Drei Fragen an Roger Infalt„Journalisten können ihre Rolle nur erfüllen, wenn sie ein Informationszugangsrecht haben“

Drei Fragen an Roger Infalt / „Journalisten können ihre Rolle nur erfüllen, wenn sie ein Informationszugangsrecht haben“
Roger Infalt tauscht sich gerne mit Schülern über den Beruf des Journalisten und die Rolle der Presse aus Foto: Editpress/Isabella Finzi

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28 Jahre saß der ehemalige Tageblatt-Journalist und heutiger Korrespondent Roger Infalt im Exekutivbüro des Presserats. Dabei bekleidete er unter anderem die Position des Generalsekretärs, des Vizepräsidenten und vier Jahre lang stand er als Präsident sogar an der Spitze. Nun macht er Schluss – zumindest mit den Führungsrollen. Hinter den Kulissen bleibt Infalt dennoch tätig. Dem Tageblatt beantwortet er drei Fragen.

Tageblatt: Was war das prägnanteste Erlebnis in Ihrer Zeit im Presserat?

Roger Infalt: Das war die Reform des Pressegesetzes Mitte der 2000er Jahre. Nach langer Diskussion kam 2004 endlich das neue Gesetz. Das war ein wichtiger Moment, denn damit wurde der Quellenschutz endlich gesetzlich verankert. Damals wurde uns auch versprochen, dass das Informationszugangsrecht für Journalisten kommen würde. Doch dafür kämpfe ich immer noch. 

Wo muss Luxemburg beim Presserecht noch dringend nachbessern?

Wir brauchen das Informationszugangsrecht. Während dieser sanitären Krise haben wir gesehen, wie schnell die Regierung es schaffen kann, den Informationsfluss komplett zu stoppen. Die Pressekonferenzen in allen Ehren Nachfragen nach weiteren Informationen wurden spät oder nie beantwortet. Wir mussten beispielsweise fast zwei Wochen auf ein genaues Organigramm der zuständigen Ansprechpartner warten. Die Kommunikation lief einfach an Premierminister Xavier Bettel oder Gesundheitsministerin Paulette Lenert vorbei. Man hat den Journalisten einfach „de Krunn zougedréit“. Aber wir können unsere Rolle nur erfüllen, wenn wir auch die entsprechenden Informationen verlangen können. Mit einem Informationszugangsrecht könnte das nicht passieren. Hier geht es ums Prinzip und wenn wir uns andere europäische Länder ansehen, wie Frankreich, Deutschland oder die nordischen Länder, dann sind sie uns weit voraus. 

Geht ein Journalist eigentlich jemals richtig in Rente?

(lacht) Nein. Journalismus kann man zwar teilweise lernen, aber es ist auch etwas, was in einem selbst verankert ist. Man hat Hunger und Durst nach der Wahrheit und Informationen. Und das, „bis datt et net méi geet“.

Schwickert Fred
28. Mai 2020 - 17.57

An J.Scholer@ Genau so, hat manch Tageblatt-Journalist während Jahren sein politisches Deckmäntelchen nicht abgelegt, oder besser gesagt : ablegen dürfen ! Denn wenn, Präsident und Direktor des Tageblattes, sowie damals Castegnaro und Sold aus Eigennutz, Leserbriefe, in denen Misswirtschaft, gravierende Verletzung des Arbeitsrechtes und Mobbing der "Bauernzentrale" angeprangert wurden, nicht veröffentlichten, dann "ADE PRESSEFREIHEIT". Roger Infalt war ehrlich. Bei einem Gespräch gab er zu: "Dies wäre über Jahre die Politik der Beiden gewesen. Nach ihrem Abgang wehe ein anderer Wind." Und wahrlich. Alle meine Kommentare wurden bis jetzt veröffentlicht. Der vor Jahren Verstorbene Tageblatt-Journalist Romain Durlet schrieb in einem Leitartikel u.a. folgendes : "Es gibt Affären, die bewusst vertuscht werden, oder die man der Öffentlichkeit vorenthalten will, weil - wie es so schön heisst - das Vertrauen und der Glaube in die Institutionen schwinden können. So werden die Schuldigen zu Märtyrern und jene, die die Zivilcourage hatten, laut über Missstände zu reden, zu gewollten und designierten Schuldigen (...) Die entlarvten Unregelmässigkeiten gelten dann als Kavaliersdelikte oder gar als getürkte Infos, die nur dazu angetan seien, anderen Leuten Schaden zuzufügen." (...) Fazit: Obschon Casteg schon ab 1993 von der OGBL-Personalvertretung von all den Missständen unterrichtet war, wurde dies bewusst vertuscht. Und der verantwortliche Generaldirektor der B.Z. wurde erst 2003 entlassen ! Zu spät. Denn, heute ist der AGROZENTER MERSCH dem Boden platt gemacht. Fast 600 Arbeitnehmer hatten ihren Arbeitsplatz verloren.

J.C.Kemp
28. Mai 2020 - 9.06

Was uns fehlt ist ein 'freedom of information act' so wie in GB, wo Ministerien und öffentliche Dienste Auskunft geben müssen, wenn sie nicht die Landessicherheit betrifft. Natürlich muss der Journalist auch fragen wollen.

J.Scholer
28. Mai 2020 - 0.18

Bei Hunger und Durst nach Wahrheit , sollte so manch Journalist sein politisches Deckmäntelchen ablegen , politisch neutral und undifferenziert berichten. Wer dies nicht tut , kann der Wahrheit nicht dienen, ausser der Seinen.