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Islamismus„Ich gebe zu, ich habe Angst“: Wie Reformer Ourghi gegen Fundi-Verbände um seine Lehrbefugnis kämpft

Islamismus / „Ich gebe zu, ich habe Angst“: Wie Reformer Ourghi gegen Fundi-Verbände um seine Lehrbefugnis kämpft
Abdel-Hakim Ourghi will den politischen Islam entmachten – und stößt auf Widerstand Foto: privat

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Ein prominenter Islam-Reformer kämpft in Deutschland um seine Lehrbefugnis als Religionspädagoge. Doch Abdel-Hakim Ourghi geht es um noch mehr.

„Ich habe weder Zeit noch Kraft und Nerven dafür“ — Abdel-Hakim Ourghi wollte schon nicht mehr weiterkämpfen. Das war im Mai. Ein Jahr nach dem Verlust seiner Lehrbefugnis als Religionspädagoge in Freiburg (Baden-Württemberg) schien sich der Autor von „40 Thesen für einen reformierten Islam“ dem Schicksal gebeugt zu haben. Doch mittlerweile hat er seine Konfliktscheu wieder abgelegt und die „Stiftung Sunnitischer Schulrat“ verklagt. Dieser hatte die grün-schwarze Landesregierung 2019 die Verantwortung für den islamischen Religionsunterricht übertragen, obwohl der Landesverband der Islamischen Kulturzentren Baden-Württemberg und die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland, welche die Stiftung bilden, nur sieben Prozent der baden-württembergischen Moscheegemeinden repräsentieren.

Was die Stiftung offenbar nicht repräsentiert sehen will, ist jener säkulare Islam, den der Leiter des Fachbereiches Islamische Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg angehenden Religionslehrern vermittelt. Weil Ourghi Bücher wie „Ihr müsst kein Kopftuch tragen“ (Claudius-verlag) schreibt, dem Islam entgegen gängiger Opferthesen selbst „die Verantwortung für den Niedergang unserer Kultur“ zuordnet und auch antisemitische Tendenzen unter Muslimen schonungslos anspricht, halten ihn manche Glaubensgenossen ohnehin für einen „Kafir“ (Ungläubigen). Seines Risikos ist sich Ourghi mehr denn je bewusst: „Seit dem Attentat auf Salman Rushdie bin ich sehr vorsichtig geworden. Ich gebe zu, dass ich Angst habe.“

Zumindest mundtot will man ihn schon länger machen. Als der „Sunnitische Schulrat“ Anfang 2021 erstmals von allen Lehrenden eine „Idschaza“ (Lehrbefugnis) verlangte, stellte auch Ourghi den geforderten Antrag — und blitzte ab. Während die meisten Islam-Lehrer den Sanktus erhielten, wurde der promovierte Islamwissenschaftler mit der Begründung abgewiesen, er sei kein ausgebildeter Islamtheologe und Religionspädagoge. Das traf freilich auf viele seiner Kollegen zu, da bis vor wenigen Jahren mangels eines expliziten Studienfaches Islamische Theologie vielfach So­ziologen und Islamwissenschaftler dieses Spektrum abdeckten.

Dass Ourghi seit elf Jahren selbst Religionspädagogen ausbildet, spielte für die Stiftung zunächst keine Rolle. Erst vor kurzem änderte sie allerdings ihre auf tönernen Füßen stehende Argumentation. Inzwischen geht es nicht mehr darum, ob Ourghis akademische Biografie genügt, sondern nur noch darum, ob er überhaupt eine Lehrbefugnis beantragen hat dürfen. Er sei „nicht antragsbefugt“, befand die baden-württembergische Stiftung.

Missbrauchte Macht

Für den Abgewiesenen ist die verweigerte Lehrerlaubnis nur ein Vorwand, um eine prominente Reformstimme mundtot zu machen. Susanne Schröter, Direktorin des „Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam“ (FFGI), sieht das genauso: „Der Sunnitische Schulrat hat gezeigt, dass er seine Macht missbraucht, um Theologen kaltzustellen, die einen modernen grundgesetzkonformen Islam vertreten“, findet das Mitglied des im Berliner Innenministerium angesiedelten Expertenkreises Politischer Islamismus. Der Schulrat vertrete „ein rückwärtsgewandtes, undemokratisches Islamverständnis, das an staatlichen Schulen nichts zu suchen hat“.

Ourghis Klage gegen die Stiftung beim Freiburger Verwaltungsgericht ist eingebracht. Es geht ihm allerdings um mehr als seinen Hochschulposten: „Ich bin dabei, den politischen Islam zu entmachten“, schreibt er auf Facebook.

Das Match wird spannend. Denn die dem politischen Islam verschriebenen Islam-Verbände sind nicht bekannt dafür, schnell klein beizugeben.

JJ
4. September 2022 - 10.12

Wenn man wegen Religionen Angst haben muss,sollte man die Religionen hinterfragen. Welche der drei Buchreligionen ist den unpolitisch? Könige und Pfaffen machen seit den Ägyptern gemeinsame Sache.Auf Kosten der Betenden und zu ihrem Nutzen.
Und Allah,die Dreifaltigkeit und der dessen Name nicht genannt werden darf schauen schon ebensolange zu.