Samstag18. Oktober 2025

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Lycée Hubert ClémentHauptverdächtiger erklärt Ritual: Vielleicht schlechter Humor, aber nichts Sexuelles

Lycée Hubert Clément / Hauptverdächtiger erklärt Ritual: Vielleicht schlechter Humor, aber nichts Sexuelles
Vor rund zwei Wochen geriet der Escher „Meedercherslycée“ in die Schlagzeilen Foto: Editpress/Alain Rischard

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Warum kam es vor rund zwei Wochen zu den Ermittlungen wegen „sexuell motivierten Fehlverhaltens“ im Lycée Hubert Clément in Esch, an denen immerhin 16 Polizisten beteiligt waren? Verhört wurden auch drei Ex-Schüler, die sich für ein Ritual nach der Theateraufführung verantwortlich zeichneten und demnach die Hauptverdächtigen in der Affäre sind. Das Tageblatt hat einen von ihnen getroffen. Er schildert seine Version der Dinge.    

Sexuell motiviertes Fehlverhalten im Rahmen der Aktivitäten der Theatergruppe Namasté im Escher Lycée Hubert Clément (LHCE): Diese Meldung sorgte vor gut zwei Wochen für Aufsehen in und über Esch hinaus. Innerhalb weniger Minuten kommunizierten sowohl die Staatsanwaltschaft als auch das Bildungsministerium über einen vermeintlichen Zwischenfall nach einer Theateraufführung im Oktober letzten Jahres. 16 Ermittler der Kriminalpolizei seien mit dem Vorfall beschäftigt, die Untersuchung wurde im November eingeleitet. Inzwischen wurden zwei Lehrkräfte suspendiert. Was genau geschehen sein soll, ließen sowohl Justiz als auch Ministerium offen, sodass reichlich Raum für Spekulationen blieb. Woran sich dann auch ausländische Zeitungen wie die Bild beteiligten.

Am 7. Januar jedenfalls hatten die Polizisten mehrere Minderjährige sowie Erwachsene vernommen, darunter Lehrer, aktuelle und ehemalige Schüler. Einen dieser ehemaligen Schüler hat das Tageblatt getroffen, um sich seine Version der Dinge anzuhören. Selbst wenn die Aussagen zum jetzigen Zeitpunkt nicht überprüfbar sind, so decken sie sich doch größtenteils mit weiteren Informationen über das, was nach der Aufführung der Namasté-Theatergruppe im Oktober geschehen sein soll.   

Dem Tageblatt zeigte Tom ein älteres Foto des Rituals mit dem Stab. Damit die vier dort abgebildeten Beteiligten unerkannt bleiben können, wurde es an dieser Stelle nachgezeichnet. Der kniende Schüler auf dem Bild ist komplett bekleidet.
Dem Tageblatt zeigte Tom ein älteres Foto des Rituals mit dem Stab. Damit die vier dort abgebildeten Beteiligten unerkannt bleiben können, wurde es an dieser Stelle nachgezeichnet. Der kniende Schüler auf dem Bild ist komplett bekleidet. Zeichnung: Tageblatt-Grafik/Kim Kieffer

Tom* ist mittlerweile 22 Jahre alt und war als früherer Schüler des „Meedercherslycée“ Mitglied von Namasté. Auch nach seinem Abgang von der Schule blieb er der Theatergruppe verbunden, genau wie sein früherer Schulkamerad Eric*. Beide waren bei der Vorstellung im Oktober mit dabei und „zelebrierten“ nach der Aufführung bei der anschließenden Party ein Ritual, das sie bereits seit 2017/18 praktizieren. „Es war jedes Jahr das gleiche Ritual und jedes Mal mit dem gleichen Stab aus der Requisite. Wir haben das mit Musik inszeniert“, sagt er. Und: „Es wurde nie jemand gefragt, ob er mitmachen würde. Es waren stets wir beiden, bzw. dieses Mal wir drei“.

Ritual auf allen Vieren

Das Ritual soll laut ihm darin bestanden haben, dass er auf allen Vieren auf einer Matratze kniend, mit einem Stab hin und hergeschoben wurde. „Es hat vielleicht so ausgesehen, aber da war nichts Sexuelles dran und ich war auch immer vollständig angezogen. Eingeführt wurde nie etwas, das wäre auch gar nicht gegangen, denn der Stab hat einen Durchmesser von gut fünf Zentimetern“, sagt Tom, „jiddereen vun Namasté huet de ‚legendäre Bengel’ kannt“. Und: „Man kann uns schlechten Humor vorwerfen, aber was jetzt geschieht, ist wirklich absurd.“  

Der 22-Jährige betont das, denn in den Pressemitteilungen vor zwei Wochen war die Rede von sexuell motiviertem Fehlverhalten. Fast dreieinhalb Stunden verbrachte er am 7. Januar auf dem Polizeikommissariat. Verhört wurde er im Rahmen von Ermittlungen wegen einer möglichen Vergewaltigung (Art. 375bis „Viol“) und wegen einer möglichen Sittenverletzung (Art 385), „Datum und Uhrzeit unbekannt“, wie es im Anhang zum Vernehmungsprotokoll der Polizei heißt. „Zu Beginn der Vernehmung war ich ganz ruhig, da ja nichts geschehen war und es demnach auch keine Beweise für irgendetwas gab. Doch als ich zu meinen sexuellen Präferenzen befragt wurde und wie ich zur Pädophilie stehe, habe ich innerlich gekocht“, erinnert sich Tom.  

Jiddereen vun Namasté huet de ‚legendäre Bengel’ kannt

Tom

Nicht nur er, auch Eric und ein weiterer bei der Vorführung im Oktober anwesender Ex-Schüler des LHCE  wurde am 7. Januar von der Polizei vernommen. Die Staatsanwaltschaft hatte dem Tageblatt bestätigt, dass an jenem Dienstag 16 Ermittler an unterschiedlichen Orten mehrere minderjährige sowie volljährige Personen vernommen hatten, darunter Lehrer, Schüler und ehemalige Schüler. Ende Oktober 2024 hatte die Direktion des Lyzeums von den Vorwürfen zu einem sexuellen Fehlverhalten im Rahmen der Theateraufführung erfahren und umgehend die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Bis zum Abschluss der Untersuchung werden laut Pressemitteilung des Bildungsministeriums „die Aktivitäten der Theatergruppe ausgesetzt und die betreuenden Lehrkräfte von ihrem Dienst freigestellt“. 

Lehrer könnten bald wieder unterrichten

Die beiden freigestellten Lehrer seien laut Tom zwar in der Schule gewesen, hätten das Ritual mit dem Stab aber nicht verfolgt. Ganz im Gegensatz zu rund zwei Dutzend Schülern, die im Raum waren und zugeschaut hätten. Durch die Vernehmung bei der Polizei wissen Tom, Eric und der dritte Ex-Schüler, von wem die Anschuldigungen des sexuellen Fehlverhaltens kamen. Derjenige sei vielleicht im Saal gewesen, hatte aber mit dem Ritual rein gar nichts zu tun, so Tom.

Vonseiten der Staatsanwaltschaft gibt es derweil keine neuen Informationen. Die Ermittlungen gingen ihren Weg und man hätte keine neuen Elemente, die man kommunizieren könne, hieß es am Mittwoch auf Tageblatt-Nachfrage. Allerdings können sich die beiden freigestellten Lehrer Hoffnungen machen, demnächst  ihre Arbeit wieder aufnehmen zu können. Tageblatt-Informationen zufolge hat mindestens einer von ihnen genau das von der Staatsanwaltschaft in Aussicht gestellt bekommen. (Red.)

* Namen von der Redaktion geändert

Reinertz Barriera Manfred
24. Januar 2025 - 16.52

Much Ado About Nothing frei nach William Shakespeare also.....

JJ
24. Januar 2025 - 8.58

Wie gesagt: " Achtung Vorurteile!" ( P. Ustinov )
Und wem der " Bengel" nicht passt kann ja austreten.
Hauptsache der Ruf der Betroffenen Lehrer ist ruiniert.
Wenn Leute sich nach 20 Jahren daran erinnern,dass ihnen Unrecht widerfahren ist,nur weil viel Geld in Aussicht ist,dann ist das doch verdächtig.
Sexuelle Gewalt ist eine Schweinerei ohne gleichen,aber Unschuldigen das Leben ruinieren auch. Denn ob schuldig oder nicht,der Ruf ist dahin. Hysterie ist ein schlechter Ratgeber.

fraulein smilla
24. Januar 2025 - 7.42

Viel Laerm um Nichts . Eigentlich zum Lachen wenn da nicht Existenzen zerstoert werden koennen .