Jagd aus Klimaschutz-Gründen„Kein Tier ohne Grund töten“: Das sagen Tierschützer

Jagd aus Klimaschutz-Gründen / „Kein Tier ohne Grund töten“: Das sagen Tierschützer
Freizeitbeschäftigung und aktiver Klimaschutz? Foto: Editpress/Claude Lenert

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Ende Oktober forderten mehrere Umweltschutzorganisationen, die Jagd auszuweiten, um die Wälder zu schützen, nur so könnte sich der Baumbestand verjüngen, was wichtig in puncto Klimaschutz sei. Nachdem wir vorige Woche die Forstverwaltung zu dem Thema befragt hatten, baten wir nun Tierschützer um ihre Meinung. Allerdings weigerten sich etliche von ihnen, sich dazu zu äußern.

Fehlt es Tierschützern heutzutage am nötigen Biss? Ging vor Jahren noch ein allgemeiner Aufschrei der Empörung durch ihre Reihen, sobald sich nur jemand traute, ein Wort pro Jagd zu verlieren, so halten sie sich mittlerweile bei dem Thema sehr bedeckt. „Schluss mam Terror am Bësch“ hieß eine Aktion im Dezember 2012, wozu rund zehn Tierschutzorganisationen aufgerufen hatten. Die „Juegdgéigner Lëtzebuerg“ gibt es mittlerweile zwar nicht mehr, doch von den Übriggebliebenen wollte sich fast keiner zum Thema äußern.

Sacha André, Präsident des Schifflinger Tierschutzvereins („Association pour la protection des animaux Schifflange asbl.“), war der Einzige der von uns kontaktierten Tierschützer, der spontan bereit war, zum Thema Stellung zu beziehen. Grundsätzliche Kritik an der Jagd übte allerdings auch er nicht. Auch er sieht in erster Linie die oft thematisierte „Klappjuegd“ als Problem, da die Tiere dabei gejagt und dadurch unnötigem Stress ausgesetzt würden. Den Einwand einer Vertreterin der Forstverwaltung, bei einer „Klappjuegd“ sei der Stress für die Tiere sehr gering, ließ er nur bedingt gelten. Bei der Jagd gebe es Regeln, und seine Kritik gelte vor allem den schwarzen Schafen der Jägerzunft, die es mit den Regeln nicht so genau nehmen würden.

Prinzipiell meine er aber: „Als Tierschützer muss ich klar sagen, dass man kein Tier ohne Grund töten darf.“ Das gelte auch bei sogenannten invasiven Arten, denn es sei ja nicht die Schuld der Tiere, dass sie sich an dem Ort befänden. Es gebe selbstverständlich auch Ausnahmen, wenn z.B. Tiere krank seien.

Was nun die Jagd aus Klimaschutzgründen angehe, so bräuchte man erst mal mehr Informationen und Statistiken. „Man muss ja bedenken, die Tiere leben ja in ihrem natürlichen Umfeld, ich glaube nicht, dass man das Problem Klimawandel mit einer Jagd löst.“

Klima kein ausreichender Grund

Tiere tot machen sei nicht unbedingt die Lösung, und das Klima sei definitiv kein ausreichender Grund, man müsse das Problem mehr in der Tiefe analysieren. „Wenn es Schäden im Wald gibt, könnte man das doch kompensieren, so wie es auch bei Bauprojekten getan wird. Ich frage mich, ob töten wirklich notwendig ist, oder ob es nicht noch andere Lösungen gibt.“ Junge Bäume könnte man auch schützen, indem man sie in einem vom Wild geschützten Areal pflanze. Eine andere Möglichkeit, die Fortpflanzung von problematischen Wildbeständen zu begrenzen, sei die chemische Kastration. „Abschießen ist definitiv nicht die einzige Möglichkeit.“

Prinzipiell bräuchte es vor allem einmal einen Meinungsaustausch zwischen allen Akteuren, da lange nicht alles schwarz oder weiß sei: „Privat habe ich Kontakte zu Jägern, doch auf offizieller Ebene gab es bis dato noch keinen Austausch. Es ist wichtig, dass sich alle einmal zusammensetzen.“

Was das Nahrungsmittel Wildfleisch angeht, ist allerdings auch Sacha André der Meinung: „Ja, Wild ist das natürlichste Fleisch“, allerdings gibt es auch in dieser Sache ein Aber: Die Quantitäten an Wild, die in Luxemburg benötigt werden, könnten kaum allein aus luxemburgischen Wäldern stammen. Sie müssten also aus dem Ausland kommen, wo es nicht die gleichen Bedingungen oder solche strengen Jagdgesetze gebe. Die Frage, die man sich allgemein stellen muss, sei folgende: „Schießen alle Jäger nur für den Konsum? Kaum.“

Dass für etliche Jäger die Jagd ein Sport ist, dürfte kein Geheimnis sein. Eine der größten Tierschutzorganisationen des Landes, die „Associaton pour la protection des animaux“, ließ uns ausrichten, ihre Präsidentin habe keine Zeit für ein Statement zum Thema Jagd und Umweltschutz, und sonst könnte auch niemand zu dem Thema aus der Vereinigung Stellung beziehen. Auf ihrer Facebook-Seite hatte allerdings jemand Zeit, einen Post der deutschen Tierschutzorganisation PETA zu teilen. Dort liest man unter dem Foto eines Bogenschützers „Das ist Sport“, unter dem Foto eines Jägers „Das nicht“.

Zwei der von uns über Mail kontaktierten Vereinigungen gaben überhaupt keine Rückmeldung, andere wollten sich nicht äußern. Die Reaktion der Vereinigung „Déieren a Nout“ ist wohl symptomatisch für die aktuelle Position zum Thema Jagd unter Tierschützern: „D’Juegd ass ee schwieregt Thema, dat mat villen Emotioune verbonnen ass, a wou et schwéier ass, sachlech ze bleiwen. Mir leien do och bannent dem Comité net ganz op enger Linn, sou dass do kee fir eis Asbl. schwätze kann.“

JJ
19. November 2023 - 9.03

Wer schießt denn auf die Bauunternehmer und die Verantwortlichen die Land-und Waldflächen in Bauland oder Windrad-Parks umpflügen?