Sonntag9. November 2025

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Ein trockenes JahrVeranstalter sehen kaum Alternativen zum Ausfall der Weinfeste in Luxemburg

Ein trockenes Jahr / Veranstalter sehen kaum Alternativen zum Ausfall der Weinfeste in Luxemburg
Mittlerweile ein Bild wie aus einer anderen Welt – dabei waren es die Riesling Open 2019  Foto: Editpress

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Wegen der mannigfachen Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie mussten die traditionellen Weinfeste und vinophilen Events entlang der Mosel in diesem Jahr allesamt abgesagt werden. Für die Festveranstalter, die Winzerschaft und die in den Festreigen involvierten gastronomischen Betriebe ist das ein Schlag ins Kontor.

Keine Festmeilen auf den Straßen und markanten Plätzen in den Winzerdörfern: Als Folge der behördlich verordneten Sicherheitsvorgaben sucht man in den Veranstaltungskalendern verzweifelt nach den Weinfesten in Grevenmacher oder Schwebsingen, nach den populären „Riesling-Open“ in Wormeldingen, dem „Léiffrawëschdag“ in Greiweldingen oder der „Hunnefeier“ zum Ende der Weinlese in Schengen. Tausende Weinfreunde werden dieses Jahr das charmante Ambiente in den pittoresken Gassen der Moselgemeinden vermissen. Verzichten müssen sie auch auf die moselländischen Spezialitäten wie „Judd mat Gaardebounen“, „Waarm Ham“ oder „Speckgromperen“ und, allen voran, auf den Genuss der Weine und Crémants der heimischen Winzer.

Das Tageblatt hat bei den Machern und Organisatoren der Veranstaltungen nachgefragt, welche Auswirkungen die Absagen der Feste haben und ob Alternativen vorgesehen sind, die zumindest einen Teil der entgangenen Einnahmen wieder wettmachen könnten. Ein Beispiel wäre das „Picadilly on Tour“ vor zwei Wochen, als die Organisatoren aus Stadtbredimus an drei Wochenenden mit einem Hop-On-Hop-Off-Bus durchs Land gefahren sind.

In Grevenmacher verrät die Präsidentin des Festkomitees, Carole Clemens, dass sich das „Comité des fêtes“ und die Stadtverwaltung schwergetan hätten, die 71. Auflage des Trauben- und Weinfestes auf das nächste Jahr zu verschieben: „Wir teilen die Enttäuschung der lokalen Vereine, der Winzer, der gastronomischen Betriebe und nicht zuletzt die der Weinköniginnen der letzten Jahre. Jessica Bastian bleibt ein weiteres Jahr im Amt, da sie auch kaum Repräsentationsmöglichkeiten während ihrer bisherigen Amtszeit hatte. Ihre designierte Nachfolgerin Lee Risch wird sie dabei ein weiteres Jahr als Prinzessin begleiten. Als kleines Bonbon für alle Weinfreunde haben wir als Festkomitee in Kooperation mit den beiden großen Kellereien in Grevenmacher eine Extra Cuvée 2020 aufgelegt, ein Crémant und ein Pinot blanc, die ab September in den Kellereien verfügbar sind, sodass man sich ein kleines Stück Weinfest nach Hause holen kann.“

Des Weiteren habe man diverse Merchandising-Artikel anfertigen lassen, die in verschiedenen Geschäften erhältlich sein werden. Dabei hebt Clemens eine attraktive Schmuckserie hervor, die in Kooperation mit der Bijouterie Hoffmann entstanden ist. Die Verantwortlichen hoffen, dass das traditionelle Fest im nächsten Jahr seinen gewohnten Lauf nehmen kann.

Winzer öffnen ihre Weinstuben

Nicht weniger enttäuscht zeigen sich die Veranstalter in der Riesling-Gemeinde Wormeldingen. Die 20. Ausgabe der populären „Riesling Open“ wurde bereits im Mai im Einklang mit den Gemeindeautoritäten abgesagt. Mathis Ast, der für die Organisation verantwortliche Schöffe, erklärt: „Wir hatten uns diesbezüglich mit der Winzerschaft kurzgeschlossen und kamen zu dem Entschluss, die Jubiläumsauflage auf das nächste Jahr zu verschieben. Geselligkeit und physische Nähe sind bei diesen Festen unvermeidlich und machen den Reiz des Events aus.“ Im Gegenzug aber öffnen die lokalen Winzer am dritten Wochenende im September ihre Weinkeller, wo die Weine und Crémants unter den vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen verkostet werden können. Die amtierende Riesling-Weinkönigin Fabienne wird zudem ihre Amtszeit um ein Jahr verlängern. Ihre Nachfolgerin Lara wird die Krone dann im nächsten Jahr übernehmen.

Rieslingkönigin Fabienne bleibt ein weiteres Jahr im Amt. Ähnlich verfahren auch die Organisatoren der anderen Weinfeste. 
Rieslingkönigin Fabienne bleibt ein weiteres Jahr im Amt. Ähnlich verfahren auch die Organisatoren der anderen Weinfeste.  Foto: Editpress/Herbert Becker

Aus dem Dorfbrunnen „Les enfants des raisins“ in Schwebsingen wird in diesem Jahr kein Wein fließen. Der Präsident der „Schwéidsbenger Wäifescht Asbl.“, Pit Gloden, zeigt sich solidarisch mit den anderen Festveranstaltern an der Mosel: Man wolle keinen Alleingang starten, die Absage sei zum jetzigen Zeitpunkt alternativlos. „Unsere Winzer sind von der Absage nicht so arg betroffen wie die Kollegen aus Grevenmacher oder Wormeldingen“, so Gloden. „Sie liefern ihr Lesegut zu 100 Prozent an die Genossenschaftskellerei und auch der Verein kann einen einmaligen Ausfall verkraften. Natürlich sind wir enttäuscht, in diesem Jahr nicht der jahrzehntelangen Tradition folgen zu können. Damit das Fest aber nicht ganz in Vergessenheit gerät und unsere langjährigen Besucher sich bereits auf das nächste Jahr einstimmen können, haben wir einen kleinen Werbefilm produziert, in dem wir unsere Gemeinde und alles rund um das Fest präsentieren. Wir werden ihn demnächst in den sozialen Medien veröffentlichen.“

Leider werde man auch auf das traditionelle Pflanzen eines Rebstocks im „Ministeschwingert“ verzichten. Sofern es die Gegebenheiten erlauben, werden die Veranstalter im Herbst aber im besagten „Wingert“ eine Traubenlese lancieren, zu dem einige Minister eingeladen werden. Aus dem Lesegut wird eine kleine Auflage Magnumflaschen abgefüllt, die dann nächstes Jahr zum Verkauf angeboten werden.

Marc Zago ist der Organisator der viel beachteten „Hunnefeier“, die alljährlich zum Ende der Traubenlese am Dreiländereck in Schengen abgehalten wird. Auch bei seinen Statements zur Absage des Events ist die Enttäuschung kaum zu überhören. „Das Festkomitee hat sich natürlich schwergetan mit dieser Enttäuschung, aber wir sahen keine Alternative. Wir hatten vergangenes Jahr schon ‚Land unter‘, weil es an dem Tag ohne Unterlass geregnet hatte und wir dadurch nicht den erhofften Besucherstrom verzeichnen konnten. Wir hatten rund 2.000 Besucher. In normalen Jahren sind es allerdings 8.000 bis 10.000 …“

Die Veranstalter wollen es dieses Jahr nicht wagen, das Fest in irgendeiner Form stattfinden zu lassen: „Wir wollen das Renommee des Events nicht schädigen, sollte der Schuss am Ende nach hinten losgehen“, so Zago. „Wir beißen da jetzt in den sauren Apfel, möchten unsere treuen Besucher aber wissen lassen, dass wir den populären Keramikhahn auch in diesem Jahr haben anfertigen lassen und ihn zum Verkauf anbieten werden. Am Ende bleibt uns nichts anderes übrig, als auf das kommende Jahr zu vertrösten.“

Auch wenn die besagten Veranstaltungen in diesem Jahr ausfallen, haben Weinliebhaber und Amateure immer noch die Möglichkeit, die lokalen Moselwinzer in diesem Jahr mit einem Besuch vor Ort zu unterstützen, um den eigenen Weinkeller mit edlen Tropfen zu bestücken.

Nomi
19. August 2020 - 10.04

Mir mussen eisen persei'nlechen Plesei'er zereck stellen fir dass de Rescht vun eiser Econnomie net d'Baach ran geht !

HTK
18. August 2020 - 22.10

So lasset uns denn wieder Feste feiern,wenn uns zum feiern zumute ist.