Donnerstag30. Oktober 2025

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„Lauter fette Ukrainer-Karren“In Österreich macht die FPÖ schon mobil gegen die noch dominierende Willkommenskultur

„Lauter fette Ukrainer-Karren“ / In Österreich macht die FPÖ schon mobil gegen die noch dominierende Willkommenskultur
Ukrainische Flüchtlinge am Wiener Hauptbahnhof: Da sie umsonst in Wien parken dürfen, regt sich bereits erster Unmut gegen Ukrainer  Foto: dpa/Tobias Steinmaurer

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Noch werden auch in Österreich Flüchtlinge aus der Ukraine mit offenen Armen aufgenommen. Doch die FPÖ setzt schon auf ein Kippen der Welcome-Stimmung.

Alles anders als 2015. Bis jetzt. 42.000 Menschen aus der Ukraine waren in Österreich per Ende März offiziell registriert, tatsächlich sind wohl viel mehr Kriegsflüchtlinge im Land. Da es keine Grenzkontrollen gibt und Ukrainer visumfrei einreisen dürfen, gibt es keine genauen Zahlen.

Während die Bundesländer und Gemeinden vor sieben Jahren nur widerwillig und stets zu wenige Aufnahmeplätze für über den Balkan kommende Syrer, Afghanen, Iraker usw. anboten, ist heute ungeachtet der Menschenflut aus dem Osten das Angebot an Unterkünften auch dank vieler privater Initiativen noch immer größer als die Nachfrage.

Doch es gibt erste Anzeichen für ein Kippen der guten Stimmung. In sozialen Medien kursieren seit Tagen Fotos von dicken SUVs mit ukrainischen Kennzeichen auf Wiener Parkplätzen. Die Stadt hat erst Anfang März ganz Wien zur Kurzparkzone erklärt, sprich: Anwohnern das dauerhafte Abstellen ihrer Fahrzeuge erschwert und verteuert. Ukrainer aber dürfen so gratis parken wie die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Das ruft ungeachtet ihrer nicht gerade beneidenswerten Lage Neider auf den Plan. Der ukrainische SUV ist das, was 2015 das Handy der Flüchtlinge war: Wer sich solchen Luxus leisten kann, kann doch nicht bedürftig sein!? Wo sich Unmut zusammenbraut, ist die FPÖ nicht weit. Die Rechtspopulisten greifen ihn auf und heizen ihn an.

Lachen verboten?

„Wenn ich durch den ersten Bezirk gehe, dann stehen dort lauter fette Karren mit ukrainischen Kennzeichen“, echauffierte sich Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp. In den Fahrzeugen säßen „nicht die Armen, die Frauen, Kinder und Kranken, sondern Männer, die in Fünf-Sterne-Hotels einchecken und dann guten Wein trinken“. Dass die Ukrainer in ihrer Heimat nicht auf Bäumen lebten, sondern viele sich ein größeres Auto leisten konnten, welches natürlich für die Flucht genutzt anstatt Putins Bomben ausgeliefert wurde, ist Nepp keine Überlegung wert.

Die FPÖ erntet dafür durchaus Kritik, aber auch viel Zuspruch in sozialen Medien. Auf der Facebook-Seite der Wiener FPÖ geht es nicht nur gegen „fette Karren“ zur Sache, sondern auch gegen als ungebührlich empfundenes Verhalten der Flüchtlinge. Da wird etwa von einem „Grillfesterl in der Fasangartensiedlung“ berichtet, wo „Männer mit Bierdosen in der Hand gesungen und gelacht“ hätten. Außerdem hätten sie „ihre“ Fahne auf den Balkon gehängt, wo doch die österreichische aus Dankbarkeit angebracht gewesen wäre.

Selenskyj geht „auf den Sack“

Die FPÖ hat überhaupt ein Problem mit der Ukraine. Dieses Land und sein Widerstandsgeist sind schuld, dass sich die bis vor Kurzem mit der Kreml-Partei „Einiges Russland“ per Kooperationsvertrag verbundenen Rechten jetzt ihre Putin-Begeisterung vorhalten lassen müssen. Präsident Wolodymyr Selenskyj geht Herrn Nepp „ordentlich auf den Sack“, weil dieser ständig als Held des Westens geehrt werde, „nur, weil er gegen Putin auftritt“.

Je länger dieser Krieg sich hinzieht und je mehr die Österreicher dessen Folgen in ihren Geldbörsen spüren, desto geringer wird wohl die Bewunderung für den ukrainischen Widerstand. Mit den Preisen für Gas, Strom und alles andere könnte das Unverständnis für Selenskyjs Durchhaltewillen wachsen. Frieren für die Krim oder den Donbass ist unpopulär, was der Politik nicht entgehen wird. Nicht nur die FPÖ nervt die Sturheit der Überfallenen, auch der über jeden Rechtsaußenverdacht erhabene Schriftsteller Franzobel riet der Ukraine in einem mit „Lob der Feigheit“ übertitelten „Standard“-Essay schon zur Kapitulation. Folgen die Ukrainer diesem Rat nicht, blüht ihnen in Österreich ein neues 2015.

J.C. Kemp
2. April 2022 - 10.49

Die FPÖ wird doch wie meisten Mitte-Strammrechts Parteien sicher auch von den milden Gaben eines Putin leben. Demnach nicht verwunderlich.