874.000 Euro Verlust „Kierchefong“ legt erstmals Bilanzen vor

874.000 Euro Verlust  / „Kierchefong“ legt erstmals Bilanzen vor
Die Mitglieder des Verwaltungsrats des „Kierchefong“ (v.l.): Marc Wagener, Dr. Marianne Bausch-Koenig, Leo Wagener und Philip Mauel Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Zeiten, in denen die Gemeinden für die Defizite der Kirchenfabriken aufkamen, sind vorbei; sie müssen nun selbst sehen, wie sie über die Runden kommen. Drei Jahre nachdem der „Kierchefong“ geschaffen wurde, zeigen die ersten Bilanzen ein Defizit.

Der „Kierchefong“, der durch das Gesetz vom 13. Februar 2018 geschaffen wurde, hat erstmals seine Bilanzen veröffentlicht – „freiwillig“, wie die Präsidentin des Fonds, Dr. Marianne Bausch-Koenig, am Mittwoch vor der Presse betonte. Insgesamt „erwirtschafteten“ die 33 Pfarreien des Landes ein Defizit von 874.870,94 Euro. 

Der Übergang vom alten System sei recht schwierig gewesen, sagte die Präsidentin. Das Gesetz sah eine Übergangszeit von drei Jahren vor, damit der Fonds eine kommerzielle Buchhaltung aufbauen konnte. Primäres Ziel des „Kierchefong“ sei es allerdings nicht, einen Gewinn zu erwirtschaften, betonte sie am Mittwochmorgen vor der Presse. Der Fonds sei lediglich ein Dienstleister für die Pfarreien; seine Aufgabe ist die Verwaltung der materiellen Bedürfnisse im Zusammenhang mit der Ausübung des katholischen Kultes auf Gemeindeebene. Pro Gemeinde gibt es eine „neue Kirchenfabrik“ – also 102 an der Zahl –, die sich um die Belange einer oder mehrerer Kirchengebäude kümmern. Diese neuen Kirchenfabriken sind gemeindeübergreifend in 33 Pfarreien zusammengefasst. 490 Kirchen gibt es noch in Luxemburg, davon sind 344 im Besitz der Gemeinden, 146 gehören dem Fonds. Seit 2018 wurden 21 Kirchen entweiht. 

Die Gesamtbilanzsumme des Fonds beläuft sich auf 128 Millionen Euro, die Einnahmen auf 35 Millionen. Spenden, Kollekten und Erbschaften erbrachten 3,5 Millionen, Einnahmen aus Immobilien 2,5 Millionen. Der „Kierchefong“ will auch in Zukunft verstärkt auf Immobilien setzen, um Einkommen zu erwirtschaften. Der Fonds verfügt über zehn Hektar Bauland, laut seinem Pressekommuniqué befinden sich diese zum größten Teil weit von der Hauptstadt entfernt. Des Weiteren verfügt der Fonds über 1.400 Hektar Agrarland und Wälder. Seit 2018 hat der Fonds 33 Immobilienprojekte in die Wege geleitet, was einer Investition von 89 Millionen Euro entspricht; sieben Wohnprojekte wurden bis dato fertiggestellt. 

Insgesamt vermietet der „Kierchefong“ 208 Wohneinheiten zum Marktpreis, 48 zu einem vergünstigten Mietpreis. Es würde sich aber finanziell nicht mehr rechnen, in erschwinglichen Wohnraum zu investieren, sagt Marc Wagener, Mitglied des Verwaltungsrats. Die Politik des Wohnungsbauministers, um das „logement à coût modéré“ in öffentlicher Hand zu behalten, sei voll und ganz gelungen, so Generalvikar Leo Wagener ironisch. Es sei aber ohnehin nicht die primäre Aufgabe des „Kierchefong“, für Wohnraum zu sorgen, ergänzte Marc Wagener. 

Sorgenkind Heizkosten 

Auch dem Kirchenfonds machen die hohen Heizkosten zu schaffen. 2021 beliefen sie sich auf rund 1,6 Millionen Euro, für kommendes Jahr rechnet man mit zwei Millionen, 2023 mit rund drei Millionen Euro. Was mit sich bringt, dass auch die Kirchen gezwungen sein werden, weniger zu heizen. „Die Gebäude stammen eben aus Zeiten, in denen Energiesparen noch kein Thema war“, kommentierte die Präsidentin dies. Es könnte sein, dass in einigen Pfarreien nur noch eine Kirche geheizt werde und in den anderen nur die absolut nötige Mindesttemperatur gesichert werde, damit die Leitungen nicht zufrieren. 

Die Personalkosten schlugen schließlich mit 1,18 Millionen Euro zu Buche; 98 Personen haben einen Arbeitsvertrag. Die meisten davon arbeiten in Teilzeit; der weitaus größte Teil der Arbeit innerhalb der Pfarreien wird allerdings von Freiwilligen geleistet, ungefähr 1.000 an der Zahl.

Die vorgelegten Zahlen repräsentieren die Gesamtheit aller Pfarreien; von den 33 arbeiteten 23 defizitär. Laut „Kierchefong“ verzeichnet die durchschnittliche Kirchenfabrik einen Verlust von 8.577 Euro. Der Fonds wünscht in Zukunft ein Art Ausgleichssystem, mit mehr Solidarität innerhalb der Pfarrgemeinschaften, und in dem die reichen Kirchenfabriken den ärmeren finanziell unter die Arme greifen. Dies seien aber Überlegungen, die noch am Anfang stünden, sagte Marianne Bausch-Koenig.