Sonntag16. November 2025

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CRIJE EschJugendliche stärken – zwischen Schule, Freizeit und Zukunftsplänen

CRIJE Esch / Jugendliche stärken – zwischen Schule, Freizeit und Zukunftsplänen
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des CRIJE (v.l.): Joyce Turmes, Joe Greisch, Darya Syrovatska, Christelle Kodische, Kader Dao, Aurélia Benvenuto, Chris Laouamer Foto: Editpress/Julien Garroy

Das „Centre de rencontre et d’informations pour jeunes Esch“ bietet jungen Menschen von 11 bis 30 Jahren einen sicheren Rückzugsort. Vom lockeren Abhängen im Jugendhaus bis zur Beratung im Jugendinfopunkt: Das CRIJE zeigt, wie vielfältig Jugendarbeit in Esch heute ist – und wie unterschiedlich die Bedürfnisse junger Menschen ausfallen.

Die Begrüßung im Escher Jugendhaus (EJH) fiel am Mittwochnachmittag etwas ungewöhnlich aus. Schon von außen war Gelächter zu hören. Christelle Kordische, Direktorin des „Centre de rencontre et d’informations pour jeunes Esch“ (CRIJE), entschuldigte sich lachend für das Durcheinander. Im Gemeinschaftsraum zeigte sich der Grund: Erzieherin Joyce Turmes drehte sich auf einem Stuhl und warf mit Spielkarten umher. „Wir probieren gerade den neuesten TikTok-Trend aus, um unser Team vorzustellen“, erklärte Aurélia Benvenuto, Verantwortliche für das Jugendhaus.

Barrierefreiheit und Einrichtung

Seit 2025 ist das Jugendhaus vollständig für junge Menschen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich. Es bietet eine barrierefreie Küche für Workshops, Bühne und Touchscreen, eine Sommerterrasse mit Permakultur, Werkstätten und Küche im Keller, einen vielseitigen Tanz- und Lernraum sowie professionelle Musik- und Videostudios.

Erzieherin Darya Syrovatska und Sozialarbeiter Joe Greisch bieten den Jugendlichen Halt und Unterstützung bei administrativen Vorgängen
Erzieherin Darya Syrovatska und Sozialarbeiter Joe Greisch bieten den Jugendlichen Halt und Unterstützung bei administrativen Vorgängen Foto: Editpress/Julien Garroy

Es ist fast immer etwas los, so die Erzieherinnen und Erzieher. Zwischen Küchenduft, Musik und gelegentlichem Stimmengewirr treffen täglich rund 20 bis 30 Jugendliche aufeinander. Manche kommen nach der Schule vorbei, andere bleiben den ganzen Nachmittag. Das Haus versteht sich als offener Treffpunkt – inklusiv, sicher, flexibel und respektvoll. Erzieher Chris Laouamer vom EJH spricht wiederholt von „Safe Space“: „Hier soll niemand bewertet werden, und wer einfach nur da sein will, darf das auch.“

Der Jugendinfopunkt, kurz JIP, liegt unweit in der rue du Commerce. „Dort ist die Atmosphäre ruhiger, aber nicht weniger lebendig“, so Greisch, „informateur jeunesse“ und Sozialarbeiter. Täglich suchen mehrere junge Menschen Unterstützung – beim Ausfüllen von Formularen, beim Erstellen eines Lebenslaufs oder sogar beim Öffnen einer E-Mail auf dem PC. Viele gehören zur sogenannten iPhone- und iPad-Generation, die mit Smartphones groß geworden ist, aber bei administrativen Abläufen schnell an Grenzen stößt.

Begleitung auf Augenhöhe

Während im Jugendhaus vor allem Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren vorbeischauen, richtet sich der JIP stärker an junge Erwachsene bis 30. Die Anliegen unterscheiden sich: Sie suchen nach Orientierung und Unterstützung im Übergang zur Ausbildung oder Arbeitswelt. Die Bereiche der beiden Einrichtungen überschneiden sich aber regelmäßig: „Wir arbeiten eng zusammen und tauschen uns über gemeinsame Themen aus“, erklärt Kordische. „Wir versammeln uns rund zweimal im Monat.“

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des CRIJE verstehen ihre Arbeit als Begleitung auf Augenhöhe. Neben der täglichen offenen Betreuung bieten sie Workshops in Schulen und Jugendzentren an – etwa zu Sexualität, Geschlechterrollen oder Berufsorientierung. Auch Babysitting-Kurse und Präventionstage gehören dazu. Ziel ist, Jugendlichen praktische Fähigkeiten zu vermitteln und gleichzeitig Themen anzusprechen, die sie beschäftigen, über die aber selten offen gesprochen wird. Joe Greisch soll künftig als „Instructeur en premiers secours en santé mentale“ außerdem sowohl das Team als auch Interessierte rund um die mentale Erstversorgung ausbilden.

Jugendinfopunkt (JIP)

Der JIP ist von montags bis freitags von 12 bis 17 Uhr – ohne Termin – geöffnet. Adresse: 10, rue du Commerce, L-4067 Esch/Alzette

Was Jugendliche in Esch derzeit am meisten beschäftigt, ist vielfältig: Schulstress, Prüfungen, Beziehungen, Liebeskummer, Zukunftsfragen. Viele kommen einfach, um jemanden zum Reden zu finden oder um ein wenig Abstand vom Alltag zu gewinnen. Seit der Corona-Pandemie hat sich laut den Betreuerinnen und Betreuern einiges verändert. Jugendliche seien heute ungeduldiger, aber auch kontaktfreudiger. „Es muss alles schnell gehen“, sagt Darya Syrovatska, Erzieherin und „Informatrice“ beim JIP, „doch vieles im Leben braucht Zeit und Geduld.“

Aktivitäten ohne Internet

Gerade im Jugendinfopunkt zeigen sich die Folgen der Pandemie deutlich. Einige junge Erwachsene haben in dieser Zeit ihre Ausbildung verloren oder mussten Projekte aufschieben. Für manche war es schwierig, danach wieder Fuß zu fassen. Das Team versucht, sie zu motivieren und den Übergang zu erleichtern – etwa durch individuelle Beratung und Orientierung an andere Institutionen. Andere nutzen den Raum, um neue Ideen zu entwickeln oder sich auf die nächste Ausbildung vorzubereiten. 

Escher Jugendhaus (EJH)

Das EJH ist dienstags bis freitags von 14 bis 19 Uhr geöffnet – samstags von 10 bis 18 Uhr. Adresse: 65, rue Zénon Bernard, L-4031 Esch/Alzette

Im Jugendhaus werden regelmäßig Aktivitäten organisiert – oft gemeinsam mit anderen Jugendhäusern aus der Region. Besonders beliebt sind Themenabende, Gesellschaftsspiele und Ferienausflüge. Im Sommer geht es in Freizeitparks wie Phantasialand oder Europapark. Damit auch Jugendliche mit kleinerem Budget teilnehmen können, können sie durch Mithilfe bei Veranstaltungen oder Aufräumarbeiten im Haus ihren Beitrag leisten.

Die Mitarbeitenden versuchen, Aktivitäten zu fördern, bei denen das Smartphone keine Rolle spielt. Das WLAN ist etwa während der Ferienkolonien absichtlich begrenzt – mit Erfolg: Viele Jugendliche empfinden das als befreiend und werden kreativ. „Wenn man ihnen einfach den Raum lässt, finden sie selbst Wege, sich zu beschäftigen“, sagt Chris Laouamer.

Die Erzieherinnen und Erzieher des Escher Jugendhauses bemühen sich, den Jugendlichen auf Augenhöhe zu begegnen
Die Erzieherinnen und Erzieher des Escher Jugendhauses bemühen sich, den Jugendlichen auf Augenhöhe zu begegnen Foto: Editpress/Julien Garroy

Kochen und Essen bringen die Jugendlichen zusammen – unabhängig von Alter oder Herkunft. „Jeder hat Hunger, und jeder will essen“, fasst Joyce Turmes zusammen. Auch Tanz, Sport und Kreativangebote gehören dazu. Wenn etwas nicht mehr funktioniert, wird es angepasst oder ersetzt. Ab 2025 soll zum Beispiel das Street-Soccer-Turnier, das bereits seit über 20 Jahren vom Jugendhaus organisiert wird, durch ein neues Format, die „Esch Streetgames“, ersetzt werden.

Künftig will das CRIJE sichtbarer werden: Eine neue Website und eine überarbeitete Präsenz in den sozialen Medien sollen den Zugang erleichtern. Auch intern wird an Kommunikation und Teamstruktur gearbeitet, um Projekte effizienter umzusetzen.