Hotel Threeland in Petingen bringt Tornado-Opfer unter

Hotel Threeland in Petingen bringt Tornado-Opfer unter
Marco Pütz, einer der Geschäftsleiter des Hotels Threeland, zusammen mit der Petinger Schöffin Raymonde Conter-Klein, die sich um die Unterbringung der Betroffenen in der Gemeinde kümmert

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Das Hotel Threeland in Petingen hat nach dem zerstörerischen Tornado am Freitagabend nicht lange gezögert. Die Geschäftsführung hat den Betroffenen sofort all ihre freien Zimmer kostenfrei zur Verfügung gestellt. 24 Zimmer waren im Nu belegt.

Marco Pütz ist einer der Geschäftsführer des Hotels Threeland in Petingen. Als er am Freitagabend sah, was der Tornado angerichtet hat, reagierte er sofort. Er rief im Hotel an und fragte, wie viele Zimmer noch frei seien. 24 Stück standen zu dem Zeitpunkt zur Verfügung. „Am Freitagabend hatten die meisten Hotelgäste bereits ausgecheckt. Viele, die bei uns übernachten, sind geschäftlich unterwegs und reisen noch vorm Wochenende ab“, sagt Pütz gegenüber dem Tageblatt.

Die 24 Zimmer wurden umgehend blockiert, zusammen mit der Empfangsdame hat er dann einen Beitrag auf Facebook gepostet, in dem das Hotel kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten für diejenigen anbietet, deren Haus durch das Unwetter unbewohnbar geworden ist. Damit, dass der Post so viel Anklang findet, hatte Pütz nicht gerechnet. „Die 24 Zimmer waren in null Komma nix belegt“, sagt er. Viele Familien mit Kindern sind am Freitagabend im Hotel Threeland untergekommen und haben gleich mehrere Zimmer gebraucht.

Als die Menschen, die von dem Angebot gehört hatten, vor dem Hotel auftauchten, wurde dort eine Liste geführt. Die Polizei war vor Ort und hat koordiniert, wer in der Sporthalle unterkommt und wer im Hotel schlafen soll. Andere sind in der Zwischenzeit bei ihrer Familie untergekommen oder bei denjenigen, die Schlafplätze bei sich zu Hause zur Verfügung gestellt haben. „Es musste niemand auf der Straße schlafen, auch wenn wir nicht alle im Hotel aufnehmen konnten“, versichert Pütz.

Bis zu 32 Personen müssen längerfristig untergebracht werden

Der Geschäftsführer trifft sich seit Freitag mehrmals am Tag mit der Petinger Schöffin Raymonde Conter-Klein. Sie ist für die Unterbringung der Betroffenen in der Gemeinde zuständig und betritt zum Zeitpunkt des Interviews die Eingangshalle des Threeland-Hotels. Ihren Aussagen zufolge seien am Wochenende über 50 Personen in den Hotels in Petingen und Käerjeng untergekommen. Davon konnten in der Zwischenzeit um die 17 wieder in ihre Häuser zurückkehren.

„Wir schätzen derzeit, dass zwischen 28 und 32 Menschen aus der Gemeinde für längere Zeit untergebracht werden müssen“, sagt Conter-Klein. Diese Zahl könne sich in  den nächsten Tagen noch weiter erhöhen, je nachdem, was die Experten zur Statik verschiedener Häuser sagen.

Die Handwerker, die seit Freitag geholfen haben, die Dächer mit Planen abzudecken und zu reparieren, haben laut der Schöffin eine sehr gute und konsequente Arbeit geleistet. Dadurch könne ein Großteil der Betroffenen trotz der Schäden in ihren Häusern leben. Conter-Klein schätzt jedoch, dass sich die Renovierungsarbeiten noch bis in den Winter ziehen werden.

Am heutigen Dienstag müssen die meisten Tornado-Opfer das Hotel Threeland wieder verlassen. „Dann haben wir wieder Buchungen und es bleiben nur noch sechs Zimmer frei“, erklärt Pütz. Viele konnten bereits in ihr Zuhause zurückkehren. Andere wiederum sind von der Gemeinde in einer anderen Wohnung untergebracht worden oder können vorerst auf Kosten der Versicherung im Hotel bleiben.

Haus schlimmer beschädigt als im Krieg

So zum Beispiel Cecile Mathieu. Die 91-Jährige sitzt am Montagnachmittag mit ihrem Sohn im hoteleigenen Restaurant und trinkt ein Glas Wasser. Sie wurde in dem Haus geboren, das am Freitagabend vom Tornado zerstört wurde. Mathieu saß alleine in ihrem Wohnzimmer, als sie auf einmal einen ohrenbetäubenden Lärm gehört hat. Dann sah sie den Träger ihres Dachs quer vor dem Fenster ihres Wohnzimmers liegen. „Ich dachte erst, ein Lastwagen hätte einen Unfall gehabt und dabei seine Ladung vor meiner Tür verloren“, erinnert sich die Rentnerin.

Foto: Melody Hansen

Die 91-jährige Cecile Mathieu wurde in dem Haus geboren, das am Freitag zum Teil vom Tornado zerstört wurde. Sie kam im Hotel Threeland in Petingen unter.

Cecile Mathieu ging vor die Tür und sah dort ihr komplettes Dach auf der Straße liegen. „Man hätte sich drunterstellen können, so schön gerade lag es da“, sagt sie. Ihr ganzes Treppenhaus war voller Trümmer und Matsch, als die ersten Helfer herbeigeeilt sind. „Ich stand unter Schock“, sagt die 91-Jährige, „das bin ich auch jetzt noch.“

Es war nicht das erste Mal, dass ihr Haus in der rue de la Liberté beschädigt wurde. „Im Krieg, 1940, war ich mit meiner Mutter und meinen Geschwistern zu Hause, als zwei Flugzeuge über das Haus geflogen sind und drei Granaten abgefeuert haben“, erinnert sie sich. Damals war die Fassade voll mit Löchern und musste renoviert werden.“ Die Angst war damals größer, aber der Schaden ist nach dem Tornado sechsmal schlimmer als im Krieg“, sagt sie.

Aus Sicherheitsgründen ins Hotel

Nach dem Tornado hat Mathieu ihren Sohn Nico angerufen, der zehn Minuten später bei ihr war. „Er hat Herrn Pütz unterwegs begegnet und dadurch mitbekommen, dass Zimmer im Hotel angeboten werden“, sagt sie. Noch am selben Abend konnte sie im Threeland unterkommen – obwohl sie eigentlich zu Hause bleiben wollte. „Mein Zimmer hatte ja nichts.“ Aber ihr Sohn ließ ihr keine andere Wahl. Vor allem aus Sicherheitsgründen.

Im Hotel fühlt sich Mathieu wohl. Das Personal würde sich gut um sie kümmern. „Einen besseren Urlaub hätte ich nicht haben können, auch wenn die Umstände nicht so hätten kommen müssen“, sagt die 91-jährige, die immer versucht, das Beste aus jeder Situation zu machen.

Foto: Melody Hansen

Roger Greisch saß auf seinem Sofa, als eine Betonplatte nur ein paar Zentimeter neben ihm landet

Auch der 85-jährige Roger Greisch, der neben Cecile Mathieu am Tisch sitzt, wurde im Hotel Threeland untergebracht. Er wohnt seit 5v0 Jahren in Petingen und kam am Freitag nur knapp mit dem Leben davon. Er lag auf seinem Sofa, als plötzlich eine Betonplatte vom Dach durchs Fenster fiel und nur ein paar Zentimeter neben ihm gelandet ist. „Dabei hatte ich zuvor immer mit dem Mädchen von ‚Hëllef Doheem‘ gespaßt, dass ich es nicht mehr zu Hause aushalte, weil mir die Decke bald auf den Kopf fällt“, lacht er. Was auch verrückt ist: Alle seine Glasflaschen, die Greisch zur Dekoration im Wohnzimmer aufgestellt hat, sind noch ganz.

Der 85-Jährige weiß nicht, wo er als Nächstes unterkommen soll. In sein Haus kann er noch nicht zurück. Er wartet jetzt auf die Antwort der Versicherung. Das Unglück an sich habe ihm jedoch nicht so zugesetzt, er habe schon weit Schlimmeres erlebt, sagt er.