Dienstag18. November 2025

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Zum Jahrestag des Katalonien-Referendums wütet Straßenschlacht

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„Wir wollen die Unabhängigkeit und eine Republik“, riefen zehntausende Demonstranten, die am Montag durch Barcelona zogen. Und: „Ohne Ungehorsam gibt es keine Unabhängigkeit.“ Ein Jahr nach dem illegalen Unabhängigkeitsreferendum am 1. Oktober 2017 erinnerte Kataloniens Separatistenbewegung mit mehreren großen Kundgebungen und Verkehrsblockaden an dieses Datum. Unter anderem wurden am Montag Autobahnen und Zugstrecken blockiert.

Von unserem Korrespondenten Ralph Schulze, Barcelona

Der katalanische Regionalpräsident Quim Torra sprach in Barcelona von einem „historischen Tag“ und einem „Tag des Sieges“. Er rief die Unabhängigkeitsbewegung auf, die Abspaltung Kataloniens von Spanien voranzutreiben. Spaniens Regierung erklärte derweil in Madrid, es gäbe nichts zu feiern, der 1. Oktober sei „ein Tag der traurigen Erinnerungen“. Am Abstimmungstag vor einem Jahr habe sich einmal mehr gezeigt, dass die katalanische Bevölkerung in einen prospanischen und einen antispanischen Block gespalten sei.

„Wollen Sie, dass Katalonien ein unabhängiger Staat in Form einer Republik wird?“, lautete die Frage des umstrittenen Referendums, das Kataloniens Separatistenregierung am 1. Oktober 2017 organisiert hatte. Die Abstimmung fand in einem äußerst angespannten Klima statt: Spaniens Verfassungsgericht hatte den Volksentscheid verboten, weil das spanische Grundgesetz die Abspaltung einer Region nicht vorsieht.

Als Polizisten am Wahltag das Verbot durchsetzen und Wahlurnen beschlagnahmen wollten, kam es in einigen der rund 2.000 Wahllokale zu gewaltsamen Auseinandersetzungen: Hunderte Menschen stellten sich den Beamten entgegen, die sich mancherorts den Weg freiknüppelten. Das Referendum fand trotzdem statt, wenn auch unter chaotischen Bedingungen: Rund 43 Prozent der Berechtigten sollen abgestimmt haben, etwa 90 Prozent hätten mit Ja gestimmt, hieß es später. Das Ergebnis wurde weder von Spanien noch von der EU anerkannt.

Polizeieinsatz war „ein Irrtum“

Die Sprecherin der spanischen Regierung, Isabel Celaá, bedauerte nun die polizeilichen Knüppelszenen, welche Spaniens Ansehen geschadet hätten. Der Polizeieinsatz sei „ein Irrtum“ der damaligen konservativen Regierung von Mariano Rajoy gewesen. Unter dem neuen spanischen Regierungschef, dem Sozialisten Pedro Sánchez, wäre es nicht zu dieser Eskalation gekommen, meinte die Sprecherin. Sánchez setze auf einen Dialog mit den Separatisten, wodurch sich die Situation in der spanischen Konfliktregion bereits leicht entspannt habe.

Von dieser Entspannung war jedoch am Wochenende wenig zu spüren, als mehrere Tausend Separatisten versuchten, eine prospanische Demonstration in Barcelona zu attackieren. Die Separatisten lieferten sich eine Straßenschlacht mit der katalanischen Polizei, die sich zwischen beide Gruppen gestellt hatte; wenigstens 24 Menschen wurden verletzt.

Am Amtssitz von Torra in Barcelona wehte am Montag ein Transparent, auf dem die „Freiheit für die politischen Gefangenen“ gefordert wurde. Als „politische Gefangene“ bezeichnen die Separatisten jene neun Anführer, die nach dem verbotenen Referendum und einer nachfolgenden illegalen Unabhängigkeitserklärung der Rechtsbeugung und Rebellion beschuldigt und in U-Haft genommen wurden. Sieben weitere Politiker, darunter der katalanische Ex-Präsident Carles Puigdemont, flüchteten vor der spanischen Justiz ins Ausland.