Mittwoch22. Oktober 2025

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GrevenmacherJill Wagners Kindheitstraum als Weinkönigin geht in Erfüllung

Grevenmacher / Jill Wagners Kindheitstraum als Weinkönigin geht in Erfüllung
Die neue Weinkönigin für die Saison 2025/26 ist Jill Wagner Foto: Editpress/Julien Garroy

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Das Kleid der neuen Königin ist ein Einzelstück. Auf Maß genäht und ein wichtiger Begleiter bei der Ausübung des Amtes. Stoff, Farbe, Glitzereinsätze am oberen Teil und die puffigen Rüschen hat sich die 20-jährige Jill Wagner so ausgesucht. Wenn sie am 12. September in Grevenmacher feierlich inthronisiert wird, geht für sie ein Kindheitstraum in Erfüllung. Sie ist die 75. Weinkönigin an der Mosel.

Kleider machen Leute, wusste schon Gottfried Keller und die angehende Weinkönigin bestätigt das. „Das Kleid und die Krone machen etwas mit einem“, sagt sie. „Man fühlt sich anders.“ Den Traum in kräftigem Lila mit den ausladenden Formen hat eine Textildesignerin in der Hauptstadt für sie gefertigt. Sie freut sich darauf, es zu tragen. Es mache sie schön, sagt sie.

Gleichzeitig ist die Schlussfolgerung, sie sei auch im echten Leben eher in Kleidern unterwegs und Jeans und Boots kämen deshalb für sie nie infrage, falsch. Im Gegenteil. So etwas würde sie auch anziehen. Sowieso sei sie privat eher eine lässige Person, sagt sie über sich. Viel Zeit, sich auf das Amt als Weinkönigin vorzubereiten, hatte sie nicht.

Das Kleid ist eine Maßanfertigung
Das Kleid ist eine Maßanfertigung Foto: privat 

Rund 100 Auftritte als Prinzessin

Die Prinzessinnenzeit dauerte bislang vier Jahre, sie lernen von der aktuellen Königin, wie man die öffentlichen Auftritte meistert. Jill Wagner ist erst seit September 2024 Prinzessin und eine von drei. Das „Comité des fêtes Grevenmacher“ organisiert die Repräsentantinnen des luxemburgischen Weins. Da sich ihre Prinzessinnenkollegin noch nicht bereit fühlte, fragte das „Comité“ sie, ob sie nicht in die Fußstapfen der aktuellen Königin treten wolle.

Sie entscheidet sich dafür. „Ich wollte das“, sagt sie mit erstaunlichem Selbstbewusstsein. In dem einen Jahr als Prinzessin hat sie erste Erfahrungen sammeln können und traut sich das zu. Rund 100 Auftritte im In- und Ausland hat sie inzwischen hinter sich, um den luxemburgischen Wein zu repräsentieren. Fotoscheu darf man ebenfalls nicht sein. „Es werden immer viele Fotos gemacht“, sagt sie.

Sprung ins kalte Wasser

Das Wissen über die rund 1.200 Hektar Weinbaugebiet mit den verschiedenen Sorten sammelt sie in den Seminaren, die das „Comité“ für die Prinzessinnen veranstaltet. Sie weiß auch, wann sie „ihr“ Weinglas einpacken muss, bevor es zum Termin geht. Prinzessinnen und Königin haben jeweils ihr eigenes. Bei Weinproben beispielsweise geht es mit, bei anderen Anlässen bleibt es zu Hause. Macht ihr das Sprechen vor vielen Menschen nichts aus?

„Das geht“, sagt sie und nickt. Beigebracht wurde es ihr nicht. Von Anfang an wurde sie damit ins kalte Wasser geworfen und hat gelernt, sich vorzustellen, frei vor Weinfreunden und -enthusiasten zu sprechen. Auf Events wie dem kürzlich gefeierten „Léiffrawëschdag“ oder der Krönung der Weinkönigin in Klüsserath (D) und unzähligen hinter ihr liegenden Weinproben konnte sie sich ausprobieren. Die vielen Termine absolviert sie inmitten der Vorbereitungen für die „Première“, die sie mittlerweile in der Tasche hat.

Sie wird wahrscheinlich Psychologie studieren. Wo, steht noch nicht fest. Die Doppelbelastung Schulendspurt und Prinzessin war es ihr wert. Ihre Familie, alteingesessene Grevenmacher, ist schon ewig mit dem Wein verbandelt. Nicht als Winzer, sondern mit der Tradition des Feierns anlässlich des Weins und dem Amt der Weinkönigin. Ihre Großmutter betreibt viele Jahre das bekannte „Häffchen“, einen Innenhof, wo nach dem Umzug des Weinfestes weitergefeiert wurde.

Familie ist dem Wein verbunden

An diesem Tag wird Jill Wagner im „Centre culturel Machera“ feierlich inthronisiert
An diesem Tag wird Jill Wagner im „Centre culturel Machera“ feierlich inthronisiert Foto: Editpress/Julien Garroy

Jill ist auch nicht die erste Weinkönigin in der Familie. Großtante und die Cousine ihres Vaters hatten das Amt schon inne. Es liegt in der Familie, möchte man da fast sagen. Ohne Kleid und bislang noch Diadem spielt sie Cello und macht Kammermusik. Klassikfan? Auch, aber nicht nur. Wagner ist offen. Sie hört genauso gerne die Rapper Bausa (D) und Jul (F), wenn sie nicht gerade in einem Feriencamp für den „Service de jeunesse” Kinder animiert.

Die Amtszeiten der Weinkönigin stehen und fallen mit dem „Riesling Open“ in der Nachbargemeinde Wormeldingen. 2024 hat sie bei diesem Event ihren ersten Auftritt als Weinprinzessin. Die diesjährige Auflage 2025 wird ihr erster Auftritt als Weinkönigin sein und 2026 dankt sie bei diesem Anlass ab. Darauf hat sie einen nüchternen Blick. „Wenn es vorbei ist, ist es vorbei“, sagt sie. So ging es auch den anderen 74 Frauen vor ihr.

Drei Fragen an Jill Wagner

Ihr Lieblingskomponist?
Tschaikowsky
Wein: Trocken oder halbtrocken?
Halbtrocken bis süßlich
Lieblingssorte?
Gewürztraminer

Michaux Merle
31. August 2025 - 19.12

Ich hoffe doch stark für die Dame, dass der Artikel reinster Sarkasmus ist.