Die „Centrale ornithologique du Luxembourg“ (COL) hat im September 2024 eine Neuauflage der Roten Liste der Brutvögel Luxemburgs veröffentlicht. Sie bewertet seit 1975 das Aussterberisiko der Vögel und dient dem praktischen Naturschutz als Grundlage.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich der negative Trend besonders im Offenland (Ackerland und Feuchtwiesen) national und europaweit fortsetzt. Gezielte Arten- und Biotopschutzmaßnahmen konnten gefährdete Arten wie Kiebitz oder Steinkauz teilweise in ihren Beständen stabilisieren.
Ausgestorben: Wachtelkönig und Haselhuhn
Der Wachtelkönig, Bewohner feuchter Extensivwiesen, gilt nunmehr in Luxemburg als ausgestorben, da keine Brutpaare mehr festgestellt werden konnten. Das Haselhuhn war ein ehemaliger Bewohner der hauptsächlich im Ösling vorkommenden Lohhecken. Diese mitteleuropäische Unterart ist nunmehr bei uns und auch in den Nachbarländern erloschen.

Nachdem bereits 2019 das Braunkehlchen als ausgestorben eingestuft werden musste und sehr starke Rückgänge beim Wiesenpieper festgestellt wurden, folgen nun 2024 mit dem Feldschwirl, der Rohrammer und dem Teichrohrsänger weitere Rückgänge von Vogelarten aus den Feuchtgebieten.
Der regionale Verlust weiterer Offenlandarten wie Feldsperling oder Raubwürger im Süden Luxemburgs, trotz gezielter Schutzmaßnahmen wie dem Anbringen von Nistkästen oder angepasstem Heckenmanagement, zeigt, dass die Banalisierung der Landschaft durch die intensive Bewirtschaftung weiterhin eine der Hauptursachen für den Verlust ist. Selbst der Zustand der Schleiereule, für die Sicona verstärkt Nistmöglichkeiten bereitstellt, hat sich verschlechtert. Dies unterstreicht die Dringlichkeit einer Verbesserung des Jagdhabitats mit extensiv genutzten Wiesen und Weiden. Neu ist hingegen, dass Vogelarten unmittelbar aufgrund des Klimawandels auf der Roten Liste stehen. Trockene Sommer führen zu einem großflächigen Absterben der Fichtenwälder, sodass erstmals Bewohner der Nadelwälder auf die Rote Liste aufgenommen werden: Tannenmeise, Haubenmeise, Sommer- und Wintergoldhähnchen gelten nun als potenziell gefährdet.
Wo sind unsere Spatzen?
Unsere in Dörfern wohnenden Vögel leiden stark unter dem baulichen Umschwung. Hausspatzen, Mehlschwalben oder Mauersegler finden kaum noch Brutplätze. In Städten sind Haussperlinge quasi verschwunden und auch Schwalben sind oftmals nicht mehr akzeptiert. Gerade hier könnten Schutzmaßnahmen in Form von Nisthilfen helfen, jedoch bedarf es der Unterstützung und Akzeptanz der Eigentümer.
Die wenigen Lichtblicke der Roten Liste können vor allem auf erfolgreiche Schutzmaßnahmen zurückgeführt werden. So konnte der Steinkauz, für den neben Sicona auch in den anderen Naturschutzsyndikaten und Naturparken Schutzmaßnahmen durchgeführt werden, von stark gefährdet auf gefährdet heruntergestuft werden. Auch die Heidelerche gilt aufgrund verstärkter Habitatschutzmaßnahmen in den ehemaligen Tagebaugebieten nur noch als gefährdet. Dank strikter Schutzregelungen erholen sich auch ehemals bejagte Arten. Hierzu zählen meist größere Vogelarten, etwa Kolkrabe, Rot- und Schwarzmilan.
Solange kein genereller Umschwung in der Landwirtschafts- und Siedlungspolitik eintritt, werden aufwändige Artenschutzmaßen nur einen Bruchteil unserer ehemaligen Vogelwelt erhalten können. Vielmehr werden auch durch den Klimawandel noch stabile Arten unter Druck geraten. Besonders in Feuchtgebieten und der Kulturlandschaft bedarf es an weiteren großräumigen Maßnahmen und an Umdenken, damit die Zahl der bereits erloschenen Brutvögel nicht weiter steigt und sich regional ausgestorbene Arten wieder ansiedeln können.
Es ist 12 nach 12.