Propalästinensische Aktivisten versuchen in der laut eigenen Angaben bisher größten Aktion ihrer Art, die israelische Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen und Hilfsgüter in den Küstenstreifen zu bringen. Diese Gaza-Hilfsflotte wird von einer Gruppe organisiert, die sich als „unabhängige“ Organisation beschreibt und sich Global Sumud Flotilla nennt. „Sumud“ ist das arabische Wort für „Beharrlichkeit“ oder „Standhaftigkeit“.
Vertreter aus insgesamt 45 Staaten beteiligen sich an dem weiteren Versuch – darunter auch eine Luxemburger Delegation. Rund 20 Boote mit insgesamt mehr als 300 Teilnehmern stachen am 31. August von Barcelona aus unter palästinensischer Flagge in See. Bereit im Juni und Juli 2025 stoppte die israelische Armee die beteiligten Schiffe bei ähnlichen Aktionen, nahm die Besatzungen fest und verwies sie des Landes.
Am Mittwoch stieg in Tunis ein erster Vertreter aus Luxemburg hinzu, heißt es in einem Presseschreiben der humanitären Bewegung „Global Movement to Gaza“ vom Mittwoch. Zwei weitere Vertreter sollen folgen. „Ihr Start wurde verschoben, um sicherzustellen, dass alle grundlegenden Sicherheitsmaßnahmen der Organisation erfüllt sind und die Betriebskapazitäten der Schiffe den ermittelten Anforderungen entsprechen“, heißt es in dem Schreiben.
Unterstützung der Regierungen
Drei Mitstreiter hätten sich zudem am 9. September mit Vertretern des Außenministeriums getroffen. Sie baten die Regierungsvertreter um Unterstützung in ihrem Vorhaben: Sie sprachen von einer möglichen Entführung durch die israelischen Besatzungstruppen.
Daraufhin habe das Außenministerium Schritte unternommen, um die israelischen Behörden über die Anwesenheit luxemburgischer Einwohner in der Global Sumud Flotilla zu informieren. Das Ministerium habe dabei seine Erwartung „klar zum Ausdruck gebracht, dass Israel auf jegliche gewaltsame Aktion verzichtet“ und seine Besorgnis um die Sicherheit der Teilnehmer sowie seiner Unterstützung für die humanitären Ziele der Teilnehmer bekunde, heißt es in dem Schreiben.
Eine mitreisende portugiesische Abgeordnete hatte bereits zuvor ihre und alle anderen Regierungen aufgefordert, die Aktion zu schützen. Auch Spanien unterstützt das Vorhaben: Die spanische Regierung werde „ihren gesamten diplomatischen und konsularischen Schutz einsetzen, um unsere Bürger zu schützen“, erklärte Spaniens Außenminister José Manuel Albares am Tag vor der Abreise.
Boykott durch Drohnenangriff?
In tunesischen Gewässern soll es bereits zweimal zu unverhofften Zwischenfällen gekommen sein. Laut Organisatoren wurden in zwei aufeinanderfolgenden Nächten Boote von einer Drohne angegriffen. Die tunesischen Behörden wiesen die Darstellung zurück und sprachen von einem Feuer an Bord, das von brennenden Rettungswesten ausgegangen sei.
Die Global Sumud Flotilla veröffentlichte auf Instagram Videos, die die Geschehnisse dokumentieren sollen: Beim ersten Vorfall ist zu sehen, wie eine Art Feuerball auf ein Boot herabrast und dort mit grellem Licht einschlägt. Es sei ein Brandschaden auf dem Hauptdeck und im Lagerraum unter Deck entstanden, hieß es. Alle sechs Passagiere und Besatzungsmitglieder seien in Sicherheit. Die Echtheit der Videos lässt sich nicht verifizieren. Das Boot segelt unter portugiesischer Flagge. Der zweite Vorfall betraf ein unter britischer Flagge fahrendes Boot.
Prominente Mitstreiter
Neben der portugiesischen Abgeordneten haben sich weitere prominente Gesichter der Aktion angeschlossen, so etwa die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Sie war bereits im Juli mit einer Solidaritätsaktion an Bord der „Madleen“ etwa 185 Kilometer westlich der Küste des Palästinensergebiets von der israelischen Marine gestoppt worden. Israel hat Versuche von Aktivisten, die Seeblockade zu durchbrechen, bisher stets verhindert.
Auch die iranisch-deutsche Schauspielerin und Komikerin Enissa Amani hat sich nach eigenen Angaben der internationalen Hilfsflottille angeschlossen. Die 43-Jährige erklärte auf Instagram, sie befinde sich in Tunesien und wolle mit nach Gaza segeln. Ziel der Mission sei es, „gewaltfrei und legal auf das Unrecht aufmerksam zu machen und Hilfe zu bringen“, schrieb Amani. Sie spricht von inzwischen (Stand: 10. September) sogar 42 teilnehmenden Booten.
Neben den Menschen an Bord der Flotte unterstützten noch zahlreiche weitere Aktivisten die Aktion, darunter der irische Schauspieler Liam Cunningham. „Die Tatsache, dass die Flotte unterwegs ist, zeigt das Versagen der Welt, das Völkerrecht und das humanitäre Recht durchzusetzen“, sagte Cunningham vor Journalisten. Es sei eine „beschämende Zeit in der Geschichte unserer Welt“.
De Maart
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