Die Dummheit ist hausgemacht, der Rufschaden längst international. Innerhalb weniger Tage haben Paul Philipp, Luc Holtz und Gerson Rodrigues die „Rout Léiwen“ und ihren guten Ruf maximal ruiniert. Den hatten sich das Team und der luxemburgische Fußball, auch dank der drei Genannten, mit erfrischendem Spiel und relativem Erfolg hart erarbeitet. Dass dieser gute Ruf jetzt dahin ist, davon zeugen die zahlreichen internationalen Presseberichte. Und in Luxemburg wird der Fall mittlerweile in der Chamber diskutiert. Der Schaden ist also angerichtet. Es ist ein Schaden für den luxemburgischen Fußball, für den luxemburgischen Sport und für das ganze Land.
Das muss Konsequenzen haben.
Offenbar vollkommen unfähig, auch nur einen Funken Schuld bei sich selbst zu suchen, haben FLF-Präsident Philipp und Nationaltrainer Holtz mit ihren Aussagen zuletzt leider deutlich unter Beweis gestellt, worum es ihnen geht: um sich selbst und um nichts anderes. Hätte Minister Georges Mischo (CSV) ihnen nicht die Pistole auf die Brust gesetzt beziehungsweise die Hand an den staatlichen Geldhahn gelegt (die staatlichen Zuschüsse für das „Nation Branding“ wurden bereits gestrichen), wer weiß, ob die FLF überhaupt wieder von ihrem Selbstzerstörungskurs zurückgerudert wäre?
Diese demonstrativ zur Schau getragene Rücksichtslosigkeit und Engstirnigkeit hat sowohl Philipp wie Holtz für ihr jeweiliges Amt disqualifiziert: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende – einen Neustart kann es nur ohne die beiden geben, sie sind nicht mehr tragbar – und das haben sie sich selbst zuzuschreiben.
Die Ereignisse der vergangenen Tage im Schnelldurchlauf: Holtz schloss einen kritischen Journalisten von einem Pressetermin aus. Philipp verleumdete diesen Journalisten später, weibliche Abgeordnete beleidigte der FLF-Präsident bei gleicher Gelegenheit als „Pseudo-Politiker“. Im Stadion wurden Frauen, die gegen Gewalt protestierten, die Banner mit Gewalt entrissen – auf FLF-Anweisung hin, wohlgemerkt. Man habe sich verlesen, hieß es später von offizieller Seite aus. Einer Teilnehmerin wurde bei diesem völlig überzogenen Vorgehen der Sicherheitsdienste der Finger gebrochen. Der Spieler, Gerson Rodrigues, dessen Nominierung trotz seiner Verurteilung wegen mehrerer Gewalttaten, darunter häuslicher Gewalt, die ganze Dynamik erst ausgelöst hatte, zeigte sich bis zuletzt vollkommen uneinsichtig und schob vor dem Irland-Spiel in den sozialen Medien seiner Ex-Freundin die Schuld am eigenen blutigen Gesicht zu. Zuvor postete er: „Only God can judge me“ – ein Gericht hatte ihn bekanntermaßen da längst und sehr irdisch „gejudged“. Und only Holtz nominierte ihn trotzdem weiter. Die FLF reagierte mit einem Entschuldigungsschreiben ohne Entschuldigung. „Nous présentons nos excuses les plus sincères à toutes les personnes qui se sentent offensées par cette affaire“, steht dort zu lesen. Anders ausgedrückt: Sorry, dass euch das stört, was wir nicht falsch gemacht haben. Ein weiteres Kunststück missratener Krisenkommunikation.
Autor Guy Rewenig hat recht, wenn er im Tageblatt vom Mittwoch von einer „Ausweitung der Arroganzzone“ schreibt. Doch es geht hier noch um mehr: Sehr viele Eltern in Luxemburg schicken ihre Kinder zum Fußball. Viele dieser Kleinen trainieren mehrmals die Woche und träumen davon, einmal das Trikot der „Rout Léiwen“ tragen zu dürfen. Sie verbringen also viel Zeit in dieser Bubble – doch inzwischen besteht der berechtigte Grund zur Sorge, dass ihnen dort, ohne alle über einen Kamm scheren zu wollen, von der Verbandsspitze her ein verkrustetes Gesellschaftsbild vorgelebt wird. Eine zumindest bizarre Interpretation des Wortes „Vorbildfunktion“.
Die Frage, um die es geht, ist die der strukturellen Gewalt gegen Frauen und wie dieser begegnet wird. Klar, Gerson Rodrigues wurde verurteilt und damit bestraft. Aber kann es deswegen vom Sport als edles Anliegen verkauft werden, diesen Spieler trotz seiner von einem Gericht festgestellten Tat zur Nationalmannschaft zu berufen? Wir sagen: Nein – Rodrigues hat eine zweite Chance verdient, selbstverständlich, aber dafür ist die „Nationalequipe“ der falsche Ort.
Wenn diese ganze Skandalgeschichte überhaupt etwas Gutes hat, ist es das: Sie legt alte Strukturen, gefährliche Loyalitäten und nicht förderliche Machtkonzentrationen offen und den Finger damit in die Wunde. Es sind Probleme, die nicht nur die FLF hat, sondern 2025 im organisierten Sport noch erschreckend weit verbreitet sind. So hat der Tischtennisverband mittlerweile eine neue Führung, doch die inakzeptablen, sexistischen Äußerungen ihres Sportdirektors Heinz Thews in einem Tageblatt-Interview (u.a. „Haben wenig davon, junge Damen in der Gegend rumzufahren“) wurden nie öffentlich aufgearbeitet. Der gleiche Verband, der seine eigenen Sportlerinnen – in diesem Fall Sarah De Nutte – sanktioniert, wenn sie öffentlich ihre Meinung sagen und Kritik üben.
Im Falle der FLF wird all das jetzt aufgearbeitet werden müssen – und ab da wird es für alle schmerzhaft. Für uns inbegriffen, auch wir als Medien müssen vor der eigenen Haustür kehren. Die Berichterstattung war in vielen Sportteilen und Fernsehinterviews in dieser Sache weit entfernt davon, journalistischen Standards zu genügen. Richtiger medialer Kritik mussten sich die Herren der FLF auch zuvor kaum jemals stellen. Stattdessen gab es oft Lobeshymnen. Auch das kann einen Teil der Reaktionen aus dem Fußballverband erklären. Und auch hier steht demnach Arbeit an.
Unter den „Supportern“ der „Roten Löwen“ scheinen zudem viele zu sein, die lieber ihr Team anfeuern, als sich klar gegen Gewalt gegen Frauen zu positionieren oder den Einsatz dagegen, was nichts anderes als ein Kampf gegen Ungleichheit ist, sogar als „Propaganda“ verschreien.
Bezeichnenderweise waren es am Dienstagabend die irischen Fans, die gegen die Präsenz von Gerson Rodrigues auf dem Fußballfeld protestierten. In der 18. Minute hielten sie Rote Karten hoch – in Anspielung auf die 18 Monate Bewährung, zu denen der Spieler verurteilt ist. Fans der „Rout Léiwen“ machten kaum mit. Vielleicht passt das „rout“ daher so gut zu uns – weil es zum Schämen ist. Doch, und da sind wir wieder beim Vorbildcharakter: Der Fisch stinkt vom Kopf her.
Demnach ist es Zeit zu gehen für Paul Philipp und Luc Holtz. Dass eine Ethikkommission eingesetzt wird, ist schön und gut. Doch sie soll nicht zum Aufpasser für Kindsköpfe à la Holtz und Philipp werden, sondern den dringend nötigen Neustart begleiten. Zudem hatten Ethikkommissionen im internationalen Sport allzu oft Alibi-Charakter. Und wenn sie dann mal ihre Arbeit machten, wurden die störenden Mitglieder ersetzt oder die Kommission abgeschafft.
Damit: Danke für die vielen schönen Spiele. Aber jetzt braucht es einen Neuanfang. Luxemburg will wieder stolz sein können auf seine „Rout Léiwen“. Philipp und Holtz dürfen dem nicht im Weg stehen.
De Maart
Unterschichtenamusemang vom Feinsten.
Dazu ist der Fussball ja da.
Haut huet d’Karin Reuter en Interview an enger franséischer Zeitung ginn. D’LFL, also d’Veräiner, halen hir Meenung intern. Dobäi wielen d’Vertrieder vun de Veräiner dem Gremium vun der FLF, d’FLF vertrëtt och si. Domat hu sech och d’Veräiner aus den hrchsten Divisiounen och net getraut, eng kloer Positioun ze huelen. Schued, wat fir e Bild de ganze Fussball domat ofgëtt. Hei wier Schwätzen Gold gewiescht, fir e Zeeche géint Gewalt ze setzen.
Dei ganz Saach gett een beschen iwwerdriwwen,an deen Haaptacteur domat nach mei an de Vordergrund gesaat.
"Doudsécher" aus deem nämmlechten Hol(t)z geschnëtzt an net méi ze (er)droen. Ech schumme mech fir si.
Ah ja, der liebe Fussball und die Hypokresie. Ich kann diese inzenierte Hexenjagt so langsam nicht mehr höhren, 3-4 Artikel pro Tag zu einem Non-Event....
Hier sind auch einige "Fakten": 1) Fussballspieler sind bekanntlich nicht die hellsten Kerzen auf der Tochte, es ist vollkommen idiotisch zu glauben sie wären heiliger als der Papst und taugen vom Grundsatz her NIE als Vorbild für irgendwas! Es sind auch hier vorallem die Medien, welche ihnen viel zu vil und unverdiente Aufmerksamkeit schencken.
2) Wir leben in einem Rechtstaat (zumindest haben wir diesen Anspruch noch). Es ist also weder an der Politik, noch den Medien, noch irgendwelchen "Aktivisten" Zweit- oder Drittstraffen zu verhengen! Forderung, dass einer Person der Lebensunterhalt genommen werden soll und dieser von allen Veranstaltungen ausgeschlossen werden muss ist eine mehr als fragwürdige und sehr gefärlichte, ja manche würden es rechtsextreme Haltung nennen.
3) Die Flutt an sinnlosen Artikeln zu diesem Thema ist lächerlich.... ist das Sommerloch schon da? Wo waren all die "besorgten" Eltern, als die Kinder beim Training fast einem Terrorsnachlag zum Opfer gefallen waren? Wo sind all die "Aktivisten" als das Urteil im Fall der Kiunderpornographie gefallen ist (ein bedeutend schwereres Verbrechen)?
Als ob Fussball dem Sport oder gar dem Land schaden könnte... Eine gar lächerliche Aussage, es ist Fussball, kein halbintelligenter Mensch nimmt diesen Sport ernst.
Schade eigentlich dass gerade in diesen Zeiten wo der Lux Fussball stark am Wachsen ist, dieses Duo das Porzelan zerbricht. Überheblichkeit, Naïvitet, Arroganz, Bildungslücken ?
"Wann een um Geriicht verurteelt go'uf, dann ass et net un Jenny an Menni fir deen nach eng Kei'er ze stroofen !"
Et sinn awer de Jenni an de Menni déi verantwortlech si fir eng Nationalequipe oder all aner Equipe,déi een, deen e Feeler gemaach huet ,net ze behandele wéi wann alles rëm vergiess wier. Et ass jo net wéi wann de GR just Kiischte beim Noper geklaut hätt. A wann de gudde Mann Anstand hätt,géif e vum selwen doheem bleiwen. A séif et nëmme fir ze verhënneren dass virun all Spill Demonstratiounen a Kläppereien stattfannen. Wann Holtz,Philipp an hire "Superstar" vun der Bün sinn,wäert de Lëtzebuerger Fussball sech rëm erhuelen. Mir kënnen ëtt jo maachen wéi Bayern München. Di Bescht akafen a Champion ginn.
@nomi Un jiddereen den seet "Fehler" misst een verzeien an keen wier perfekt. Merci dir banaliséiert domadder einfach emol Gewalt. D´Hand rutscht net einfach emol sou aus. Anstänneg Menschen geschéien sou "Fehler" net. Wat kennt als nächst? Behapt der och irgendwann dass Verge*** just en Fehler "passéiert" wier. oopsie woopsie?
Kloer! Hei ass dengem Text seng Iwwersetzung op Lëtzebuergesch:
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E Polizist, deen an senger Fräizäit war, ass an de Prisong verurteelt ginn, well en engem aneren an enger Disko eng Gesiichtsfraktur zougedoen huet. Hie gouf aus sengem Beruff entlooss a krut d’Urteel, ni méi an engem Staatsdéngscht ze schaffe kënnen. Dëse Foussballspiller dogéint hat nach zwee weider Schlägereien, bei deenen et och zu Knochenbréch koum, mee hien ass nëmme mat engem Sursis verurteelt ginn. Wou ass do d’Gerechtegkeet? Hie däerf esouguer nach ëmmer Lëtzebuerg um internationale Plang vertrieden. Dat weist kloer, datt wann een an der Ëffentlechkeet bekannt ass, d’Justiz mat zwee Mooss stäipt.
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Wann’s de wëlls, kann ech der och hëllefen, dat als offiziellen oder journalistesche Kommentar opzeschaffen. Wëlls de dat?
Jo
@Nomi / Generell von Fehlern zu sprechen, passt nicht wirklich. Gerson Rodrigues hat mit seiner Gewalttat ein Verbrechen begangen, für welches er rechtskräftig verurteilt wurde. Niemand fordert übrigens eine zweite Bestrafung und auch Niemand wäre dazu berechtigt. Im Raum steht allerdings die berechtigte Forderung, dass GR, zumindest eine gewisse Zeitspanne, nicht mehr in der Nationalmannschaft spielen darf, dies aus Respekt vor den Opfern und in Anbetracht des Umstands, dass Spieler einer Nationalmannschaft ihr Land vertreten dürfen, was als Ehre und nicht als Beruf zu betrachten ist.
Dann zu den Herren Philippe und Holz, welche selbstverständlich keine Verbrechen, sondern tatsächlich Fehler, schwere Fehler begangen haben, in den sie Rodrigues trotz der angeführten Bedenken in die Nationalmannschaft berufen haben. Zu diesem Zeitpunkt wäre es jedoch noch möglich gewesen, die Wogen zu glätten indem die beiden ihren Fehler eingestanden hätten und die Berufung von GR rückgängig gemacht hätten.
Dem war aber leider nicht so, sowohl Philippe als auch Holtz haben ihre eigene Lage und die der FLF mit jeder Aussage verschlimmert. Indem sie ihre Uneinsichtigkeit und ihre im vorliegenden Fall fehlenden moralischen und ethischen Qualitäten eindrucksvoll bewiesen haben gibt es für die beiden nun keine Zukunft mehr in der FLF.
@ Nomi / Time has come to say sayonara oder alles huet en Ënn just t'Wurscht huet der zwee. :-)
Vielen Dank für diesen hervorragenden Artikel! Ich bin überzeugt, dass alle Menschen, die Gewalt und deren Bagatellisierung kategorisch ablehnen und für Ethik und Moral einstehen, ihre Ausführungen teilen.
Hei werfen der vill, ganz schnell mat Steng wei' wann Sie nach Nie een Fehler gemacht haetten !
Wann een um Geriicht verurteelt go'uf, dann ass et net un Jenny an Menni fir deen nach eng Kei'er ze stroofen !