Dienstag21. Oktober 2025

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NahostIsraelische Siedler hoffen auf Annexion des Westjordanlandes unter Trump

Nahost / Israelische Siedler hoffen auf Annexion des Westjordanlandes unter Trump
Israelische Soldaten und Sicherheitskräfte begleiten israelische Siedler durch die palästinensische Stadt Hebron im Westjordanland Foto: AFP/Hazem Bader

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Die israelischen Siedler im Westjordanland setzen große Hoffnungen in Donald Trumps zweite Amtszeit als US-Präsident. Denn Trumps Friedensplan für den Nahen Osten von 2020 sah die Annexion von Teilen des Palästinensergebiets durch Israel vor. Damals scheiterte das Vorhaben. Doch mit der Rückkehr Trumps ins Weiße Haus sehen die Befürworter einer Annexion ihre Chance gekommen.

2025 werde „das Jahr der Souveränität von Judäa und Samaria“, verkündete der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich, selbst Siedler im Westjordanland, vor Kurzem. Für viele Israelis ist das Westjordanland, das sie in Anlehnung an zwei biblische Königreiche Judäa und Samaria nennen, die Wiege des jüdischen Volkes. Für die Palästinenser ist das Westjordanland zusammen mit dem Gazastreifen und Ost-Jerusalem jedoch wesentlicher Bestandteil des von ihnen geforderten souveränen Palästinenserstaates.

Israel eroberte das Gebiet im arabisch-israelischen Krieg 1967 und hält es seitdem besetzt. Inmitten von drei Millionen Palästinensern leben mehr als 490.000 Israelis im Westjordanland in völkerrechtlich illegalen Siedlungen, die immer weiter ausgebaut werden.

In seiner vorherigen Amtszeit als Regierungschef drang Benjamin Netanjahu auf eine teilweise Annexion des Westjordanlandes, gab jedoch unter internationalem Druck und nach einem Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten das Ziel vorerst auf.

„Der Staat Israel muss eine Entscheidung treffen“, fordert Israel Ganz, Leiter des Jescha-Rates, der Dachorganisation der Siedler im Westjordanland. Denn ohne volle Souveränität „übernimmt niemand die Verantwortung für die Infrastruktur, die Straßen, das Wasser, den Strom“.

„Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um die israelische Souveränität zumindest über das Gebiet C durchzusetzen“, sagt Ganz. Die Zone C umfasst 60 Prozent des Westjordanlandes und steht vollständig unter israelischer Kontrolle, während Zone A autonomes palästinensisches Gebiet ist und Zone B teilweise autonom.

Noch vor seinem Amtsantritt am Montag unternahmen Trump und seine neue Regierung Schritte, die bei den Verfechtern der Annexion Hoffnungen weckten: Baptistenpfarrer Mike Huckabee, der auf der Seite der Siedler steht, soll neuer US-Botschafter in Israel werden. Der designierte Außenminister Marco Rubio spricht von „der pro-israelischsten Regierung in der amerikanischen Geschichte“ und will die US-Sanktionen gegen Siedler aufheben.

Forderung nach Zweistaatenlösung

Eugene Kontorovich von der konservativen Denkfabrik Misgav Institute weist darauf hin, dass sich der Nahe Osten seit Trumps erster Amtszeit grundlegend verändert habe – durch die Kriege im Gazastreifen und gegen die Hisbollah sowie den Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad.

„Der 7. Oktober hat der ganzen Welt gezeigt, wie gefährlich es ist, den Status der palästinensischen Gebiete in der Schwebe zu lassen“, sagt Kontorovich mit Blick auf den Großangriff der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel, der vor gut 15 Monaten den Gaza-Krieg auslöste.

„Dieser Krieg hat einen großen Teil der israelischen Bevölkerung wirklich von einer Zweistaatenlösung abgebracht“, sagt Kontorovich. Die Zweistaatenlösung mit einem unabhängigen Palästinenserstaat ist seit Jahrzehnten die Grundlage der israelisch-palästinensischen Verhandlungen.

Auch UN-Generalsekretär António Guterres sprach sich am Montag erneut für eine Zweistaatenlösung aus. Bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates sagte er zudem, er sei „zutiefst besorgt“ angesichts einer „existenziellen Bedrohung der Integrität und Kontinuität der besetzten palästinensischen Gebiete im Gazastreifen und im Westjordanland“. Er warnte, eine vollständige oder teilweise Annexion des Westjordanlands wäre „ein sehr schwerwiegender Verstoß gegen das Völkerrecht“.

„Schwerwiegender Verstoß gegen das Völkerrecht“

Noch bevor Trump im November die Präsidentschaftswahl gewann, warfen Nichtregierungsorganisationen Israel vor, Teile des Westjordanlandes de facto bereits annektiert zu haben, indem es immer mehr Land beschlagnahme und Smotrich die Verwaltungsstruktur verändere. Eine offizielle Annexion hätte noch weiterreichende Folgen.

Israel kann derzeit kein privates Land im Westjordanland enteignen, aber „nach einer Annexion würde das israelische Recht dies erlauben. Das wäre eine große Veränderung“, sagt Aviv Tatarsky von der israelischen Anti-Siedlungsorganisation Ir Amim. Im Falle einer Annexion der Zone C würden Palästinensern dort vermutlich Aufenthaltsgenehmigungen und die damit verbundenen Rechte verwehrt.

Über 90 Prozent von ihnen leben in den Zonen A und B, doch diese Gebiete liegen wie Inseln in Zone C. Um ihren Alltag zu bewältigen, ihre Felder zu bestellen, seien die Menschen auf Zone C angewiesen, sagt Tatarsky. Eine Annexion von Zone C wäre für die Palästinenser in der gesamten Westbank deshalb ein „Albtraum“. (AFP)

Hilfslieferungen für Gazastreifen angelaufen

Nach dem ersten Austausch von Geiseln und Gefangenen im Rahmen des Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der islamistischen Hamas sind umfangreiche Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen angelaufen. Nach Angaben von UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher fuhren nach Beginn der Feuerpause am Sonntag 630 Lastwagen mit dringend benötigten Hilfsgütern in den Gazastreifen. Bereits Minuten nach Inkrafttreten der Feuerpause verkündeten die Vereinten Nationen, dass die ersten Lastwagen mit Hilfsgütern im Gazastreifen angekommen seien. Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) teilte mit, erste Lastwagen mit Hilfsgütern seien über die Grenzübergänge Kerem Schalom und Eres in den Gazastreifen gefahren. Allein am Sonntag brachten 630 Lastwagen Hilfsgüter in das Palästinensergebiet, davon 300 in den Norden, wo die Menschen besonders große Not leiden. Im Rahmen des Waffenruhe-Abkommens wurde auch festgelegt, Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu ermöglichen, wobei 600 Lkw täglich angestrebt werden. (AFP)

fraulein smilla
21. Januar 2025 - 12.14

Meines Wissens ist die Trump Administration gegen eine israelische Annexion des Westjordanlandes . Den Arabern ist das Schicksal der Palaestinenser eigentlich sch..egal , aber weitere Abraham Abkommen und ein gemeinsames Vorgehen gegen den Iran waeren dann vom Tisch .

Reinertz Barriera Manfred
21. Januar 2025 - 9.53

Es könnte sein dass das möglich werden wird , da Herr Trump ja gesagt hatte es könne kein Palestine Staat geben für die Palästinenser da sie ja kein Land hätten....sic....! Das wird also langfristig keinen Frieden bringen......

Mire
21. Januar 2025 - 9.32

Und dann sprechen viele in Europa von Israel als einziges demokratisches Land in der Region.