Dienstag16. Dezember 2025

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Politiker-BiografieJournalist Michael Merten nähert sich Luxemburgs Ex-Außenminister Jean Asselborn persönlich an

Politiker-Biografie / Journalist Michael Merten nähert sich Luxemburgs Ex-Außenminister Jean Asselborn persönlich an
Politik und Rennräder: Ex-Außenminister Jean Asselborn und Buchautor Michael Merten beim Gespräch Foto: Laurent Sturm

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Ein neues Buch wirft auch einen privaten Blick auf Jean Asselborn. Journalist Michael Merten begleitet den dienstältesten Außenminister Europas dafür auf einer ganz persönlichen Tour durchs Leben.

Es kommt nicht alle Tage vor, dass in Luxemburg eine Politikerbiografie erscheint. Am Dienstagabend stellt Michael Merten seine eigene vor. „Die Tour seines Lebens“ hat der Wort-Journalist sein Buch über Jean Asselborn genannt. Merten hat Asselborn jahrelang als Journalist begleitet und sich mit dem langjährigen LSAP-Außenminister sowie begeisterten Radfahrer den berühmten Mont Ventoux in Südfrankreich hinaufgequält.

Mertens Recherchen basieren auf vielen persönlichen Gesprächen mit Asselborn selbst, einstigen Wegbegleitern – nationalen wie internationalen –, vor allem aber mit seiner Familie und insbesondere seiner Frau Sylvie. Das erlaubt spannende Einblicke in ein Leben mit einem Political Animal vom Schlage Asselborns – und zeigt, wie sich das aus der Partnerperspektive anfühlt. Kurz gefasst: Ohne Abstriche geht das nicht, wenn man das aushalten will.

Der Autor als Mitfahrer

Sylvie Asselborn sagt an einer Stelle über ihren Ehemann: „Er kann sich einfach nicht entspannen. Er ist ein richtig Getriebener.“ Und an einer anderen spricht sie darüber, dass sie sich selbst immer scherzeshalber als „eine Witwe, deren Mann noch lebt“ beschrieben hat. Asselborn habe darauf immer geantwortet: „Hör doch auf!“ Aber so sei es eben gewesen, beschreibt Sylvie Asselborn gegenüber Merten ihre Sicht der Dinge. Das Private in Mertens Buch geht aber auch ins Profanere hinein und lässt Leserinnen und Leser über Tochter Julie Asselborn erfahren, wie die Aufgabenteilung im Hause Asselborn aussieht: „Er macht alles draußen, sie macht alles drinnen.“

Das Spannende an „Die Tour seines Lebens“, nämlich diese persönliche Nähe und dieser Blick hinter die Fassade hinein ins Private, den Merten nach den Gesprächen mit Sylvie Asselborn den Leserinnen und Lesern bieten kann, ist gleichzeitig – wenn man so will – die Schwäche des Buches. Aus all den Gesprächen während der ganzen Jahre (Merten begleitet Asselborn journalistisch seit 2019, nachdem der Politikjournalist von der Katholischen Nachrichten-Agentur aus Deutschland zum Luxemburger Wort gewechselt war) – und wohl besonders über die gemeinsame Radtour durch Frankreich, die die Grundlage des Buches bildet – ist eine große Nähe zwischen Autor und Protagonist entstanden. Merten macht dem Leser zwar nichts vor und verbirgt diese mangelnde Distanz nicht, die für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Politiker Asselborn notwendig wäre. Trotzdem bleiben, auch wenn kritische Stimmen von Journalisten aus Luxemburg ihren Platz finden, verschiedene Einschätzungen und Perspektiven etwas einseitig.

Merten scheut auch nicht davor zurück, sich selbst auf den gut 300 Seiten recht viel einzubringen, schafft es aber, dabei nicht zu penetrant zu wirken. Sätze wie „Von uns allen fällt eine Last ab, wir schauen müde, aber glücklich drein“ sind keine Seltenheit und helfen nicht wirklich dabei, dem Menschen Asselborn näherzukommen.

Sei’s drum. Merten wollte ein persönliches Buch über Asselborn schreiben, das sich dazu gut liest – und das ist ihm gelungen. So fühlt sich die Lektüre von „Die Tour seines Lebens“ wie eine gemütliche Radtour an, auf der man mal nach links oder nach rechts schauend an den verschiedenen Lebensphasen Jean Asselborns vorbeirollt. Dabei kommen viele Erinnerungen hoch. Doch die Lese-Tour hält auch einige Überraschungen bereit. Alte Weggefährten rufen über die ganze Strecke Asselborn immer wieder mal etwas Nettes hinterher und die großen politischen Themen des langjährigen Luxemburger Außenministers und seiner Zeit als Politiker, etwa Migration und Naher Osten, bilden den Hintergrund.

Zweites Buch über Asselborn

Nach dem 2020 erschienenen „Merde alors! Jean Asselborn – eine politische Biografie“ von der österreichischen Journalistin und Autorin Margaretha Kopeinig ist Mertens „Die Tour seines Lebens“ bereits das zweite Buch, das sich mit Asselborn beschäftigt. Dass es das zweite eher wohlwollende ist, mag der einzige Wermutstropfen sein. Doch da eine Politikerbiografie in Luxemburg immer noch eine Ausnahmeerscheinung ist, lohnt sich die Lektüre allemal. „Die Tour seines Lebens“ von Michael Merten über Jean Asselborn ist bei Ernster und Berg & Feierabend erschienen. Am Dienstagabend wird es in Anwesenheit Asselborns und des Autors sowie unter der Schirmherrschaft des Pierre-Werner-Instituts öffentlich vorgestellt. Das Ganze findet im Neimënster statt, RTL-Journalistin Caroline Mart führt durch den Abend, Beginn der Veranstaltung ist um 19.00 Uhr.