Luxembourg Song Contest„I’m speechless“: Tali Golergant und der Kampf um den Einzug ins Super-Finale

Luxembourg Song Contest / „I’m speechless“: Tali Golergant und der Kampf um den Einzug ins Super-Finale
Tali Golergant wird Luxemburg beim Eurovision Song Contest 2024 in Malmö vertreten Foto: Editpress/Tania Feller

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Am Samstagabend war Spannung in der Rockhal angesagt. Nach 31 Jahren Abwesenheit hat Luxemburg nun eine Kandidatin für den Eurovision Song Contest: Tali Golergant.

Samstagabend in Belval, 18 Uhr 30. Die Eingangshalle der Rockhal ist gut besucht. Immer mehr Zuschauer versammeln sich hier, um den Luxembourg Song Contest mitzuerleben. Ganze 31 Jahre ist es her, dass Luxemburg zum letzten Mal an diesem Wettbewerb teilgenommen hat. Nun soll hier der nationale Vorentscheid mit acht Finalisten ausgetragen werden. Über 1.500 Zuschauer und Fans werden erwartet. Während die Mehrheit der Zuschauer in neutraler Alltagskleidung vor Ort erscheint, sind ein paar Fanclubs mit Fan-T-Shirts und Plakaten unterwegs.

„Een historesche Moment fir Lëtzebuerg“

Mit dabei ist Ligia Pires Domingos, die Schwester des Kandidaten Edsun. „Egal wie das Resultat sein wird, für mich hat Edsun schon gewonnen“, sagt sie. Mit ihrem Sohn Jayden will sie für ihren Bruder mitfiebern. Ebenfalls vor Ort ist Talis Fanclub mit Aufklebern und Plakaten, auf denen „Vote Tali“ steht. Julien Wald kennt die Sängerin seit der Grundschule. „Ich habe Talis Musikkarriere von Anfang an mitverfolgt und unterstützt“, sagt er. „Tali ist sehr talentiert und ich hoffe, dass Luxemburg das genauso sieht“, ergänzt Charles Drinkwater, der die Sängerin seit 2018 kennt. Auf die Frage, wer im Super-Finale stehen könnte, haben die beiden sofort eine Antwort parat: „Krick und Naomi werden heute Abend mit Tali um den Sieg kämpfen.“

Der Luxembourg Song Contest stößt auf großes Interesse
Der Luxembourg Song Contest stößt auf großes Interesse Foto: Editpress/Tania Feller

Vor dem Einzug in das Super-Finale müssen die acht Kandidaten sich jedoch aneinander messen. Die Veranstaltung hält einige Erinnerungen an Luxemburgs ESC-Geschichte parat: Gleich zu Beginn der Sendung treten Vicky Leandros und Anne-Marie David, die sich 1972 bzw. 1973 den ESC-Sieg für Luxemburg geholt haben, mit ihren jeweiligen Siegertiteln „Après toi“ und „Tu te reconnaîtras“ auf. Anschließend performen alle Finalisten den Siegerbeitrag „Poupée de cire, poupée de son“ der verstorbenen France Gall. Moderiert wird der Abend – in einem mehrsprachigen Mix aus überwiegend Luxemburgisch und Englisch – von Melody Funck, Raoul Roos, Loïc Juchem und dem „guest of honor“ Désirée Nosbusch. „Et ass een historesche Moment fir Lëtzebuerg“, kündigte Letztere zu Beginn der Show an. Nosbusch moderierte 1984 den letzten Eurovision Song Contest, den Luxemburg organisiert hat – im Alter von 19 Jahren.

Der Kampf um den Einzug ins Super-Finale

Den Anfang macht Joel Marques. Mit seinem Song „Believer“ und seiner kräftigen Stimme kann der Halbfinalist von „The Voice of Germany 2023“ sowohl das Publikum als auch die Jury von sich überzeugen und schafft den Sprung ins Super-Finale. Dem darauffolgenden Kandidaten Edsun gelingt dies nicht, obwohl er seine Performance von „Finally Alive“ mit einer gelungenen Tanzeinlage kombiniert. Auch die jüngste Kandidatin Naomi Ayé muss sich mit einem stimmlich überzeugenden, jedoch etwas statischen Auftritt von „Paumée sur terre“ geschlagen geben. Als Vierte treten Angy und Rafa Ela auf. Trotz stimmlich hoher Qualität reicht es mit „Drop“ nicht, um sich für das Super-Finale zu qualifizieren.

Nach einer kurzen Atempause kündigt sich mit „Devil In The Detail“ der einzige Rocksong im Finale des LSC an. Mit viel Pyrotechnik schafft die Band One Last Time es zwar, dem Publikum einzuheizen – allerdings ohne Erfolg auf einen Platz im Super-Finale. Als sechste Kandidatin kündigt sich Krick an, die laut Bookmakers als größte Favoritin des LSC galt. Ganz in Weiß und mit einem gelungenen Auftritt kann sie sich tatsächlich unter die besten drei Kandidaten qualifizieren. Der vorletzte Kandidat CHAiLD, der mit „Hold On“ antritt, setzt auf einen einfachen Bühnenauftritt ohne Tänzer, scheint jedoch etwas mit dem Song zu kämpfen und kann nicht ausreichend überzeugen, um sich für die nächste Runde zu qualifizieren. Ganz im Gegensatz zu Tali, die mit „Fighter“ auf einen dynamischeren Auftritt setzt und damit den Sprung ins Super-Finale schafft.

Viel internationale Präsenz

Für das große Comeback des Großherzogtums beim ESC legt der Organisator RTL offensichtlich viel Wert auf internationale Präsenz. Der Sender lässt mit Ruslana (Ukraine), Katrina Leskanich (Vereinigtes Königreich), Alexander Rybak (Norwegen) und Charlotte Perrelli (Schweden) gleich vier ESC-Gewinner als Pausen-Act auf der Bühne auftreten. Mit Schëppe Siwen ist in der Pause auch eine Musikgruppe aus Luxemburg vertreten, die sich für den LSC angemeldet, es jedoch nicht bis ins Finale geschafft hat. Ansonsten findet die internationale Präsenz über Videokonferenz statt – seien es Grüße und Wünsche sämtlicher früherer ESC-Gewinner an das Großherzogtum, oder die Punkteverteilung der internationalen Jury, die im Super-Finale eine fast einstimmige Antwort abgibt: 12 Punkte für Tali, 10 für Krick und 8 für Joel Marques.

Talis Fanclub denkt über eine Reise nach Malmö nach
Talis Fanclub denkt über eine Reise nach Malmö nach Foto: Editpress/Tania Feller

Am Gesamtergebnis ändert auch das Publikumsvoting nichts mehr, sodass Tali als Gewinnerin des LSC 2024 hervorgeht und das Großherzogtum in Malmö vertreten wird. Davon ist die 23-jährige Sängerin so überwältigt, dass ihr bei der Preisübergabe die Trophäe aus der Hand rutscht. Das scheint jedoch nichts an der Freude der Gewinnerin zu ändern. „I’m speechless“, teilte sie den anwesenden Journalisten gleich zu Beginn der anschließenden Pressekonferenz mit. Auch ihre Anhänger können ihre Freude kaum in Worte fassen – und denken über eine mögliche Reise nach Schweden nach: „Es war total überraschend, dass fast jedes Jurymitglied Tali die 12 Punkte gegeben hat“, sagt Julien Wald. „Es wäre großartig, wenn wir Tali auch in Malmö unterstützen könnten.“

Luxembourg Song Contest: Top 3

1. Tali – „Fighter“: 178 Punkte (Jury: 94 + Publikum: 84)

2. Krick – „Drowning in the Rain“: 165 Punkte (Jury: 80 + Publikum: 85)

3. Joel Marques – „Believer“: 136 Punkte (Jury: 66 + Publikum: 70)