Die Stadt Düdelingen befindet sich im Wandel. Wie vielerorts in Luxemburg entstehen auch hier neue Wohnviertel, und immer mehr Menschen lassen sich in der früheren Eisen- und Stahlindustriestadt nieder.

Für Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) steht fest: Düdelingen ist schon immer eine Stadt der Begegnung und des Miteinanders gewesen – und soll es auch bleiben. Im Gespräch mit dem Tageblatt betont Biancalana: „Das ist keine Selbstverständlichkeit und daran arbeiten wir auch als Stadt.“ In diesem Kontext entstand 2019 das Projekt „Mois du respect“, für welches Düdelingen am Dienstag den ECCAR Award von der „European Coalition of Cities Against Racism“ (ECCAR) erhalten hat.
Der Aktionsmonat findet alle zwei Jahre statt und steht im Zeichen von Vielfalt, Toleranz und einem respektvollen Miteinander. Dieses Jahr ist das Thema „Je vois ça! Et toi, qu’est-ce que tu vois?“. Vom 14. Mai bis zum 13. Juni lädt ein Programm dazu ein, Vorurteile abzubauen, Begegnungen zu ermöglichen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Der „Mois du respect“ will Menschen zusammenbringen: bei Ausstellungen, Workshops, Filmvorführungen, Konzerten und Diskussionsrunden.
Die Geschichte der Stadt zeigt, dass Migration und kulturelle Vielfalt fest zur Identität Düdelingens gehören. Bereits seit dem 19. Jahrhundert kamen Arbeitsmigranten in die Stadt, um in der florierenden Stahlindustrie zu arbeiten. Besonders sichtbar wird dieses Erbe im „Quartier Italien“, das ursprünglich von italienischen Familien aufgebaut wurde. Auch heute noch ist das Viertel ein Ankunftsort für Neuankömmlinge.
„Früher hat sich jeder gegrüßt, heute bleibt man oft für sich“
Nuno, der seit 38 Jahren dort lebt und Mitglied des „Comité du quartier Italie – Les bons voisins“ ist, beobachtet, wie sich das Viertel verändert: „Früher waren es vor allem Italiener und später Portugiesen, heute kommen Menschen aus Angola, China, Brasilien oder Guinea-Bissau.“ Was ihm jedoch fehlt, sind Treffpunkte für die Bewohnerinnen und Bewohner. „Früher gab es viele Cafés und eine Epicerie.“ Das fehle heute, um ein Gemeinschaftsgefühl aufzubauen.

Ein ähnliches Bild zeigt sich im „Quartier Schmelz“. Paula Das Neves, Vitor Santos und Maria Mendes vom „Comité Quartier Schmelz“ berichten dem Tageblatt, dass es seit der Corona-Pandemie deutlich schwieriger geworden sei, die Menschen zusammenzubringen. Feste und Begegnungen, die früher selbstverständlich waren, fänden kaum noch statt. „Früher hat sich jeder gegrüßt, heute bleibt man oft für sich“, erzählen sie. Trotzdem sind sie zuversichtlich, dass sich das ändern kann. „Der Mensch braucht das!“, betont Paula.

Auch die Vereinslandschaft versucht gegenzusteuern. Um den sozialen Zusammenhalt zu stärken und der Vereinsamung entgegenzuwirken, engagieren sich zahlreiche Bürger*innen und Initiativen. Dazu gehört unter anderem „Ensemble Quartiers Dudelange“ von Inter-Actions, das regelmäßige Nachbarschaftstreffen, Workshops und Freizeitangebote organisiert, um Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenzubringen. Ein weiteres Beispiel ist der kulturelle Drittort „VeWa“ des DKollektiv, der einen offenen Raum für kreative Projekte, Konzerte und Ausstellungen bietet.
Thomas Steinmann arbeitet für die „Ensemble Quartier“-Initiative und ist freiwilliger Helfer bei der VeWa. Für ihn ist es wichtig, dass alle Akteure des städtischen Zusammenlebens miteinander kommunizieren und gemeinsam nach passenden Lösungen suchen. Einen Ort wie die VeWa würde er sich in jedem Viertel der Stadt wünschen. „Diese Räume erlauben es allen Menschen, ihre Persönlichkeit und ihr Empfinden durch Kultur auszudrücken und zu teilen.“

De Maart
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