Dienstag21. Oktober 2025

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RumänienHochwassermassen bedrohen den Erhalt des überschwemmten Salzbergwerks in Praid

Rumänien / Hochwassermassen bedrohen den Erhalt des überschwemmten Salzbergwerks in Praid
Ein Tunneleingang zur Salzmine in Praid Foto: AFP/Alex Nicodim

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Von der Auflösung sind im rumänischen Siebenbürgen nicht nur die Salzsäulen des überschwemmten Bergwerks in Praid bedroht. An der populären Touristenattraktion hängen Hnderte von Arbeitsplätzen. Ob das Salzbergwerk erhalten werden kann, ist trotz anlaufender Rettungsarbeiten ungewiss.

Die Wasserpegel in den Überschwemmungsgebieten im rumänischen Siebenbürgen (Transsylvanien) sind nach den heftigsten Niederschlägen seit 30 Jahren am vergangenen Wochenende wieder am Sinken. Keinerlei Entwarnung ist hingegen in dem populärsten Touristenziel des überwiegend von der ungarischen Minderheit besiedelten Szeklerlands unweit der Provinzstadt Targu Mures angesagt: Der Erhalt des überfluteten Salzbergwerks in Praid ist nach einem unterirdischen Dammbruch völlig ungewiss.

Schon zu römischen Zeiten wurde in der Saline Salz abgebaut. Obwohl der staatliche Salrom-Konzern für die Salzgewinnung noch immer 50 Bergarbeiter unter seinen insgesamt 130 Mitarbeitern beschäftigt, hat vor allem der Bergwerkstourismus für den 6.500-Seelen-Ort und den Kreis Harghita eine enorme wirtschaftliche Bedeutung.

Ob Besucher die Saline zur Behandlung von Rheuma oder Atemwegserkrankungen aufsuchten, sich im unterirdischen Abenteuerpark vergnügten oder die Salzkapelle bestaunten: Von den knapp einer halben Million Touristen, die allein im letzten Jahr für 60 Lei (11 Euro) pro Eintrittskarte und Nase die Bergwerkskassen klingen ließen, wussten bisher auch über 200 Reiseagenturen, Wirtshäuser und Herbergen im Ort zu profitieren.

Doch nicht nur die bevorstehende Sommersaison scheint für die um ihre Existenz bangenden Gastronomen gelaufen. 100 bis 200 Mal so viel Wassermassen wie sonst ließen am Wochenende nicht nur den sonst so beschaulichen Corund-Bach über die Ufer treten, sondern zerstörten auch den Schutzdamm der Saline.

Wasser löst in großen Mengen auch festes Salzgestein auf. 45 Häuser mussten wegen Einsturzgefahr bereits evakuiert werden: Das Ausmaß der Zerstörungen unter Tage ist in Praid hingegen noch nicht abzusehen.

Auch EU bietet Hilfe an

Von der „größten Katastrophe“ seit dem Erdbeben 1977 von Vrancea, das über 1.500 Menschenleben forderte, spricht gegenüber dem Webportal „hotnews.ro“ verzweifelt der Restaurant-Betreiber Lazlo Endre. 80 bis 90 Prozent der Arbeitsplätze in der Region hingen vom Bergwerk und dem Tourismus ab: „Die Saline ist tot, die ganze Gegend ist tot. Und die Schuld dafür tragen die Menschen. Denn jeder wusste von dem Problem des Hochwassers: Es besteht schon seit 25 Jahren.“

Besonders die staatliche Betreibergesellschaft Salrom steht wegen der schon vor Jahren in Studien empfohlenen, aber ausgebliebenen Verstärkung der Schutzdämme in der Kritik. Die Überflutung des Salzbergwerks hätte verhindert werden können, „doch wir haben einen dysfunktionalen Staat“, räumte Rumäniens neuer Staatschef Nicusor Dan in Praid zu Wochenbeginn ein: Die Frage, ob das Bergwerk vollständig oder nur teilweise gerettet werden könne, lasse sich vermutlich erst in vier Monaten beantworten.

Die Interimsregierung in Bukarest hat Soforthilfen in Höhe von umgerechnet 60 Millionen Euro für die betroffenen Betriebe angekündigt. Auch das benachbarte Ungarn und die EU haben Finanzhilfen angeboten. Mit der Umleitung des Flussbettes des Corund-Bachs soll das Hochwasserproblem dauerhaft gelöst werden. Erst danach kann das Wasser aus den vollgelaufenen Stollen abgepumpt werden: Mithilfe des Einsatzes von Unterwasserdrohnen hofft Bukarest aber bereits zuvor, sich ein Bild vom Umfang der Schäden zu verschaffen.