Das erste Turnier auf dem oft gebeutelten und benachteiligten Kontinent soll Milliarden Menschen auf dem ganzen Globus zeigen: „Afrika verdient unser Vertrauen“. FIFA-Präsident Sepp Blatter hat diese Maxime für „sein Turnier“ ausgegeben.
Das Turnier soll Afrika der Welt näher bringen und Südafrika 16 Jahre nach dem Ende der Apartheid nachhaltige Entwicklungschancen ermöglichen – weit über den Fußball hinaus. Die WM wird in jedem Fall Premieren-Charakter haben. „Es ist ein anderer Rhythmus, ein anderer Sound, ein anderer Blickwinkel“, sagte Blatter am Vortag des Eröffnungsspiels zwischen Südafrika und Mexiko im imposanten Soccer-City-Stadion von Johannesburg. „Es wird ein Fest der Menschlichkeit“, versprach Blatter, tausendfache Vuvuzela-Trompetentöne inklusive.
Trotz großer Sicherheitsbedenken, ungeklärter Transportprobleme und vieler logistischer Detailfragen: Nach Jahren der Skepsis mehren sich die Stimmen derer, die den 64 WM-Partien vom 11. Juni bis 11. Juli zuversichtlich statt ängstlich entgegensehen.WM heute
Zur Zeit:
Südafrika – Mexiko
20.30:
Uruguay – Frankreich
Rein sportlich zeigte sich bereits 2009 beim Confederations Cup, dass der Faktor Afrika nicht zu unterschätzen ist. Höhenlage, Winterwetter und drohender Lagerkoller in aus Sicherheitsgründen hermetisch abgeschotteten Teamhotels können auch Favoriten zum Straucheln bringen. Die fast schon rätselhafte Verletzungsserie potenzieller WM-Superstars von David Beckham bis zu Didier Drogba trägt ihr Übriges bei. Ein klarer WM-Favorit ist nicht in Sicht. Magische Momente werden im Duell der Superstars vom Argentinier Lionel Messi und Portugals Cristiano Ronaldo erwartet. Doch wie schon 2006 könnte effektiver Kollektivfußball über die Kunst der Einzelkönner gehen.
In Südafrika mobilisieren sich derweil die fröhlichen Fußball-Massen, die voller Stolz ihre „Bafana Bafana“ unterstützen. Das Abschneiden des Heimteams dürfte wesentlichen Einfluss auf die Turnier-Stimmung haben. Sollte erstmals bei einer WM der Ausrichter die Vorrunde nicht überstehen, müsste wenigstens ein anderes Team vom Gastgeber-Kontinent einspringen. Algerien, die Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun und Nigeria komplettieren den Afrika-Sixpack.
„Das ganze Land steht hinter Euch“, versicherte Südafrikas Präsident Jacob Zuma dem eigenen Team. Der erste Mann im Staat erkannte instinktiv die Bedeutung der größten Sportveranstaltung in der Geschichte Afrikas und widmete das Turnier öffentlichkeitswirksam dem prominentesten und auf der ganzen Welt beliebtesten Südafrikaner: Nelson Mandela. Der Präsenz des Friedensnobelpreisträgers bei der Eröffnungsfeier wird große Bedeutung beigemessen (siehe „T“ von gestern).
Am Donerstag erfuhr die WM bereits eine Premiere: Erstmals nämlich in der mehr als 100-jährigen Geschichte des Weltfußballverbands FIFA stimmte ein rauschendes Auftaktkonzert im Gastland auf das sportliche Großereignis ein. In Johannesburg versammelten sich gestern Abend Tausende WM-Fans in buntem Outfit und ausgelassener Partystimmung in Sowetos Orlando-Stadion.
Neben den internationalen Superstars Shakira oder Alicia Keys standen vor allem afrikanische Musiker im Mittelpunkt des WM-Auftaktkonzerts. Die Veranstaltung fand nur wenige Kilometer vom Soccer-City-Stadion statt, in dem heute nach einer feierlichen Eröffnungszeremonie mit rund 1.500 Tänzern die erste WM auf afrikanischem Boden angepfiffen werden soll. Nach dem Einbruch einer winterlichen Kaltfront, die gestern in den Höhenlagen des Landes auch erste Schneefälle mit sich brachte, haben sich viele Fans mit Decken, Mützen und Schals gegen die nächtliche Kühle im Stadion gewappnet. Im Winter der Süd-Halbkugel geht die Sonne bereits gegen 17.30 Uhr unter.
De Maart
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