Montag22. Dezember 2025

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Alain spannt den BogenHochkarätiger Liederabend in der Philharmonie mit Diana Damrau, Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch

Alain spannt den Bogen / Hochkarätiger Liederabend in der Philharmonie mit Diana Damrau, Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch
In der Philharmonie: Diana Damrau (l.) und der Tenor Jonas Kaufmann (r.) Foto: Sébastien Grébille

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In der Philharmonie Luxemburg stand vergangene Woche ein Liederabend der besonderen Art an. Wie gut das Konzert gelang und was störte. 

2018 haben die Sopranistin Diana Damrau und der Tenor Jonas Kaufmann mit dem Pianisten Helmut Deutsch zum ersten Mal ein Liedrezital zusammen gegeben. Damals standen die Lieder von Hugo Wolf im Mittelpunkt. 2022 gingen die drei dann mit einer Liederauswahl von Johannes Brahms und Robert Schumann auf große Tournee. Und 2025 stehen die Lieder von Richard Strauss und Gustav Mahler auf ihrem Programm. Am 18. Juni machten die Künstler Halt in der Philharmonie Luxemburg.

Wenn die Huster zur Plage werden

„Es fängt an als mildes, fast freundliches Räuspern, das dem Stimmen eines Instruments nicht unähnlich ist, steigert sich langsam und wird mit einer aufreibenden Folgerichtigkeit zum explosiven Gebell.“ So schrieb schon 1952 Heinrich Böll in seiner Kurzgeschichte „Husten im Konzert“. Das Problem ist also schon alt, doch heute ist es schon fast zur Normalität geworden, ein Konzert durch respektloses Verhalten zu stören. Und so hatte sich auch bei diesem Konzert wieder eine bemerkenswerte Zahl an Zuhörern eingefunden, die mit ihrem traurigen Benehmen sowohl den Künstlern als auch dem Publikum den Abend teilweise vermiesten. „Wer hat’s getan?“, das Lied von Richard Strauss stellt die Frage. Es ist schon eine Frechheit, ein Affront, lautstark in ein Lied wie Gustav Mahlers „Ich bin der Welt abhandengekommen“ lautstark hineinzuhusten. Gerade in einem Moment, wo Jonas Kaufmann mit seinem sehr zurückgenommenen Vortrag die Stille heraufbeschwören wollte. Und als dann anschließend noch ein Handy klingelte, war das des Guten dann doch zu viel. Kaufmann zeigte an, dass man sich bitte die Hand vor den Mund halten sollte, was wiederum mit einem unmanierlichen lauten Huster aus dem Publikum quittiert wurde. Es wird höchste Zeit, dass die Verantwortlichen der Philharmonie sich etwas einfallen lassen, um diesem Verhalten entgegenzuwirken. Husten erzeugt 95 Dezibel – dabei wäre es so einfach, ein Taschentuch vor den Mund zu halten, was den Geräuschpegel um zwei Drittel senkt. Doch kommen wir jetzt zum Konzert.

Lieder von Richard Strauss und Gustav Mahler

Die Opernstars genossen den Auftritt – und das Publikum?
Die Opernstars genossen den Auftritt – und das Publikum? Foto: Sébastien Grébille

Es war deutlich zu merken. Das gemeinsame Auftreten in dem intimen Ausdrucksbereich des Liedes machte den beiden hochgehandelten Opernstars sichtlich Spaß. Vor nicht ganz vollbesetztem Haus – die Lieder von Richard Strauss und Gustav Mahler waren dann doch vielleicht zu schwere Kost für ein starverliebtes Publikum – zeigten sich Damrau und Kaufmann in glänzender Verfassung. Man spürte auch, dass die beiden durch ihre gemeinsamen Projekte künstlerisch zusammengewachsen sind und sich stimmlich ergänzen. Auf der einen Seite die helltimbrierte, stimmlich wendige Diana Damrau, auf der anderen der baritonale, etwas kehlige Tenor von Jonas Kaufmann. In der ersten Hälfte sangen die beiden abwechselnd ein Strauss-Programm, das zur Hälfte dem Thema Blumen, zum anderen dem Thema Liebe gewidmet war. Wie immer in ihren Programmen gab es einen dramaturgischen Bogen, der diese Lieder quasi als einen „szenischen Dialog“ auf die Bühne brachte. Damrau begeisterte mit ihrem leichtgewichtigen Sopran, ihrem schönen, anmutigen Timbre und ihrer Spiellust. Jonas Kaufmann betreute die ernsteren Themen, was seiner Stimme dann auch besser entgegenkam als die schnellen, wendigen Lieder, die Diana Damrau sang. Nach der Pause dann frühe Wunderhorn-Lieder von Gustav Mahler, die durch die Sopranistin wunderbare Interpretationen erlebten. Danach die tiefgründigen Rückert-Lieder, ebenfalls von Mahler, bei denen sich Kaufmann als intelligenter und subtiler Gestalter zeigte.

So endete der Abend in der Philharmonie
So endete der Abend in der Philharmonie Foto: Sébastien Grébille

Der Liederabend endete dann wieder mit einem Bouquet aus Strauss-Liedern, bei dem beide Sänger noch einmal ihre Vielseitigkeit zeigen konnten. Helmut Deutsch am Klavier war ein feinfühliger Begleiter, dessen detailreiches Spiel sich im großen Saal der Philharmonie leider etwas verlor. Das war schade, denn seine Interpretation erwies sich als wirkliche Stütze für die Sänger. Ich persönlich hätte mir manchmal etwas mehr pianistische Präsenz und markante Akzente gewünscht, aber die Interaktionen zwischen Deutsch, Damrau und Kaufmann waren schlüssig und homogen. Für diesen großartigen Liederabend gab es dann die verdienten Standing Ovations für die Sänger und drei Zugaben für das Publikum, nämlich das Lied Trost im Unglück von Gustav Mahler, den Musical-Song Spring Wind und das Duett „Das eine kann ich nicht verzeihen“ aus der Johann Strauß-Operette Wiener Blut.