Mit einem „Geschmäckle“, wie die Schwaben treffend zu leichten Anrüchigkeiten sagen, haben die neuesten Enthüllungen rund um die Escher Kulturorganisation „frEsch“ nichts zu tun. Die Vorwürfe wiegen schwer, es geht um Vetternwirtschaft und Interessenkonflikte. Direktor Loïc Clairet kann diese in seiner Stellungnahme nur unzureichend entkräften. Es ist ein weiteres Kapitel in der scheinbar unendlichen Geschichte rund um den Kulturverein. Gleichzeitig wirft es die Frage nach der politischen Verantwortung auf.
Die 2020 gegründete „frEsch Asbl“ soll das Vermächtnis des Kulturjahrs verwalten und dafür sorgen, dass Esch auf der kulturellen Landkarte bleibt. Der Verein betreibt nicht nur die Kulturhäuser Bâtiment4, Konschthal und Bridderhaus, sondern organisiert die großen Veranstaltungen wie die „Francofolies“ und die „Nuit de la culture“ – seit diesem Jahr auch eine Architektur-Biennale.
Vor allem aber sorgt „frEsch“ seit Monaten für Gesprächsstoff in Esch und darüber hinaus, wobei der Vorwurf der jenseits der Grenzen eingekauften Eventkultur inzwischen noch der harmloseste ist. Die für viel Geld eingekauften Veranstaltungen kritisierte unter anderem das Kunstkollektiv „Richtung22“, da sie auf Kosten der Dotationen für lokale Künstler gehen. Nachdem sich „Richtung22“ kurz vor den Gemeindewahlen 2023 auch noch plakativ mit dem Escher Kulturschöffen Pim Knaff (DP) angelegt hatte, beschloss „frEsch“ unter fadenscheinigen Gründen den Rauswurf des Kollektivs aus dem Bâtiment4. In der Kritik steht der Kulturverein außerdem, weil seine Veranstaltungen beharrlich am Escher Vereinswesen vorbei organisiert werden und weil wegen des „Francofolies“-Festivals die grüne Lunge Eschs, der Galgenberg, vier Wochen lang für die Bürger quasi unzugänglich ist.
Unter dem Strich geht es um eine Menge Geld. 2023 wurde „frEsch“ mit vier Millionen Euro durch die Gemeinde subventioniert. In diesem Jahr sind es sogar 500.000 Euro mehr. Zudem beteiligt sich die Stadt Esch mit direkten Zahlungen an den „Francofolies“ (1,6 Millionen 2023) oder den Kulturnächten (1,9 Millionen 2023). Gleichzeitig herrscht seit der „frEsch“-Gründung 2020 totale Intransparenz über die Konten des Vereins. Lange wurden sogar Verwaltungsratsmitgliedern und Oppositionspolitikern der Einblick verwehrt. Auch über die Nebentätigkeiten des Direktors wussten zumindest mehrere Personen im CA nicht Bescheid.
In Anbetracht all dieser Ungereimtheiten rund um eine „nebulöse Organisation“, wie die Opposition „frEsch“ bei der Debatte im Gemeinderat vor gut einem halben Jahr nannte, stellt sich auch die Frage nach der politischen Verantwortung. Die liegt beim Kulturschöffen und „frEsch“-Verwaltungsratspräsidenten Pim Knaff. Im Sommer hatte Knaff lange die Schlagzeilen bestimmt, als seine Verurteilung wegen schweren Steuerbetrugs publik wurde und er sich mit der Unterstützung seiner Koalitionspartner CSV und „déi gréng“ weigerte, politische Konsequenzen daraus zu ziehen. Also bestimmt Knaff als Kulturschöffe weiter über Millionenbudgets, die aus Steuergeldern gespeist werden. Seine Verurteilung hat mit der Vetternwirtschaft und Intransparenz bei „frEsch“ direkt nichts zu tun. Trotzdem ist Knaff als Verwaltungsratspräsident für das undurchsichtige Konstrukt „frEsch“ verantwortlich und trägt als Schöffe zudem die politische Verantwortung. Auch das hinterlässt mehr als nur ein „Geschmäckle“. Und die Frage, wann hier endlich aufgeräumt wird.
De Maart

"Ist der Ruf einmal ruiniert,lebt es sich ganz ungeniert. " Jeder Otto von Esch oder sonst woher stünde längst vor Gericht. Aber in der Politik,und sei es auch nur in der Dorfpolitik,wird noch nicht einmal mehr zurückgetreten.Das Schlimmste was einem Politiker passieren kann. Anstand geht anders.