IndopazifikIndien und Australien rücken näher zusammen

Indopazifik / Indien und Australien rücken näher zusammen
Händeschütteln zwischen dem indischen Premierminister Narendra Modi (r.) und dem australischen Premierminister Anthony Albanese vor der Skyline von Sydney Foto: AFP/Dean Lewins

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Der Besuch des indischen Premierministers Narendra Modi in Sydney diese Woche hat die Beziehungen zwischen Australien und Indien auf das „nächste Level“ gehoben. Dies setzt auch ein Zeichen für China.

Australien und Indien wollen künftig verstärkt zusammenarbeiten. Bei einem Besuch Narendra Modis in Sydney diese Woche vereinbarten der indische Premierminister und sein australischer Kollege Anthony Albanese beispielsweise eine australisch-indische Taskforce zum Thema grüner Wasserstoff. Außerdem unterzeichneten sie ein neues Migrationsabkommen, das es Studierenden, Absolventen, akademischen Forschern und Geschäftsleuten erleichtern soll, im jeweils anderen Land zu leben und zu arbeiten.

Neben erneuerbaren Energien und Wirtschaft ging es bei dem bilateralen Treffen am Mittwoch auch um Handel und Verteidigung. In einem Interview mit der Tageszeitung The Australian hatte Modi vorab bereits gesagt, dass er die Beziehungen der beiden Länder auf ein „nächstes Level“ heben wolle. Auch die Verteidigungs- und Sicherheitskooperation zwischen den Ländern soll ausgebaut werden. Hintergrund dafür sei der gemeinsame Wunsch eines „offenen und freien Indopazifiks“. Ein klarer Seitenhieb auf China.

Zusammenarbeit im Quad

Fast neun Jahre nach seinem letzten Besuch in Australien reiste der indische Premierminister in einer deutlich gestärkten Position an: Indien steht als G20-Vorsitz im Mittelpunkt der weltweiten Aufmerksamkeit, die Wirtschaft des Landes wächst rasant. Doch auch Neu-Delhi macht sich inzwischen wie Australien zunehmend Sorgen über Pekings wachsende Ambitionen.

Letzteres ließ einst auch den Dialog der Quad-Gruppe wiederaufleben, an der neben Indien und Australien auch die USA und Japan beteiligt sind. Die Gruppe, die sich einst 2004 zusammenfand, um die Hilfsaktion nach dem verheerenden Tsunami in Südostasien zu koordinieren, sieht sich als „Gruppe gleichgesinnter Demokratien“ und damit als Gegengewicht zu China.

Gemeinsame militärische Übungen

Australien und Indien kooperieren aber unabhängig vom Quad seit Längerem: Bereits seit 2009 verbindet die beiden Länder ein Sicherheitsabkommen. Wenig später hob Australien ein Verbot von Uranverkäufen nach Indien auf und „beseitigte damit einen seit langem bestehenden Ärger in der Beziehung“, wie Ian Hall, ein Asien-Experte der australischen Griffith University, in einem Beitrag für das akademische Magazin The Conversation schrieb. Eine wirklich enge Partnerschaft bauten die beiden Länder allerdings erst nach dem „Schock über die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten“ auf, wie Hall es formulierte.

Seitdem hat sich die Beziehung zwischen den Ländern trotz der Pandemie weiter vertieft. Es gibt jährliche Gipfeltreffen, auch die Außen- und Verteidigungsminister kommen regelmäßig für Gespräche zusammen. Die Armeen der Länder, Luftwaffe, Marine und auch Spezialeinheiten trainieren regelmäßig gemeinsam.

Kritiker und Demonstranten gingen unter

Künftig wollen die Länder nun aber nochmal enger zusammenrücken. Einige Menschenrechtler störten sich allerdings angesichts der öffentlichen Freundschaftsbekundungen diese Woche. Die Asien-Direktorin von Human Rights Watch, Elaine Pearson, sagte beispielsweise, Australien solle nicht die gleichen Fehler wiederholen, die es gegenüber der chinesischen Regierung begangen habe, indem es ein intensiveres Handelsengagement anstrebte und dabei Menschenrechtsbedenken außer Acht ließ. Auf Twitter schrieb sie, dass Muslime und Christen in Indien „Diskriminierung, Drohungen und gewalttätigen Angriffen ausgesetzt“ seien. „Regelmäßig werden drakonische Gesetze gegen Journalisten, zivilgesellschaftliche Gruppen und Regierungskritiker eingesetzt.“ Indien hat zudem Russlands Angriffskrieg in der Ukraine nicht öffentlich verurteilt.

Doch Kritiker und Demonstranten wurden weitestgehend ausgeblendet, auch Albanese äußerte keinerlei Kritik an seinem Kollegen. Stattdessen ließ sich Modi von mehreren tausend begeisterten Anhängern feiern, die sich am Dienstagabend im Sydney Olympic Park versammelt hatten, um eine Rede des Politikers zu hören. Modi-Fans reisten dafür aus ganz Australien an, unter anderem mit einem Charterflug aus Melbourne. Albanese nahm an der eher populistischen Veranstaltung ebenfalls teil.