19. Dezember 2025 - 21.38 Uhr
„Wir viel mit Bürgern in Kontakt“Hauptstädtischer Schöffenrat reagiert auf Kritik zum Leichtathletikstadion in Hamm
„Wir haben etwas Bauchschmerzen bei diesem Projekt, obwohl wir wissen, dass Sportinfrastruktur in der Stadt fehlt. Wir haben das Gefühl, dass die Auswirkungen auf das Viertel nicht ausreichend bedacht wurden“, sagte Linda Gaasch („déi gréng“) am Freitagmorgen im hauptstädtischen Gemeinderat zum geplanten multidisziplinären Sportkomplex in Hamm. An diesem Tag war die zweite Bauphase des Großprojekts Thema, während der für 110,7 Millionen Euro die Leichtathletikeinrichtung entstehen soll. Insgesamt sind 139,5 Millionen Euro für das Vorhaben vorgesehen.
Rund 90 Minuten diskutierte der Gemeinderat am Freitagmorgen über den geplanten Sportkomplex in der rue de Hamm. Die Oppositionsparteien bekannten sich grundsätzlich zu neuen Sporteinrichtungen und auch zu dem Projekt, kritisierten jedoch das Vorgehen des Schöffenrats – insbesondere die Kommunikation mit der Nachbarschaft. Seit mehreren Wochen wehren sich Anwohnerinnen und Anwohner gegen das Vorhaben und werfen der Stadt mangelnde Transparenz vor.

Das kann die blau-schwarze Mehrheit nicht nachvollziehen, wie die Wortmeldungen der Schöffenratsmitglieder am Freitag zeigten. Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) betonte, die Nachbarschaft in Hamm sei ausreichend informiert worden. „Wir waren extrem viel mit den Bürgern in Kontakt und sie waren informiert“, sagte sie. Polfer wies den Vorwurf zurück, Hamm sei ein vergessenes Viertel. Zugleich deutete sie an, einige Anwohnerinnen und Anwohner suchten gezielt Kritikpunkte, um das Projekt zu behindern. „Dass die Leute, die jetzt genau vor dem Projekt wohnen, lieber für immer eine grüne Wiese hinter dem Haus gehabt hätten, kann man von einem persönlichen Standpunkt her verstehen.“
84 Beschwerden
Wie das Tageblatt bereits berichtet hatte, bestätigte Lydie Polfer am Freitag, dass bei der Stadt 84 Beschwerden zu dem Vorhaben eingegangen sind: „Diese werden wir uns Anfang des kommenden Jahres anhören und dann unsere Entscheidung treffen. Wenn die Leute damit nicht zufrieden sind, können sie sich noch beim Innenminister beschweren.“ In den Schreiben bemängeln die Betroffenen unter anderem fehlende Analysen zu Lichtverschmutzung und Umweltfolgen. Ohne auf konkrete Studien einzugehen, versicherte Polfer: „Wir werden alles dafür tun, so ökologisch und umweltfreundlich wie möglich vorzugehen – das kann ich garantieren.“
Auch die Kritik an den Prozeduren wies die Bürgermeisterin zurück und betonte, alle Schritte seien mit den zuständigen Stellen abgestimmt. Bereits in einer Ratssitzung im Oktober hatte Rätin Linda Gaasch auf Unklarheiten beim Teilbebauungsplan (PAP) hingewiesen und gefragt, ob angesichts des geplanten Leichtathletikstadions nicht ein „Nouveau quartier“ (PAP NQ) statt eines PAP für ein „Quartier existant“ (PAP QE) nötig sei. Polfer bekräftigte zu dem Zeitpunkt, die Gemeinde gehe korrekt vor, eine andere Einstufung sei nicht erforderlich.

Auf Nachfrage des Tageblatt hat das Innenministerium inzwischen geantwortet, dass ein PAP für bestehende Stadtviertel angemessen sei, da mit der rue de Hamm und der rue des Peupliers bereits Straßen existierten, die das Projekt an die Umgebung anbinden würden. „Das Instrument vom ‚Nouveau Quartier‘ muss laut Gesetz erst dann angewendet werden, wenn keine Erschließungsinfrastrukturen existieren – etwa wenn ein Viertel auf einer grünen Wiese gebaut wird“, erklärt die Pressestelle des Ministeriums. Diese Einschätzung verwundert jedoch, da das Projekt auf Feldern entstehen soll, die derzeit lediglich über einen Feldweg erschlossen sind.
Bedenken wegen Verkehr
Wie schon zuvor Leute aus der Nachbarschaft äußerte am Freitag auch die gesamte Opposition Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Verkehrssituation. Mobilitätsschöffe Patrick Goldschmidt (DP) wies diese jedoch zurück: „So schlimm wird das nicht.“ Die Stadt werde Busverbindungen an die Trainingszeiten anpassen. Zudem würde die Sportinfrastruktur – die lediglich von einer Seite erschlossen wird – weniger Leute ins Viertel ziehen als etwa die Schule in Hamm oder die ebenfalls dort ansässige „Agence pour le développement de l‘emploi“ (ADEM). Patrick Goldschmidt sagte: „Das Projekt wird keinen negativen Einfluss auf das Leben der Leute haben.“
Stadt Luxemburg in der Kritik
In Hamm plant die Stadt Luxemburg einen multidisziplinären Sportkomplex mit offenem Leichtathletikstadion und überdachtem Trainingsbereich. Unter der Nummer 157B in der rue de Hamm sollen insgesamt 18 Bahnen, 2.267 Sitzplätze sowie eine rund zehn Meter hohe Sporthalle entstehen. Zum 139,5 Millionen Euro teuren Projekt gehören zudem Basketball-, Beachvolleyball- und Fußballplätze, eine Brasserie sowie Parkanlagen. Details mitsamt Bildmaterial zum Vorhaben hat die Stadt erst am Freitag veröffentlicht. Daher stieß das Projekt – das bereits bei den Spielen der kleinen Staaten von Europa 2029 genutzt werden soll – in den vergangenen Wochen auf Kritik aus der Nachbarschaft: Anwohnerinnen und Anwohner bemängelten mangelnde Information und Unregelmäßigkeiten bei den Prozeduren; mindestens 84 Personen reichten Einwände ein. Trotz der Kritik beschloss der Gemeinderat am Freitag die zweite Bauphase.
Der Mobilitätsschöffe kündigte abschließend an, der Schöffenrat wolle der Nachbarschaft bei einer Informationsveranstaltung voraussichtlich Ende Januar Rede und Antwort stehen – „wenn wir ein Zeitfenster finden“. Die zweite Bauphase des Projekts wurde mit den Stimmen der Mehrheit von DP und CSV sowie der Oppositionsparteien „déi gréng“, LSAP und ADR angenommen. Lediglich „déi Lénk“ stimmte dagegen. Abgelehnt wurde in derselben Sitzung übrigens ein Antrag von „déi gréng“ an den Schöffenrat, der unter anderem ein globales Mobilitätskonzept für Hamm forderte.
De Maart

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