Mittwoch22. Oktober 2025

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CoronaKaum irgendwo war der Lockdown strenger – nun dürfen die Spanier langsam wieder raus

Corona / Kaum irgendwo war der Lockdown strenger – nun dürfen die Spanier langsam wieder raus
Bis vor wenigen Tagen untersagt: Ein Kind spielt mit seinem Vater Fußball auf einem Strand auf Mallorca  Foto: AFP/Jaime Reina

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Spaniens langsame Rückkehr zur Normalität wird von vielen kritischen Stimmen begleitet. Premier Sánchez warnt, Ärzte regen sich über die Sorglosigkeit der Bürger auf. 

Auch in der Regierung ist die Sorge groß, dass eine zu schnelle Lockerung der Ausgangsbeschränkungen die Zahl der Corona-Infektionen wieder ansteigen lassen könnte. „Wir müssen sehr vorsichtig sein“, sagt Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez, der am Dienstag im Kabinett in groben Zügen den Weg für ein Ende des Ausnahmezustandes skizzierte. Die Rückkehr zum Alltag müsse „langsam und stufenweise“ geschehen, um kein gesundheitliches Risiko einzugehen. Das Königreich habe bereits einen zu hohen Preis bezahlt, um die Erfolge bei der Epidemie-Bekämpfung durch Unvorsichtigkeit in Gefahr zu bringen.

Spanien hat in Europa die meisten bestätigten Covid-19-Fälle. Wohl auch deswegen verhängte die Regierung im März eine der härtesten Ausgangssperren auf dem Kontinent. Dank der drastischen Einschränkungen hat sich die Infektionskurve inzwischen deutlich abgeflacht. Am Dienstag wurden von den spanischen Behörden nur noch 1.308 per Test bestätigte Neuerkrankungen gemeldet – ein vergleichsweise geringer Anstieg um etwa 0,6 Prozent. Die Gesamtzahl der bisher erfassten Infektionen lag bei rund 211.000. Die gemeldeten Todesfälle stiegen um 300 auf annähernd 24.000.

Sánchez mahnt zur Vorsicht

Nachdem die Kinder wieder raus dürfen, will Sánchez am kommenden Wochenende erneut die Zügel lockern. Vom 2. Mai an sollen der erwachsenen Bevölkerung wieder sportliche Aktivitäten und Spaziergänge an der frischen Luft erlaubt werden. Aber voraussichtlich ebenfalls nur für eine Stunde täglich und im näheren Umkreis der Wohnung. Möglicherweise werden Zeitkorridore für bestimmte Bevölkerungsgruppen wie etwa Senioren und Kinder festgelegt, damit nicht zu viele Menschen gleichzeitig auf den Straßen sind.

Im Wochenabstand könnten dann weitere Freiheiten folgen: „Wir werden in Etappen vorgehen“, sagte Sánchez vor der Kabinettssitzung. „Wir werden nicht auf einen Schlag alle Aktivitäten erlauben können.“ Manche Regionen, in denen es nur noch sehr wenige Infektionsfälle gibt, könnten schneller voranschreiten als andere. Das gilt etwa für die Kanarischen Inseln und für Mallorca, wo die Lage inzwischen spürbar besser aussieht als in den Brennpunkt-Regionen Madrid und Katalonien.

Urlaubsinseln hoffen auf Spätsommer

Grundsätzlich gilt: Soweit es keine Corona-Rückschläge gibt, soll im Laufe der nächsten Wochen damit begonnen werden, den Handel, den Tourismus und die übrige Wirtschaft allmählich wieder hochzufahren – Einzelheiten und Termine wollte Sánchez zu einem späteren Zeitpunkt mitteilen. Soweit bisher bekannt wurde, ist zuerst an die Öffnung von Friseuren und Einzelhandelsgeschäften gedacht. Dann könnten die ersten Restaurants und Hotels folgen – mit verringerter Gästekapazität. Über allem, sagt die Regierung, stehe der Leitsatz: „Sicherheit zuerst.“

Werden also diesen Sommer doch noch Ferien an spanischen Stränden möglich sein? Für einheimische Urlauber könnte sich dieser Wunsch nach derzeitigem Stand der Dinge erfüllen. Ausländische Touristen müssen vermutlich noch länger warten. Denn derzeit darf nur einreisen, wer im Land seinen ersten Wohnsitz hat. Bis diese Beschränkungen aufgehoben werden, so hört man aus der Reisebranche, könnten noch ein paar Monate vergehen. Aber Mallorca und auch die Kanarischen Inseln hoffen, vielleicht im Spätsommer die ersten internationalen Gäste wieder begrüßen zu können.