USA„Katastrophaler“ Hurrikan „Ida“ erreicht die US-Golfküste

USA / „Katastrophaler“ Hurrikan „Ida“ erreicht die US-Golfküste
Der Jones Park steht unter Wasser, als der Hurrikan „Ida“ auf die Region im US-Bundesstaat Mississippi trifft. Das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) stufte den Hurrikan „Ida“ als „extrem gefährlich“ ein. Foto: The Sun Herald/AP/dpa/Justin Mitchell

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Ein lebensgefährlicher Hurrikan ist auf Louisiana getroffen. Genau 16 Jahre nach dem verheerenden Wirbelsturm „Katrina“ droht der Region von New Orleans wieder eine Katastrophe.

Lebensgefährlich, katastrophal, ein Sturm und Überschwemmungen von historischem Ausmaß: Mit diesen Warnungen haben die Verantwortlichen eindringlich an die Anwohner der US-Golfküste appelliert, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Hurrikan „Ida“ traf am Sonntagmittag (Ortszeit) als „extrem gefährlicher“ Wirbelsturm auf die Küste im Bundesstaat Louisiana, wie das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) erklärte. Der Staat und die Stadt New Orleans müssten mit heftigem Regen, einer „lebensgefährlichen Sturmflut“, katastrophalen Windböen und lang anhaltenden Stromausfällen rechnen.

Das Zentrum des Sturms sei mit der Stärke vier von fünf aus dem Golf von Mexiko kommend südwestlich der Stadt New Orleans bei Port Fourchon auf die Küste getroffen, erklärte das NHC. Der Wirbelsturm habe beim Erreichen der Küste Windgeschwindigkeiten von rund 240 Kilometern pro Stunde mit sich gebracht, erklärte das NHC.

Gut eine Stunde nachdem der Hurrikan auf Land getroffen war, meldete die Einsatzzentrale der Großstadt New Orleans bereits „weit verbreitete Stromausfälle“. Die interaktive Karte des örtlichen Energieversorgers Entergy zeigte rund 170.000 Haushalte ohne Elektrizität. Der Webseite Poweroutage.us zufolge waren im ganzen Bundesstaat rund 233.000 Kunden ohne Strom. In New Orleans stellte der Rettungsdienst wegen der gefährlichen Winde bis auf Weiteres den Dienst ein.

Fotos und Videos örtlicher Medien hatten bereits am Sonntagvormittag nach dem Ankommen erster Ausläufer des Sturms erste Überschwemmungen und heftige Windböen gezeigt. Der NHC maß in einem küstennahem Feuchtgebiet südlich von New Orleans bereits ein um zwei Meter erhöhtes Wasserniveau. Am Flughafen der Stadt gebe es Windböen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 100 km/h.

Gouverneur John Bel Edwards aktivierte für den Hurrikan die Nationalgarde mit rund 5.000 Soldaten. Die Katastrophenschutzbehörde flog Helfer und Vorräte in die Region, die Küstenwache stationierte zahlreiche Hubschrauber und Boote für den bevorstehenden Rettungseinsatz. Alle Flüge nach New Orleans wurden am Sonntag gestrichen. Wegen Tausender fliehender Anwohner der Küstengebiete waren die Autobahnen ins Landesinnere und in die Nachbarstaaten seit Samstag völlig überfüllt. Edwards warnte, „Ida“ werde beim Auftreffen auf Louisiana einer der stärksten Stürme seit 1850 sein.

„Ida“ traf in Louisiana auf den Tag genau 16 Jahre nach der Ankunft des verheerenden Hurrikans „Katrina“ auf Land. „Katrina“ hatte in und um New Orleans katastrophale Schäden und Überschwemmungen verursacht. Damals kamen rund 1.800 Menschen ums Leben. Seither wurden in der Region allerdings Milliarden in den Hochwasserschutz investiert. New Orleans ist daher inzwischen besser vor Überschwemmungen geschützt, den jüngsten Prognosen zufolge muss die Stadt aber auch mit extrem zerstörerischen Windböen rechnen.

Die prognostizierten starken Winde, der massive Regenfall und die Sturmflut in Louisiana seien alle schon für sich allein betrachtet „lebensgefährlich“, sagte der NHC-Direktor Ken Graham am Sonntag dem TV-Sender CNN. Der Blick auf die Radarbilder des Sturms zeige, wie „katastrophal das wird“, sagte Graham. „Das wird eine lebensgefährliche Situation“, warnte er. Graham appellierte an alle Menschen in der Region, sich in Sicherheit zu bringen.

US-Präsident Joe Biden ließ sich von der Katastrophenschutzbehörde Fema zu dem Sturm unterrichten. Fema habe bereits 500 Einsatzkräfte sowie 1,6 Millionen Liter Trinkwasser, eine Million Mahlzeiten und Generatoren in die Region gebracht, erklärte das Weiße Haus.

„Hurrikan Ida stellt eine direkte Bedrohung für die Menschen in New Orleans dar“, warnte Bürgermeisterin LaToya Cantrell vorab. Wegen des schnell herannahenden Sturms habe es keine Zeit mehr gegeben, eine Pflicht-Evakuierung der ganzen Stadt anzuordnen. Sie ordnete daher nur die Evakuierung besonders gefährdeter Gebiete an, die außerhalb der Dämme liegen. New Orleans ist fast gänzlich von Wasser umgeben – im Norden liegt Lake Pontchartrain, im Osten Lake Borgne, im Süden gibt es die Feuchtgebiete entlang der Mississippi-Mündung.

„Ida“ wird nach Ansicht des Gouverneurs die bislang schwerste Prüfung für den Hochwasserschutz von New Orleans. Seit „Katrina“ habe es massive Investitionen in den Hochwasserschutz gegeben, sagte Edwards dem TV-Sender CNN. Größere Sorgen machten ihm die Gebiete südwestlich der Stadt, die keinen derart ausgebauten Hochwasserschutz hätten.

An Teilen der Küste Louisianas, südwestlich von New Orleans, wo der Sturm auf Land traf, war mit einer „lebensgefährlichen“ Sturmflut von fast fünf Metern Höhe zu rechnen, warnte das NHC. Am Lake Borgne sei mit fast vier Metern zu rechnen, am Lake Pontchartrain mit gut zwei Metern. Auch für Teile der östlichen Nachbarstaaten Mississippi und Alabama galten wegen des Hurrikans Flut- und Tornadowarnungen.

Gouverneur Edwards erklärte, küstennahe Krankenhäuser könnten trotz des Hurrikans nicht evakuiert werden, weil es zu viele Corona-Patienten gebe. Derzeit würden in dem Staat mit 4,6 Millionen Einwohnern 2.450 Patienten wegen Covid-19 stationär behandelt, sagte er. Es gebe in Louisiana und den angrenzenden Bundesstaaten keine Kapazitäten mehr, um zusätzliche Patienten aufzunehmen. Für die Einrichtungen seien trotz Generatoren lang anhaltende Stromausfälle infolge des Hurrikans eine große Gefahr. Der Staat habe rund 10.000 Arbeiter mobilisiert, um die Stromversorgung schnell wiederherzustellen, so Edwards. Louisiana und die benachbarten Bundesstaaten befinden sich inmitten einer dramatischen Corona-Welle.

„Ida“ sollte am Montag nordöstlich nach Mississippi und Tennessee weiterziehen. Der Wirbelsturm war am Freitag als Hurrikan der Stufe eins über den Westen Kubas hinweggezogen. Dort verursachte „Ida“ nach Berichten staatlicher Medien Stromausfälle und Schäden.