Donnerstag25. Dezember 2025

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Serie„Hannert der Leinwand“: Nach „Capitani“ träumt der Schauspieler Ryan Cibango von Hollywood

Serie / „Hannert der Leinwand“: Nach „Capitani“ träumt der Schauspieler Ryan Cibango von Hollywood
Ryan Cibango hat am renommierten Schauspielzentrum Köln studiert. „In Luxemburg hatte ich oft das Gefühl, nicht ganz ich selbst sein zu können“, sagt er. „Köln hat mir geholfen, offener zu werden.“ Foto: Carole Theisen

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Die Luxemburger Filmwelt hält in allen Bereichen spannende Nachwuchstalente mit neuen Ideen und Projekten bereit. In der losen Serie „Hannert der Leinwand“ nimmt das Tageblatt Sie mit auf eine Reise hinter die Kulissen und beleuchtet den Alltag aufstrebender Filmschaffender. Dazu zählt auch der 25-jährige Ryan Cibango: Er ist Schauspieler, Musiker und eine Stimme für Diversität. Über seine Anfänge, Herausforderungen und seine großen Zukunftspläne.

Mit einem lässigen Hoodie, unaufdringlichem Charisma und einer klaren Vision sitzt Ryan Cibango im Studio. Es ist ein Ort, der für ihn nicht nur kreativer Rückzugsort ist, sondern auch der Ausgangspunkt für die nächste Etappe seiner Karriere. Schauspieler, Musiker, Geschichtenerzähler: Sein Lebenslauf liest sich wie das Drehbuch eines rastlosen Talents, das immer weiter will. „Es hat alles mit Disney Channel und KiKA angefangen“, sagt Cibango und lacht. „Die Schauspieler hatten so viel Spaß und ich wollte auch Teil dieser Welt sein.“ Schon als Kind probierte er sich in Schultheaterproduktionen aus, später kamen Tanz und Musik hinzu. Doch der Wendepunkt kam mit dem Umzug nach Köln. „Hier konnte ich endlich Schauspiel studieren, das war ein Traum.“

Mit dem Umzug nach Köln wurde aus der Leidenschaft ein Plan. Cibango studierte am renommierten Schauspielzentrum Köln: „Ich habe nicht nur Techniken gelernt, sondern auch Selbstbewusstsein entwickelt. In Luxemburg hatte ich oft das Gefühl, nicht ganz ich selbst sein zu können. Köln hat mir geholfen, offener zu werden.“ Er hat sich jedoch nie auf einen einzigen kreativen Weg beschränkt. Neben seiner Schauspielausbildung sammelte er Erfahrung in unterschiedlichen Bereichen der Unterhaltungsindustrie. Besonders stolz erzählt er von seinen Engagements als Voice-over-Sprecher. „Ich habe einmal eine Rolle in einer Kinderserie gesprochen – einen Bären. Es war total spontan, ich kannte jemanden, der in dem Bereich arbeitete, und dachte mir: Warum nicht?“

Faible für Antihelden

Sein vielfältiges Repertoire umfasst auch Modeljobs. „2016 oder 2017 habe ich bei einer Casting-Ausschreibung mitgemacht und wurde bis ins Halbfinale einer Modelagentur in Brüssel eingeladen.“ Dort lernte er, vor der Kamera zu posieren und sich selbstbewusst zu präsentieren – ein Skill, der ihm auch im Schauspiel hilft. Später arbeitete er für Marken wie „Snipes“ und sammelte Erfahrungen bei der Fashion Week in Luxemburg.

Trotz seiner Liebe zu seiner Heimat sieht das junge Talent Herausforderungen für kreative Berufe in Luxemburg: „Es gibt nicht genug Möglichkeiten für Schauspieler und Musiker. Oft muss man ins Ausland, nach Berlin oder Paris, um weiterzukommen. Man muss Eigeninitiative zeigen und oft auch Glück haben.“ Glück hatte er zum Beispiel beim Filmprojekt „Vermisst“ (das Tageblatt berichtete am 6. August 2024), das 2025 veröffentlicht wird. „Es war unglaublich, an einem Set mit so vielen talentierten Leuten zu arbeiten.“ Doch sein Traum ist größer: „Ich will bei großen Actionfilmen wie John Wick oder düsteren Dramen wie Fight Club mitwirken. Ich liebe Antihelden wie den Joker, Charaktere, die komplex und dunkel sind. Brad Pitt in Fight Club, Heath Ledger, Denzel Washington – diese Schauspieler haben etwas, das dich nicht loslässt.“

Zweite Leidenschaft: die Musik
Zweite Leidenschaft: die Musik Foto: Carole Theisen

Neben der Schauspielerei ist die Musik ein zentraler Teil seines Lebens. „Mit zwölf Jahren habe ich angefangen zu tanzen, inspiriert von Chris Brown und Michael Jackson. Mit 16 habe ich dann meine ersten Texte geschrieben.“ Heute arbeitet er mit seiner Crew Dustboys und dem Label Dustboysrecords an einem unverwechselbaren Sound: „Wir kombinieren Hip-Hop, Trap, R’n’B und den Vibe der 80er und 90er Jahre. Wir wollen diese Vielfalt nach Luxemburg bringen.“

Seine Musik beschreibt Ryan als facettenreich: „Ich schreibe über alles – Liebe, Herzschmerz, aber auch dunklere Themen. Ich erzähle harte Geschichten, aber so, dass sie schön klingen.“ Sein Ziel ist es, eine größere Fanbase aufzubauen und international aufzutreten: „Luxemburg ist ein guter Startpunkt, aber ich will mehr erreichen.“

Stereotypen durchbrechen

Als „Person of Color“ hat Ryan Cibango sowohl positive als auch herausfordernde Eindrücke gesammelt. „In Luxemburg fühlst du dich oft in eine Schublade gesteckt. Ich wurde häufig für Rollen gecastet, die auf Klischees basieren – Drogendealer, Gangster, solche Sachen“, erzählt er offen.

Das Problem sieht er nicht nur bei den Regisseuren, sondern auch bei den begrenzten Geschichten, die erzählt werden. „Oft gibt es für Leute wie mich nur diese Stereotypen. Dabei können wir genauso gut tiefgründige, facettenreiche Rollen spielen.“ Filme wie „Les Intouchables“ nennt er als Beispiele, die Diversität und emotionale Tiefe vereinen: „Das sind die Projekte, die ich mir wünsche.“

Für einen Auftritt in „Capitani“ nahm Cibango eine problematische Rolle in Kauf
Für einen Auftritt in „Capitani“ nahm Cibango eine problematische Rolle in Kauf Foto: Carole Theisen

Cibango spielte in der erfolgreichen luxemburgischen Serie „Capitani“ einen Drogendealer – eine Rolle, die er einer umstrittenen Casting-Ausschreibung zu verdanken hat. „Für diese Rollen wurden explizit dunkelhäutige Personen gesucht“, erinnert er sich.

Die Entscheidung des Produktionsteams stieß damals auf Kritik, unter anderem anti-rassistischer Organisationen wie Finkapé, da sie die Verbreitung rassistischer Stereotypen verstärkt. „Natürlich habe ich die Diskussionen mitbekommen und ich verstehe, warum viele das problematisch fanden“, sagt der junge Mann. „Damals war ich an einem Punkt, an dem ich jede Rolle angenommen hätte, um Erfahrung zu sammeln und Teil einer großen Produktion zu sein.“ Allgemein hält Ryan die Menschen in Luxemburg jedoch für aufgeschlossen und fühlt sich persönlich nicht diskriminiert. „Doch es gibt eine unterschwellige Erwartungshaltung, die manchmal frustrierend ist“, betont er. „Es ist wichtig, Stereotypen zu durchbrechen.“

Luxemburg ist klein, aber ich will mehr

Sein Blick ist klar, sein Ziel unmissverständlich: „Ich will international durchstarten.“ Kanada, New York, vielleicht sogar Hollywood. „Ich arbeite daran, meinen englischen Akzent zu perfektionieren und eine Fanbase aufzubauen.“ Und er fügt lachend hinzu: „Luxemburg ist klein, aber ich will groß.“

Auch mit den Dustboys plant er für 2024 neue Releases, Musikvideos und Live-Auftritte. „Wir wollen auf die großen Bühnen, auf Festivals, international auftreten. Das ist erst der Anfang.“ Seine Vision? „Ich will die kreative Szene in Luxemburg revolutionieren und zeigen, dass wir hier auch internationale Qualität bieten können.“