Donnerstag6. November 2025

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LuxCon„Ich kann einfach ich sein“: Was Cosplay für die Fans wirklich bedeutet

LuxCon / „Ich kann einfach ich sein“: Was Cosplay für die Fans wirklich bedeutet
Jamie-Lou und ihr Freund Jamey, der zum ersten Mal auf der LuxCon mit dabei war Foto: Carole Theisen

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Cosplay ist mehr als nur Verkleidung – auf der LuxCon treffen sich Menschen, die ihre Leidenschaft für fiktive Welten mit beeindruckender Kreativität und Selbstbewusstsein ausleben. Das Tageblatt hat sich unter die Menschen gemischt und erfahren, warum Kostüme manchmal mehr über uns verraten als Alltagskleidung.

Für Außenstehende wirkt es wie ein farbenfrohes Paralleluniversum: Wer am Wochenende im Forum Geesseknäppchen in Luxemburg-Stadt war, begegnete Menschen mit Hörnern, Umhängen, Rüstungen, Tiermasken oder kunstvoll gestylten Perücken. Was aussieht wie eine Mischung aus Theaterbühne und digitalem Fanforum, ist die LuxCon – Luxemburgs größte Convention für Science Fiction, Fantasy und Horror. Doch hinter Kunstleder, Schaumstoff und Pailletten steckt weit mehr als bloßer Zeitvertreib.

Organisiert von der Science Fiction & Fantasy Society, ist die LuxCon seit 2014 ein wachsender Treffpunkt für alle, die sich jenseits des Alltags für fiktive Welten begeistern. Sie bringt Menschen zusammen, die sich sonst vielleicht nie begegnen würden – und bietet Raum, sich so zu zeigen, wie es anderswo selten möglich ist.

Zwischen Rollenspiel und Selbstfindung

Im Zentrum: Cosplay. Das bewusste Verkleiden als fiktive Figur – eine Kunstform, eine Subkultur und für viele eine persönliche Ausdrucksform. Was nach außen wie ein Kostümfestival aussieht, ist für viele ein Schritt hin zu mehr Selbstbewusstsein, Kreativität und Gemeinschaft.

Vilwi, Cal und Keviba schöpfen vor allem eins aus dem Cosplay: Selbstbewusstsein
Vilwi, Cal und Keviba schöpfen vor allem eins aus dem Cosplay: Selbstbewusstsein Foto: Carole Theisen

Cosplay werde oft missverstanden. Viele halten es für ein Karnevalsphänomen. „Nur ohne Alkohol“, ergänzt Cosplayerin Cal lachend. Doch tatsächlich geht es weniger um Party und mehr um Selbstinszenierung – bewusst, reflektiert und oft mit einer bemerkenswerten handwerklichen Komponente.

„Ich habe während der Corona-Zeit zum ersten Mal Cosplay im Internet entdeckt und dachte: Das sieht mega cool aus – das könnte mein neues Hobby sein“, erzählt Jamie-Lou. Seitdem näht und bastelt sie Kostüme, kombiniert Materialien und probiert sich aus – meist inspiriert von Figuren, die sie faszinieren. Am Wochenende trägt sie Lolbit, einen Roboter aus einem Horrorspiel. Die nicht-menschliche, maschinenartige Figur lasse viel kreativen Spielraum. Einzelne Teile hat sie selbst gebaut, andere ergänzt – mit dem Ziel, den Charakter authentisch, aber mit persönlicher Note darzustellen.

Was wie ein Spiel aussieht, bedeutet ihr viel mehr: „Im Cosplay fühle ich mich selbstsicherer. Die Leute erkennen mich nicht sofort – ich kann einfach ich sein, ohne mich erklären zu müssen.“

Auch Steffi beschreibt, wie sie durch Cosplay aus ihrer Zurückhaltung herauskommt. „Ich war schon immer gerne verkleidet, aber Karneval hat mir irgendwann nicht mehr gereicht. Als ich gemerkt habe, dass Leute sich in richtige Charaktere verwandeln und das sogar professionell betreiben, hat mich das total gepackt.“ Heute näht sie ihre Outfits selbst, steckt viel Arbeit in jedes Detail – nicht nur, weil sie das Handwerk liebt, sondern weil sie darin eine Form findet, sich auszudrücken. „In meiner Straßenkleidung bin ich eher schüchtern. Im Kostüm bin ich sofort offener. Leute sprechen mich an, machen Fotos. Ich freue mich über die Begegnungen.“
Diese Form der Selbstdarstellung ist nicht an ein bestimmtes Genre gebunden. Viele orientieren sich an Anime- oder Manga-Figuren, andere an Charakteren aus Hollywood-Filmen, Games oder Comics. Die Auswahl der Figur ist dabei oft intuitiv. Manche treffen ihre Entscheidung wegen des Looks, andere wegen des Charakters. Im besten Fall passt beides.

Von schiefen Blicken und echter Akzeptanz

Ein zentraler Aspekt, der sich durch fast alle Gespräche zieht, ist das Thema Akzeptanz. Die meisten Cosplayerinnen und Cosplayer berichten von Irritation im Alltag, von Blicken auf der Straße, Unverständnis im Bus. „Ich wurde schon komisch angeschaut, als ich mit dem Kostüm zum Veranstaltungsort gefahren bin. Aber hier, auf der LuxCon, ist das völlig normal. Hier guckt niemand komisch, weil alle verstehen, worum es geht“, sagt Jamie-Lee.

Keviba formuliert es direkt: „Ich würde mir wünschen, dass Menschen nicht gleich lachen oder spotten, sondern einfach fragen, was das ist. Ich mache mich ja auch nicht über andere Hobbys lustig. Gegenseitiger Respekt wäre das Mindeste.“ Freundin Cal ergänzt: „Ich schäme mich nicht, aber es wäre schön, wenn man sich nicht immer erst erklären müsste.“

Dragche, Bakaatje, Hotaru, Amayami (v.l.n.r.) aus Holland und Luxemburg sind zum Teil zwischen 30 und 50 Mal im Jahr auf Events wie der LuxCon unterwegs
Dragche, Bakaatje, Hotaru, Amayami (v.l.n.r.) aus Holland und Luxemburg sind zum Teil zwischen 30 und 50 Mal im Jahr auf Events wie der LuxCon unterwegs Foto: Carole Theisen

Doch es gibt auch eine Menge positive Erfahrungen: Cosplayerin Hotaru erzählt, sie habe sich für ein Shooting extra auf den Weg zur Burgruine in Vianden gemacht, um dort im Kostüm Fotos zu machen. Menschen hätten sie angesprochen, neugierig gefragt, was sie mache – und die meisten seien positiv überrascht gewesen. Für sie sei das Cosplay eine Form, kreativ zu sein und gleichzeitig in eine andere Rolle zu schlüpfen. Dass sie sich dabei auch mutiger fühle als im Alltag, sei ein angenehmer Nebeneffekt.

Dabei steckt hinter Cosplay oft viel mehr, als Außenstehende ahnen. „Im Grunde machen wir alles, was bei einem Film ganze Teams erledigen – Maske, Requisite, Kostümbild, Schauspiel – nur eben alleine“, erklärt Cosplayerin Dragche. Die meisten investieren Stunden in das Nähen, das Basteln, das Schminken. Viele lernen neue Techniken, bringen sich Make-up oder Perücken-Styling selbst bei.

Auch für Amayami wirkt Cosplay auf das eigene Selbstbild zurück. Fiktive Charaktere spiegeln oft mehr von der eigenen Persönlichkeit wider als Alltagskleidung – für viele kein Widerspruch, sondern Teil der Faszination. Bakaatje meint: „Manche sagen, man versteckt sich hinter einer Maske. Ich finde, man zeigt damit, wer man wirklich ist.“

Einige fühlen sich im Cosplay sogar authentischer. „Im Alltag wirst du sofort eingeordnet. Im Kostüm bist du erst mal nur eine Figur – darüber kommst du mit Menschen ins Gespräch, die dich wirklich verstehen“, sagt Cal. Die besondere Atmosphäre auf Conventions wie der LuxCon spielt dabei eine große Rolle: Offenheit, Neugier, Anerkennung – das seien Dinge, die hier fast selbstverständlich seien, draußen aber oft fehlen.
Auf die Frage, wie unsere Gesellschaft wäre, wenn jeden Tag Comic Con wäre, sind sich viele einig: „Ich glaube, die Menschen hätten weniger Angst, sie selbst zu sein“, sagt Kars. „Im Alltag verstellt man sich oft. Hier kann man einfach man selbst sein – oder jemand anderes. Und genau dadurch findet man zu sich zurück.“

Peter Pan
14. April 2025 - 11.18

"Ich kann einfach nur ich sein". Kann man mir das mal erklären, Wie
kann ich nur ich sein wenn ich mich hinter einer Maske/einem Gewand verberge also nicht ich sondern irgendeine Gestalt bin.