SicherheitKein leichter Schritt – wie Dänemark und Norwegen NATO-Mitglieder wurden

Sicherheit / Kein leichter Schritt – wie Dänemark und Norwegen NATO-Mitglieder wurden
Schwedische Soldaten, am 11. März, vor der NATO-Flagge Foto: AFP/Jonathan Nackstrand

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Am Donnerstag wird die NATO 75 Jahre alt – groß gefeiert werden soll das lange Bestehen der „Organisation des Nordatlantikvertrags“ erst beim Gipfel der Mitgliedstaaten im Juli in Washington.

Mit Schweden (März 2024) und Finnland (April 2023) sind zwei skandinavische Länder hinzugekommen, um deren Beitritt es durch die Blockaden der Türkei und Ungarn ein langes Ringen gab. Auch dem Beitritt der zuvor neutralen Staaten Dänemark und Norwegen am 4. April 1949 ging ein langes Ringen voraus. Waren für Schweden und Finnland die russische Aggression in der Ukraine Grund für den Beitritt, war für die westeuropäischen Länder und die USA im Jahre 1948 die Berlinblockade der Sowjetunion Anlass, Bündnisverhandlungen zu beginnen.

Dabei drängte Schweden unter Regierungschef Tage Erlander ab dem Sommer 1948 auf einen Verteidigungsbund mit Norwegen und Dänemark. Das neutrale Finnland schied als Mitglied aus, da hier die Sowjetunion Mitspracherecht hatte.

Schweden war das militärisch stärkste Land, hatte den Zweiten Weltkrieg als neutraler Staat auch wirtschaftlich gut überstanden. Für Norwegen und Dänemark war deren Bündnisfreiheit nicht gut ausgegangen – sie hatten über fünf Jahre deutsche Okkupation im Zweiten Weltkrieg erlitten.
Anfangs standen die Chancen für eine skandinavische Einigung dennoch gut, obwohl sich in dieser Zeit die Entstehung der NATO abzeichnete.

„Gleichbedeutend mit der Unterzeichnung eines eigenen Todesurteils“ wäre Dänemarks Beitritt zu einem Atlantikpakt, meinte der dänische Außenminister Gustav Rasmussen noch im Dezember 1948. Gemeint war, dass der Beitritt den Kreml zu einem Angriff provozieren würde. Das Land hatte im April einen Schock erlebt – es gab Hinweise über Ostern, dass die dänischen Kommunisten wie in der Tschechoslowakei einen Putsch planten. Nur das nahe Schweden könne schnell und effizient militärische Hilfe leisten, so die Überzeugung in Kopenhagen über die meisten Parteiengrenzen hinweg.

Im nationalen Eigeninteresse

In Oslo herrschte jedoch ein größeres Misstrauen gegenüber dem schwedischen Nachbarn, welcher im Krieg deutsche Truppen durch das eigene Land ließ und ein wichtiger Partner der deutschen Rüstungsindustrie war. Und die USA waren nur bereit, Waffenlieferungen zu gewähren, wenn sich die skandinavischen Länder in der angehenden Atlantischen Allianz befinden und verstärkten im Januar den diplomatischen Druck auf Norwegen und Dänemark.

Das Argument der US-Unterstützung gab für das im Gegensatz zu Schweden ökonomisch angeschlagene Norwegen den Ausschlag. Da Schweden nicht daran interessiert war, allein mit Dänemark ein Bündnis einzugehen, entschied sich auch die Führung in Kopenhagen für die NATO.

Ein Entschluss, an dem den USA sehr gelegen war –schließlich war Grönland im dänischen Besitz, eine Insel von strategischem Interesse. Washington versuchte unter Harry S. Truman 1946 vergeblich, wie siebzig Jahre später Donald Trump, das Eiland zu kaufen. Immerhin gestattete Dänemark die Stationierung von US-Truppen. Doch nur dort. Sowohl Kopenhagen als auch Oslo entschieden sich, keine fremden Truppen auf ihrem Gebiet zuzulassen – als Entspannungssignal dem Kreml gegenüber. Davon ist heute in Skandinavien keine Rede mehr.