppen, Völkergruppen

doch macht man alleine die deutschen die wie ich nach 1951 geboren sind werden in Holland als " roote Pruis " bezeichnet in Frankreich " Bosch oder Schloe " selbst in Luxemburgwurde ich als " Preuss " und " Nazi " beschimpft ( eigene Erfahrung ) obwohl ich nichts mit den Machenschaften des 2. Weltkrieges zu tun hatte, als erzählen sie nicht das man keinen verunglimpft, die jungendlichen vielleicht nicht aber die alten egal ob sie im Krieg waren oder nicht sie sind einfach Rassistisch.
Leider steht der Luxemburger ziemlich oben auf der Liste mit seinen Aversionen gegen Ausländer sie spielen einem Freundschaft vor aber sobald man außer Reichweite ist geht das schlechtmachen los, dabei sollten sich viele erst einmal an die eigene Nase fassen, denn wie viele haben damals ( 1944-45 ) ihre Nachbarn denunziert oder Verraten die dann nach Hinzert kamen, nur um den eigenen Ar.... zu retten, heute will man nichts mehr davon hören oder wissen.
Bei unseren Politern von heute und damals möchte ich garnicht wissen wie viele Leichen sie im Keller haben was totgeschwiegen und/oder vertuscht wird.
Vielleicht ist es anerzogen oder in den Genen ich weiß es nicht aber in jedem von uns steckt ein kleiner Rassist wenn es nicht umm die eigene Rasse geht. [Passage von der Redaktion entfernt]

PB
27. Oktober 2017 - 10.03

Je næher wir der Wahrheit kommen umso lauter schreit es nach Verschwoerungstheorie. Aber eigentlich will niemand die Wahrheit hoeren oder wissen. Zu wissen dass Die die uns schuetzen sollten eine Gefahr darstellen fūhrt zur Panik und Desorientierung, zur Paranoïa, ( voir RDA/Stasi ). Solange es ein Politisch -Industrielles Pyramidensystem! gibt , gibt es fuer die Bevoelkerung keine Sicherheit.
Aber sind wir bereit fuer eine auf vielen Schultern getragen Gesellschaft wo man sich einbinden und auseinandersetzen muss mit Problemen und Ungerechtigkeiten? Ich glaube eher nicht.Und das Heranzuechten von konsum Kindern wird Dies woll auch nicht aendern. Der Mensch strebt nicht nach Freiheit wenn er in der : comfort zone: leben kann. ( Brot und Spiele) Muss ein Richtungwechsel der Herde her dann wird er aus dieser Zone heraus getrieben, es wird Angst geschuert und eine Richtung vorgegeben. Ist die Richtung eingenommen gibt es eine Belohnung ( Brot und Spiele)
Die Strategie um Massen zu lenken hat sich nicht! veraendert, seit 1000 Jahren nicht.

Michel Konrad
27. Oktober 2017 - 9.58

Na endlich!
Habe schon fast gedacht, daß die Luxemburger Presse diese neue Informationen aus Belgien ingnoriert damit die Bommenleer Affäre in Luxemburg keine "Wiederbelebung" verpasst bekommt....

Mephisto
27. Oktober 2017 - 9.47

Die Art und Weise der Verbrechen hat frappierende Ähnlichkeiten mit jenen des NSU in Deutschland.

MF
27. Oktober 2017 - 8.16

Sie schreiben:
Mir scheint es opportun, wenn man über solche Vorfälle berichtet ,sich mit den Gegebenheiten auseinandersetzt.Und was damals wie heute gilt, im Interesse der Sicherheit eines Staates, kann der Bürger nicht über alles informiert werden.
Wie soll das denn funktionnieren "sich mit Gegebenheiten auseinandersetzen über die man nicht informiert ist"?
Die Bürger eines Staates sind der Staat. Hier müssten Sie von Machtapparat reden und dann würde es so klingen. Die Sicherheit, der nicht vollmündigen Bürger unseres Staates, wird durch den Machtapparat gehandhabt und somit brauchen die nicht vollmündigen Bürger auch nicht informiert zu werden.
Klingt irgendwie nach Dikatur oder noch schlimmer. Egal was der Machtapparat macht er kann es immer verschleiern. Es gibt hunderte Beispiele, Ustica 1980, Kennedy usw.
Das Konzept "Sicherheit des Staates" dient nur zur Vertuschung.

Jeannosch
27. Oktober 2017 - 6.21

Wer sich mit der Geschichte des Kalten Krieges beschäftigt , wird auch nicht umher kommen sich mit der Geschichte des "Stay Behind" zu beschäftigen.Alleiniges Ziel dieser Organisation war es, im Falle einer Invasion der Warschauerpaktstaaten, Widerstand zu leisten.Was im Zweiten Weltkrieg die Resistenz hier "Stay Behind","Gladio".....oder in Dänemark die zu diesem Zwecke gegründete Home Guard.Es entspricht jeglicher Logik, dass solche Widerstandsorganisationen Verbrechen, Attentate gegen die eigene Bevölkerung ausüben.Allerdings wenn ehemalige Mitglieder solcher Einheiten, Verbrechen verüben, gilt die Ausnahmeregel: "Schwarze Schafe gibt es überall."Man verunglimpft ja auch nicht ganze Berufsgruppen, Völkergruppen, nur weil ein Einzelner oder mehrere ein Verbrechen begehen.Mir scheint es opportun, wenn man über solche Vorfälle berichtet ,sich mit den Gegebenheiten auseinandersetzt.Und was damals wie heute gilt, im Interesse der Sicherheit eines Staates, kann der Bürger nicht über alles informiert werden.