In den vergangenen beiden Jahren hat es für Peter Murphy so einige Veränderungen gegeben. Nach seiner Goldmedaille beim European Youth Olympic Festival Anfang 2017 und seiner Auszeichnung zum luxemburgischen Nachwuchssportler im selben Jahr hat er sich nicht nur in der Shorttrack-Szene, sondern auch allgemein hierzulande einen Namen gemacht.
Von Pascal Gillen
Der 18-Jährige wirkt professionell und fokussiert. Vor jeder Interview-Anfrage erinnert er daran, dass das Gespräch 45 Minuten vor Trainingsbeginn beendet sein müsse, da dann sein Aufwärmprogramm starte. Im November war er gemeinsam mit seiner Schwester Caroline und Augustin Géré bei den Weltcups der Seniors in Calgary und Salt Lake City vertreten.
Ein Rückblick auf die letzten zwei Saisons und Ausblick in die Zukunft.
Tageblatt: Gold in der Türkei, Ihre ersten Auftritte beim Weltcup und Nachwuchssportler des Jahres in Luxemburg. Ganz schön viel passiert 2017 …
Peter Murphy: Ja, aber ich sehe es als Ganzes. In der Saison 2016/2017 habe ich sportlich einen großen Fortschritt gemacht. Das lag auch daran, dass wir mit Grégory Durand einen neuen Trainer bekamen. Alles wurde professioneller und das ganze Team hat einen großen Schritt nach vorne gemacht. Die European Youth Olympics waren dann eine gute Gelegenheit, um zu zeigen, was wir erreichen können.
In der Saison danach haben Sie mit 17 Jahren bereits an Ihren ersten Weltcups im Seniorsbereich teilgenommen.
Das stimmt, aber die vergangene Saison war ein bisschen anders. Ich hatte 2016/2017 Erfolge, die 2017/ 2018 eher ausblieben. Für mich persönlich war es nicht die beste Saison. Ich habe keinen großen Schritt nach vorne gemacht. Es war auch nicht einfach, gerade weil es mein Einstieg im Seniorsbereich war.
Immerhin standen Sie in Ihrem ersten Rennen gleich neben zwei Titelträgern.
Wiktor Ahn hat schon sechs olympische Goldmedaillen gewonnen. Dann stand daneben noch Seo Yi-ra, der bei der WM in Rotterdam zweimal Gold gewonnen hat. Es war sehr interessant, aber wirklich sehr schwierig. Für mich hat sich das nicht echt angefühlt.
Nach den Auftritten beim Weltcup sind Sie am Ende des Kalenderjahres zum Nachwuchssportler 2017 gewählt worden. Sie waren im Fernsehen und in vielen Zeitungen zu sehen. Wie fühlt sich das an?
Um ehrlich zu sein, mache ich mir nicht viel daraus. In der Zeit, in der ich den Preis bekommen habe, stand ich ziemlich viel in der Öffentlichkeit. Aber danach war es wieder relativ normal und das ist für mich auch okay.
Hat sich damit für Sie etwas geändert? Erwartet man nun mehr von Ihnen?
Ich glaube, dass mich mehr Menschen nun kennen. Aber ich spüre nicht, dass es eine andere Erwartungshaltung gibt. Wir haben als Team hohe Ziele und ich glaube nicht, dass das alles etwas daran geändert hat.
Letztes Jahr haben wir an gleicher Stelle von einer olympischen Medaille gesprochen. Würden Sie das heute wieder bestätigen?
Eine olympische Medaille ist und bleibt mein großes Ziel.
Können Sie sich vorstellen, in drei Jahren schon Edelmetall nach Luxemburg zu bringen?
Man weiß nie wirklich, wie es dann aussieht. Ich habe im letzten Jahr zwar keine großen Fortschritte gemacht, dennoch würde ich nicht sagen, dass es andere Ziele gibt. Ziel ist es, in Peking dabei zu sein und dort eine Chance auf eine Medaille zu haben.
Wie war die Vorbereitung auf diese Saison?
Wir haben im Mai mit dem Training begonnen, Anfang Juli sind wir aufs Eis gegangen. Wir waren fast den ganzen Sommer in Polen und haben dort mit der polnischen Mannschaft trainiert. Es war ziemlich hart. Aber es war ein großer Vorteil, dass wir mit vielen anderen trainieren konnten, die ein ziemlich hohes Niveau haben.
Das Niveau der luxemburgischen Mannschaft kann sich doch aber auch sehen lassen.
aroline (Murphy) und Augustin (Géré) haben immense Fortschritte gemacht. Beide waren in Amerika dabei. Auch Anna (Ruysschaert) entwickelt sich sehr gut. Sie ist noch 16 und damit als Einzige noch für die European Youth Olympics im Februar startberechtigt. Außerdem wird es bald eine Mixed-Staffel geben, das ist eine tolle Sache für uns.
Es war jetzt Ihr dritter bzw. vierter Weltcup. War es ein anderes Gefühl als im Jahr davor?
Zugegeben, es hat sich schon ein bisschen anders angefühlt. Ich bin nun mehr daran gewöhnt. Erfahrung macht im Shorttrack extrem viel aus. Es ist sehr wichtig, sich richtig zu positionieren, ruhig zu bleiben – das lernt man auch mit der Zeit. Letztendlich muss man sich bei Weltcups aber immer anderen Erwartungen stellen, das ist ein ganz anderes Niveau.
Sie haben in Amerika zu Beginn der Saison Ihre persönlichen Rekorde über 500, 1.000 und 1.500 m verbessert.
Das Eis ist in Calgary und Salt Lake City immer sehr schnell, deswegen ist es dort einfacher, Bestzeiten zu fahren. Die meisten Weltrekorde werden dort gefahren.
Wie anstrengend sind solche langen Reisen?
Es ist manchmal schon anstrengend, auch wegen der Zeitverschiebung. Amerika hat eine andere Kultur, daran muss man sich auch gewöhnen. Persönlich macht es mir Spaß, andere Länder zu sehen. Wir haben schon etwas Zeit, um die Städte zu erkunden. In der Woche vor den Wettbewerben reisen wir an und trainieren dort. Das Training ist an den Wettkampforten nicht so intensiv, deswegen haben wir ein wenig Zeit.
Was sind die Highlights in diesem Jahr?
Ende Januar steht für uns die Jugend-Weltmeisterschaft in Montreal für uns an. Es ist meine letzte WM im Jugendbereich, deswegen würde ich gerne gut abschneiden. Für ein konkretes Ziel ist es aber noch zu früh.
Podium für Géré
Vor zwei Wochen ging es für vier Luxemburger zum „Starclass“ nach Heerenveen. Der Wettbewerb findet an sieben unterschiedlichen Stationen statt und richtet sich an die besten westeuropäischen Nachwuchsfahrer. Während Peter Murphy in der Kategorie Junior A (U18) Elfter wurde, erreichte Augustin Géré in der Junior B (U17) einen starken dritten Platz im Gesamtklassement. Die Luxemburgerinnen Caroline Murphy und Anna Ruysschaert erreichten bei den Ladies Junior B den elften bzw. 18. Platz.
Eine zusätzliche Trainerin
Seit 2016 trainiert Grégory Durand das luxemburgische Team. Im Sommer schloss sich der Franzose der polnischen Mannschaft an und arbeitet seither zweigleisig. Durand kommt jeden Monat für eine Woche nach Luxemburg, um seine Schützlinge zu fördern. Nun arbeitet er mit der Russin Ekaterina Baranok zusammen. Die 26-Jährige war professionelle Shorttrackerin und 2014 bei den Olympischen Spielen Teil der russischen Delegation. Gemeinsam mit Durand, der dennoch Cheftrainer bleibt, koordiniert Baranok das Training der vier luxemburgischen Nachwuchstalente.
De Maart
Das ist E Sport, E für Eis. Eine beinharte Disziplin, Leistungssport auf höchstem Niveau. Wenn man bedenkt, dass es hierzulande an der nötigen Infrastruktur fehlt, muss man den Hut vor diesem jungen Athleten ziehen. Mit dem Biss und dem Talent und dem nötigen Glück hat Peter Murphy eine verheissungsvolle Zukunft vor sich. Schade nur, dass dem Eisschnelllauf in Luxemburg so wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Umso beachtlicher die Leistung des 18 jährigen Profis.