Montag22. Dezember 2025

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Gemeindebudget 2026Investitionen in Ettelbrück bleiben hoch – Stadt muss auf Reserven zurückgreifen

Gemeindebudget 2026 / Investitionen in Ettelbrück bleiben hoch – Stadt muss auf Reserven zurückgreifen
Das Rathaus als Sinnbild für die vielen Projekte in der Patton-Stadt: Die Arbeiten an der Passerelle, die das bestehende Rathaus mit dem gegenüberliegenden „alten Pfarrhaus“ verbindet, sind noch im Gang und Dach sowie Fassade werden saniert Foto: Editpress/Julien Garroy

Mit etwas mehr als 10.000 Einwohnern und einem klaren Bekenntnis zur Mega-Fusion „Nordstad“ gibt es in Ettelbrück mehr als genug zu tun. Hohe Investitionen zeichnen das Budget 2026 aus, das nach einer viereinhalbstündigen Sitzung des Gemeinderats mit den Gegenstimmen der Opposition angenommen wurde.

„Stabilität, Verantwortung und Zukunft.“ Das stellte LSAP-Bürgermeister Bob Steichen als Motto über das Budget 2026, das mit 57,3 Millionen Euro Investitionen im außerordentlichen Haushalt vor allem dem Teil „Zukunft“ gerecht werden will. Zu Stabilität und Verantwortung zählen die insgesamt 113 Projekte, die laut Finanzschöffe Jean-Paul Schaaf (CSV)2025 umgesetzt wurden.

Die sechs teuersten Projekte

Neue Schule in Warken, mit „Maison relais“ und Sporthalle (1. Phase): 10.267.000 €

Energiezentrale, Umbau auf Wärmepumpen und Pellets: 9.024.549 €

Rue Philippe Manternach (Erneuerung Straße): 3.800.000 €

Öffentliche regionale Stadtbibliothek im Stadtzentrum: 3.026.000 €

Straßenerneuerung Gewerbezone: 2.500.000 €

Aufstockung Gebäude der Sportstätte für den Billardverein und Lift: 1.680.000 €

70 Projekte davon kosten mehr als 100.000 Euro, die restlichen 43 Projekte bewegen sich zwischen 40.000 und 100.000 Euro. Das Jahr 2026 steht im Zeichen des Beginns des teuersten Projekts in der Geschichte der Gemeinde, dem Neubau des Grundschulgebäudes samt „Maison relais“ und Sporthalle an der place Marie-Thérèse in der Ortschaft Warken.

Rund 87 Millionen Euro soll der Bau insgesamt kosten. 2026 werden die ersten zehn Millionen Euro anfallen. In den Sport soll ebenfalls investiert werden. Abgesehen davon, dass der Billardverein in den Sportstätten am „Deich“ eigene Räumlichkeiten über die Aufstockung der „Vestiaire“ erhalten soll, soll der Zugang zur Tribüne zukünftig mit einem Lift barrierefrei werden.

Sport und nachhaltige Energieversorgung

Dabei soll es nicht bleiben. Die zwei gerade erst eingestellten Sportkoordinatoren für die vier „Nordstad“-Gemeinden sollen die Bedürfnisse der Vereine herausfinden und bündeln. „Regional denken“ ist hier die Devise. Im Umwelt- und Naturschutz wird sich ebenfalls einiges tun. Ettelbrück ist ab Januar Mitglied des Naturschutzsyndikats Sicona und hat eine Konvention mit „Natur genéissen“ geschlossen.

Das Netzwerk bringt regionale Produkte, ihre Erzeuger und Verbraucher näher zusammen – ganz im Sinne der Region. Deshalb wird die gemeindeeigene Energiezentrale, die bislang mit Gas funktionierte, auf Wärmepumpen und Pellets umgestellt. Sie beliefert momentan die Klinik sowie öffentliche Gebäude der Gemeinde und rund 200 Privatkunden mit Strom und Wärme.

Kostenpunkt: 9,5 Millionen Euro, die sich zukünftig über den Verkauf von Wärme refinanzieren sollen. Gutes konnte Rathauschef Steichen in Sachen Mobilität vermelden. In mehreren Unterredungen mit dem zuständigen Ministerium sei nun die Einsicht in die Notwendigkeit eines Contournements angekommen.

Reserve schrumpft

„Sie wissen, wir sind prioritär zu behandeln“, sagte Steichen zu dem Punkt. Auch im Bereich Soziales soll sich etwas tun. Im Ettelbrücker Rathaus wird schon länger über den Einsatz von Streetworkern nach dem Modell aus Esch/Alzette nachgedacht. 2026 will eine Abordnung des Gemeinderates sich das vor Ort anschauen.

Bei aller Euphorie zur Zukunft der Stadt bleibt ein Wermutstropfen. Mit 57,3 Millionen Euro geplanten Ausgaben im Jahr 2026 muss die Gemeinde an ihre Reserven. Die bis Ende des Jahres 2024 gesparten 4,5 Millionen Euro im „Fonds de réserve budgétaire“ werden schrumpfen. 2,8 Millionen Euro fließen in den Ausgleich des berichtigten Haushalts 2025.

Die übrigen 1,7 Millionen Euro werden in den Haushalt 2026 fließen, als eine Art „Zwischenfinanzierung“, die im Laufe des gleichen Jahres in die Reserve zurückfließen soll. Außerdem steigt die Pro-Kopf-Verschuldung 2026 auf knapp 3.600 Euro pro Einwohner an. Das kritisierte die Opposition („déi gréng“ und DP) in ihren Diskussionsbeiträgen. Am Ende wurde der Haushalt mit den Gegenstimmen der Opposition 10 zu 3 mehrheitlich angenommen.

Das sagt die Opposition

„déi gréng“ bemängelten zunächst die kurzfristige Zustellung der X Seiten umfassenden Budgetvorlage. Es hätte kaum Zeit gegeben, sich richtig damit zu beschäftigen, um es dann verabschieden zu können. Eine frühere Zustellung und eine Präsentation vor der Abstimmung hätte „Druck herausgeholt“, sagte Oppositionsrätin Svenja Birchen in ihrem mehr als halbstündigen Redebeitrag. Sie regte zudem (angesichts des Immobilienbesitzes der Stadt) an, einen eigenen Service in der Gemeinde dafür einzurichten.DP-Rat Jean-Pierre Gutenkauf störte sich vor allem an der seiner Meinung nach hohen Verschuldung der Stadt und dem damit verbundenen Rückgang der Reserven. In dem Zusammenhang stellte sich für ihn die Frage, ob die Projekte richtig gewichtet sind und nicht einiges davon hätte zurückgestellt werden können. Einig war er sich mit Oppositionskollegin Svenja Birchen darin, dass die Energiepolitik der Stadt zu unübersichtlich klingt und ist.