Donnerstag25. Dezember 2025

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MusiktippsHeartworms und Horsegirl überzeugen mit ihren neuen Alben 

Musiktipps / Heartworms und Horsegirl überzeugen mit ihren neuen Alben 
Wie gut sind diese Alben von Heartworms und Horsegirl? Collage: Tageblatt

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Einflüsse aus den 80ern bringen die Musikerinnen, die diese Woche im Mittelpunkt stehen, mit – von Sonic Youth bis hin zu Darkwave-Sounds. Heartworms und Horsegirl präsentieren mit „Glutton For Punishement“ und „Phonetics On and On“ zwei überzeugende Alben. Ein Hörtest.

Heartworms: „Glutton For Punishment“

Rating: 9/10 Punkte
Rating: 9/10 Punkte Quelle: Speedy Wunderground

Der schönste Moment eines Musikliebhabers ist der, wenn man etwas Neues entdeckt, das einen sofort anspricht und im besten Fall fasziniert. Aktuell trifft das auf die Südlondoner Künstlerin Jojo Orme zu.

Die fand unter dem Namen Heartworms bei dem Indielabel Speedy Wunderground Zuflucht. Das wurde gegründet von Alexis Smith, Pierre Hall und dem renommierten Indie-Produzenten Dan Carey (Fontaines D.C., Wet Leg, Kae Tempest). Im Jahr 2023 veröffentlichte Heartworms dort die EP „A Comforting Notion“, die noch vom Post-Punk beeinflusst war. Mit Carey machte sie sich an die Produktion ihres Debütalbums „Glutton For Punishment“, das deutlich vielfältiger geworden ist. Postpunk ist nur ein kleiner Bestandteil der neun Songs. Heartworms zaubert schrammeligen Indierock („Smugglers“), den Gothic-Wave-Ohrwurm „Just To Ask A Dance“, energiegeladenen Industrial-Wave-Rock („Jacked“), Dance/Post-Punk („Mad Catch“), düsteren Trip-Hop („Extraordinary“), Electro New Wave („Celebrate“) und mit dem Titelsong eine Akustikballade ins Ohr. Über allem steht der Song „Warplane“, ein sich langsam entwickelndes Feuerwerk. Der recht simple, anpeitschende Rhythmus scheint vom Rezipienten Besitz zu ergreifen. Unweigerliches Mitwippen ist die Folge. Dieser Song für sich genommen ist ein Meisterwerk und klingt nach vier Minuten Ekstase langsam aus.

Heartworms, die hingebungs- bis aufopferungsvoll singt, sagt über ihr Debütalbum und dessen Bildsprache: „Ich befinde mich oft in einem ungesunden Kreislauf des Verlangens nach strenger Disziplin, gierig nach der Vertrautheit, die sie mit sich bringt, aber mit der Angst vor ihren Konsequenzen – besser das Übel, das man schon kennt.“ Solange der Kreislauf ihr nicht schadet und dabei solch faszinierende Songs entstehen, ist alles in Ordnung.


Horsegirl: „Phonetics On And On“

Rating: 8/10 Punkte
Rating: 8/10 Punkte Quelle: Matador Records

Als Schülerinnen gründeten Nora Cheng, Penelope Lowenstein und Gigi Reece in Chicago die Band Horsegirl. Beeinflusst von Sonic Youth, Yo La Tengo und Stereolab schrieben sie Songs, die das Interesse des etablierten US-Indielabels Matador weckten. Zwei Jahre nach ihrer Gründung unterschrieben sie dort einen Plattenvertrag. Im Jahr darauf erschien ihr Debütalbum „Versions Of Modern Performance“. Bei den Aufnahmen wurden sie von den ehemaligen Sonic-Youth-Mitgliedern Lee Ranaldo und Steve Shelley unterstützt; die Produktion übernahm John Agnello (Kurt Vile, Bruce Springsteen). Die Kritiker liebten ihr Erstlingswerk. Horsegirl legten einen bravourösen Karrierestart hin.

Mittlerweile lebt das Trio in New York, wo Cheng und Lowenstein die Universität besuchen. Erstmals schrieben sie Songs außerhalb ihres familiären Umfelds. Diese haben sie in Chicago mit der Musikerin und Produzentin Cate Le Bon (St. Vincent, Kurt Vile, Wilco) aufgenommen. Zudem haben sie für ihr zweites Album „Phonetics On And On“ ihr Instrumentarium erweitert. So sind nun Violinen, Synthesizer und perkussive Instrumente, die mit der indonesischen Ensemblemusik Gamelan assoziiert werden, zu hören. Das ändert aber nichts daran, dass die musikalischen Einflüsse des Trios immer noch dieselben sind. Auch ihr zweites Album ist klassischem Indierock der späten Achtziger und frühen Neunziger am nächsten. Ihre Vorliebe für die rockigen Stereolab spiegelt sich in dem wundervollen Auftakt „Where’d You Go“ wider. Ihren schrammeligen Indierock packen sie in „Rock City“ aus. In „2468“ galoppieren sie erst nach der ersten, schräg anmutenden Minute im Indierock-Kosmos los. Horsegirl klingen aber auch melancholisch-schwelgerisch („Sport Meets Sound“). Man darf also gespannt sein, was die drei besten Freundinnen im weiteren Verlauf ihrer Karriere noch hervorbringen werden. Bis hierhin haben sie alles richtig gemacht.