JugendKonschtWochJojo Barrett: „Tanzen war eine Safe Zone“

JugendKonschtWoch / Jojo Barrett: „Tanzen war eine Safe Zone“
Jojo Barrett: eine Choreografin, die Rugby und Tanz zusammenbringt Fotos: Carole Theisen

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Es ist JugendKonschtWoch in Differdingen, doch wer macht mit? Diese Woche stellt das Tageblatt ausgewählte junge Kunstschaffende vor. Heute im Porträt: die Choreografin Johanna, kurz Jojo, Barrett: Die Jugendliche kämpft mit Tanz und Rugby gegen Mobbing an.

„Als ich jünger war, wurde ich in der Schule viel gemobbt“, erzählt die siebzehnjährige Jojo Barrett im Austausch mit dem Tageblatt. Ein Moment, in dem sie den Tanz für sich entdeckte. „Tanzen war für mich eine Möglichkeit, loszulassen und zu zeigen, wie ich mich fühle, indem ich Bewegungen statt Worte benutze. Es war eine ‚Safe Zone‘ für mich.“ Der Tanz wurde zu Jojos Zufluchtsort, zu einer Leidenschaft. „Ich war nervöser, sensibler als meine Mitschüler*innen, glaube ich“, reflektiert sie über ihre Schulzeit. Diese Sensibilität habe sie stark geprägt und fließe in ihren kreativen Ausdruck ein. Das Mobbing, das sie aufgrund ihres Aussehens und ihrer Kommunikationsschwierigkeiten erfuhr, hinterließ tiefe Spuren. Doch anstatt sich unterkriegen zu lassen, fand Jojo im Tanz ihre kraftvolle Stimme.

Rugby als Ventil für Selbstausdruck

Ihre Inspiration findet die Jugendliche vor allem in der Musik. „Ich suche mir immer Lieder aus, die eine wichtige Message haben, vor allem von lokalen Musiker*innen“, erklärt sie. Die Texte und Melodien von luxemburgischen Künstler*innen wie die der diesjährigen ESC-Kandidatin Tali oder die von Chaild begeistern sie besonders. Talis Lied „Fighter“ spiegele ihren eigenen Kampf und ihre Überzeugung wider, dass jeder ein Kämpfer sei. Diese Botschaft möchte Jojo auch an ihr eigenes Publikum weitergeben.

 Foto: Carole Theisen

Neben dem Tanz hat Jojo Barrett eine weitere Leidenschaft, die ihr Leben eigenen Aussagen nach unheimlich bereichert: Rugby. „Rugby ist ebenfalls ein Sport, mit dem man sich gut ausdrücken kann“, sagt sie. Die Unterstützung und der Teamgeist, die sie dort erlebe, seien für sie von unschätzbarem Wert. Für Jojo war es immer eine Herausforderung, sich in eine Gruppe einzufügen, insbesondere unter jungen Mädchen. Im Rugby hat sie eine Gemeinschaft gefunden, die sie willkommen heißt, ihr eine weitere „Safe Zone“ bietet und ihr Selbstvertrauen zusätzlich stärkt. Noch dazu hat sie durch Rugby, das sie seit einem Jahr spielt, neue Seiten an sich kennengelernt – sie sei stark und verletzlich zugleich, sagt sie. 

Jojos Tanzstil ist eine Mischung aus klassischem Tanz, Hiphop und Rugby-Elementen. Diese Kombination spiegelt ihre persönliche Reise und die unterschiedlichen Einflüsse wider, die sie geprägt haben. Der klassische Tanz verleiht ihrer Performance Eleganz und Präzision, während die Hiphop-Elemente Dynamik und Modernität bieten. Die Rugby-Bewegungen bringen schließlich eine rohe, authentische Kraft ein, die ihre Darbietungen einzigartig machen.

 Foto: Carole Theisen

Aufgrund ihrer eigenen Erfahrung plant Jojo, später eine Tanzschule zu eröffnen, um anderen Jugendlichen einen sicheren Ort zu geben, wie sie ihn im Tanz und dem Rugby gefunden hat. Sie möchte eine Unterstützerin und Mentorin für junge Tänzer*innen sein und ihnen helfen, ihre Ängste zu überwinden und ihre Talente zu entfalten. Gleichzeitig macht sich Jojo Gedanken über die Motive von Menschen, die andere mobben: „Ich habe das Gefühl, dass alle, die solche schlechten Absichten haben, sich selbst nicht gut fühlen – und vielleicht fehlt es ihnen auch an Selbstbewusstsein.“ Ihnen wünscht sie vor allem Einsicht: Sie sollten aus ihren Erfahrungen lernen und erkennen, dass es falsch ist, jemanden aufgrund der eigenen Unzufriedenheit herabzusetzen. „Stattdessen sollten wir alle versuchen, für andere und für uns selbst da zu sein“, so Jojo. „Wir sollten einander zuhören und uns gegenseitig dabei helfen, uns besser zu fühlen. Wer andere unterstützt, fühlt sich selbst wohler.“

 Foto: Carole Theisen

Ein Leuchtfeuer der Inspiration

In dem Sinne hat sich Jojo bewusst dafür entschieden, bei der JuKoWo mitzumachen: Sie will anderen Jugendlichen zeigen, dass sie keine Angst haben sollten, das zu tun, was sie lieben. „Jeder ist talentiert! Als ich gemobbt wurde, trichterten die Menschen mir ein, ich würde das mit dem Tanz nicht schaffen“, erinnert sie sich. „Nur, weil ich daran geglaubt habe und immer weitergemacht habe, bin ich so weit gekommen.“ Heute hat Jojo alle Selbstzweifel abgelegt, tritt selbstbewusst auf großen Bühnen wie beim „On Stage“ auf – und ist sichtlich stolz auf sich.

Am Ende ist Jojo Barrett ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Kunst und Leidenschaft zu Selbstheilung und Stärke führen können. Durch ihre Auftritte, ihre positive und offene Art sowie ihr buntes Auftreten motiviert sie andere, ihren eigenen Weg zu gehen. Wer Jojo live erleben möchte, hat dieses Jahr übrigens bei der „Luxembourg Pride“ (6. bis 14. Juli in Esch/Alzette) die Gelegenheit dazu. 

JugendKonschtWoch

Die JugendKonschtWoch findet noch bis zum 26. Mai im Espace H20 in Oberkorn statt. Die Ausstellung ist montags bis freitags von 16 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 20 Uhr geöffnet. Am 26. Mai, um 11 Uhr, wird der „Jugendkonschtpräis“ verliehen.

In Luxemburg zählt die JugendKonschtWoch der Gemeinde Differdingen zu den größten Ausstellungen junger Kulturschaffender zwischen zwölf und 26 Jahren. Carole Theisen stellte die Kunstwoche, dieses Jahr zum Thema mentale Gesundheit, in der Tageblatt-Ausgabe vom 13. Mai vor.