Freitag24. Oktober 2025

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Kultur-NewsHäppcheweis: Was die Luxemburger Kulturszene bewegt

Kultur-News / Häppcheweis: Was die Luxemburger Kulturszene bewegt
Kultur News im Überblick Quelle: Pexels

Was bewegte die Kulturszene diese Woche? Und welche Veranstaltungen sollte sich das Publikum nicht entgehen lassen? Das Tageblatt fasst die wichtigsten Fakten zusammen und stellt ausgewählte Events vor – dieses Mal gibt es eine kurze Konzertkritik obendrauf.

ZITAT DER WOCHE

Sie gilt als Pionierin feministischer Kunst in Luxemburg: Berthe Lutgen im Jahr 2022
Sie gilt als Pionierin feministischer Kunst in Luxemburg: Berthe Lutgen im Jahr 2022 Foto: Editpress/Alain Rischard
Im Zuge einer weiteren gemeinsamen Ausstellung, der „Initiative 69, Große Mixed Media Show, Zerstörungen I und II“, konnte jeder von uns (…) eigene Arbeiten präsentieren. Mein Beitrag war die „Beinserie“. Neben den Bildern habe ich eine Filmschlaufe gezeigt und stehende, selbstbewusste Frauen. Einen solchen Auftritt von Frauen hatte es damals in Luxemburg noch nicht gegeben. Als (…) darauf kein Echo in der Presse zu vernehmen war, kam mir erstmals der Gedanke, dass man eine Frauenorganisation gründen müsste. Ich bin damals noch oft nach Paris gereist und habe vom „Mouvement de libéraion des femmes“ und dem „Women’s liberation movement“ gelesen. Also habe ich Frauen aus meinem Bekanntenkreis kontaktiert und gefragt, ob sie bei der Gründung einer Frauenorganisation mitmachen würden. Fast alle haben zugesagt.

Berthe Lutgen, feministische Künstlerin und Mitbegründerin des „Mouvement de libération des femmes“ 2018 im Forum (Nr. 384)

POLITIK Kunst zum feministischen Kampftag 

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Prozent der Kunstschaffenden, die in der Saison 2022/2023 in den Bereichen Tanz, Musik und Theater auftraten, waren Frauen – das ergab die „Analyse de la programmation culturelle 2022-2023 dans une perspective sensible au genre au Luxembourg“ des CID Fraen an Gender in Zusammenarbeit mit dem Liser und der Gemeinde Düdelingen

Heute ist feministischer Kampftag: Protestieren die einen auf der Straße gegen Diskriminierung und für Menschenrechte, suchen andere nach dem passenden Kulturprogramm – und werden in zahlreichen Institutionen fündig. An den restlichen 364 Tagen im Jahr ist das nicht immer der Fall, zumindest mit Blick auf die Repräsentation von Frauen. Die Studie „Analyse de la programmation culturelle 2022-2023 dans une perspective sensible au genre au Luxembourg“ zeigt: Frauen waren in der Saison 2022/2023 in vielen Kulturveranstaltungen unterrepräsentiert: Frauen machten rund 22 Prozent der Kunstschaffenden aus, Männer 78 Prozent.

Doch zurück zu den Events am 8. März, beziehungsweise an den Folgetagen: Die „Villa Vauban“ und das „Lëtzebuerg City Museum“ bieten dieses Wochenende mehrere themenspezifische Rundgänge durch ihre Ausstellungsräume sowie Workshops mit Künstlerinnen an. Ähnliches gilt für das Nationalmuseum auf dem „Fëschmaart“: Die Kuratorinnen Lis Hausemer, Paula Alves, Fabienne Pietruk und Ulrike Degen stellen um 15 Uhr auf Luxemburgisch ihre Lieblingswerke aus den Bereichen Archäologie, Kunst und Kunsthandwerk vor – es sind jeweils Exponate, die Frauen in der Geschichte, Kunst oder Kultur in den Mittelpunkt stellen.

Für feministische Theaterfans lohnt sich hingegen ein Abstecher ins „Théâtre des Capucins“ in Luxemburg-Stadt: Dort wird um 18 Uhr die englischsprachige Oper „Queen of the Air“ von Albena Petrovic und Matthias Theodor Vogt aufgeführt. Hier geht es um die Fliegerin Amelia Earhart, die erste Frau, die den Atlantik mit einem Flugzeug überquerte. Wer sich lieber Filme anschaut, sollte einen Blick in das Programm des „Luxembourg City Film Festival“ werfen, das jährlich feministische und queere Produktionen bereithält – oder aber gleich ins „Cube521“ nach Marnach fahren, wo heute Abend, um 20 Uhr, „Lee“ läuft: Kate Winslet spielt darin die Kriegsfotografin Lee Miller. Eine Kritik des Films erschien im Oktober im Tageblatt. (IS)


ARCHITEKTUR „Sonic Investigations“ – der Luxemburger Pavillon auf der Biennale in Venedig

Kulturminister Eric Thill wird am 8. Mai den Luxemburger Pavillon auf der diesjährigen Architektur-Biennale in Venedig eröffnen. Das Publikum ist dann ab dem 10. Mai im Arsenale zugelassen. Valentin Bansac, Mike Fritsch und Alice Loumeau haben das Konzept „Sonic Investigations“ zwei Monate vor der 19. Architekturbiennale in Venedig nun vorgestellt.

Die Kuratoren sehen in ihrem Projekt eine „proposition immersive et radicale“. Geht es bei Architektur normalerweise um Hochbau und Raumgestaltung, so gilt es bei diesem Vorhaben, die Rolle von Klängen in unserer Wahrnehmung von „physischen“ Räumen auszuloten. Anstatt auf das „Sehen“ zu setzen, pochen die Autoren auf das „Hören“. Um diese Idee umzusetzen, haben sie auf Tonaufnahmen in freier Natur, aber auch in unmittelbarer Nähe markanter Infrastrukturen gesetzt und an zwölf Örtlichkeiten auf dem Territorium des Landes Klänge unterschiedlichster Art gesammelt, um diese dann zu einem Gesamtklangwerk zu verarbeiten. Das im Verbund mit Ludwig Berger realisierte Klangstück läuft in einer Dauerschleife von 30 Minuten und wird von zig Lautsprechern immer wieder in das Pavillon-Innere gesendet.

Der Pavillon ist in mehrere Abteilungen gegliedert und erlaubt dem Besucher, auf diverse Manier eine neue globale Perspektive des Landes in Ton und Bild zu erfahren. Diese originelle Art, unser Umfeld/unsere Umwelt, in der wir unseren Lebensraum suchen sollen, wird nun auf einer Architekturbiennale klanglich und bildlich darstellend zur Geltung kommen. Die theoretische Begründung und Aufarbeitung des Herstellungsprozesses wird sich in der Publikation „Ecotones: Investigating Sounds and Territories“ niederschlagen. Die Architekturbiennale 2025 in Venedig läuft vom 10. Mai bis 28. September, ist jeweils von 11 bis 20 Uhr und ab dem 29. September bis 23. November von 10 bis 18 Uhr geöffnet. (FW)


MUSIK Auftakt der Festival-Saison in Düdelingen

Vier Tage keltische Musik, lebendige Aufführungen und unvergessliche Erlebnisse: Das verspricht die 29. Ausgabe des Zeltik-Festivals vom 13. bis zum 16. März in Düdelingen. Das Festival wird am Donnerstag mit einem Präludium in der Pfarrkirche St. Martin mit den irischen Balladensängern The Kilkennys und Laurent Felten an der Orgel eröffnet. Am Freitag, Samstag und Sonntag treten insgesamt elf keltische Bands und Künstler im Kulturzentrum „opderschmelz“ auf. Zu den Headlinern gehören unter anderem die Red Hot Chilli Pipers, Afro Celt Sound System, The Coronas, Skinny Lister und Authentica. Nach den Konzerten finden am Wochenende in der „Kantin“ die Zeltik-Sessions statt. Die Tickets sind im Vorverkauf für 16 Euro am Donnerstag und an den anderen Tagen für jeweils 25 Euro erhältlich. Der Preis für das Präludium ist in den Wochenend-Tickets mit inbegriffen. Der Festival-Pass kostet 50 Euro. Mehr Informationen gibt es auf www.zeltik.lu

Am Freitagmorgen gaben Bürgermeister Dan Biancalana, Schöffe Loris Spina und die Verantwortlichen von „opderschmelz“ ebenfalls Details zur 13. Ausgabe des Festivals „Like a Jazz Machine“ bekannt. Vom 7. bis zum 11. Mai treten 17 Jazz-Ensembles und über 70 nationale und internationale Musiker in Düdelingen auf – darunter Chico Freeman, Aki Takase, Bojan Z und Michel Reis. Der Fokus des Festivals liege auf neuen Kreationen, Albumveröffentlichungen und Künstlerresidenzen, sagt Spina. Das Ticket kostet am ersten Tag 20 Euro und an den anderen Tagen 40 Euro. In der Abendkasse kostet ein Ticket 5 Euro zusätzlich. Der Festival-Pass ist für 85 Euro erhältlich. Mehr Informationen unter: www.jazzmachine.lu. (nl)


KLASSIK Missa Solemnis mit den Balthasar-Neumann-Ensembles

Teamwork in der Philharmonie beim Konzert von Missa Solemnis
Teamwork in der Philharmonie beim Konzert von Missa Solemnis Foto: Inês Rebelo De Andrade

Gute Konzerte sind meistens das Resultat von Teamwork. Wenn alle Musiker an einem Strang ziehen, motiviert und engagiert sind und den Willen zur Gestaltung haben, dann erlebt das Publikum meistens eine Sternstunde in Sachen Musik. So dann auch bei diesem Konzert in der Philharmonie.

Es war eine starke Interpretation von Beethovens Missa Solemnis, die das Publikum am 3. März in der Philharmonie erleben konnte. Thomas Hengelbrock und die Batlthasar-Neumann-Ensembles gehören schon seit Jahren zu den absoluten Publikumslieblingen der Philharmonie. Ihre grandiosen Aufführungen der h-Moll-Messe von Bach 2021 und des Deutschen Requiems von Brahms 2024 sind allen noch in bester Erinnerung. Und danach wartete man natürlich gespannt auf Beethovens Missa solemnis, die nun endlich zur Aufführung gelangte. Auch hier erlebte man musikalische Perfektion auf allen Ebenen. Der Balthazar-Neumann-Chor ist einfach ideal für dieses Repertoire und die Hingabe, mit der die Sänger dieses Werk gestalteten, war atemberaubend.

Zusammen mit dem auf historischen Instrumenten spielenden Balthasar-Neumann-Orchester bildeten sie einen homogenen Block, bei dem sich Gesang und Orchesterspiel auf idealste Weise ergänzten. Stimmen und Instrumente flossen wunderbar ineinander über, mal dominierte der Chor, mal das Orchester, aber alle musizierten mit einem gemeinsamen Atem. Das führte natürlich zu einer optimalen Klangmischung und weil jeder dem anderen vertraute, konnten alle Mitwirkenden aus dem Vollen schöpfen. Hengelbrock hatte die Bläser in die Streichergruppen integriert, so saßen beispielsweise die Naturhörner neben den Geigen und das Holz in der Mitte des Streicherapparates. Das gab einen ungewöhnlich präsenten, aber immer stimmigen Gesamtklang mit kernigen Akzenten und einer mitreißenden Dynamik.

Hengelbrock dirigierte das Werk dann auch in bestem Beethoven-Stil, nämlich zügig, kraftvoll im Ausdruck und sowohl mit Ecken und Kanten wie mit lyrischer Expressivität. Seine Einsätze waren sehr präzise und doch ließ er seinen Musikern genug Raum, um mitzugestalten. Und hier spürte und hörte man in jedem Moment, dass Chor, Orchester und Dirigent ein wirklich eingespieltes Team sind. Nur die Solovioline – welch geniale Idee hatte Beethoven da im Sanctus – wollte akustisch nicht so recht durchdringen, obwohl Konzertmeister Pablo Hernan Benedi seinen Part sehr schön gestaltete. Und man durfte sich endlich wieder über ein in allen Punkten homogenes Sängerquartett freuen, das ebenso hochkarätig wie stimmschön besetzt war.

Regulas Mühlemanns traumhaft schöner Sopran, Eva Zaïciks vollmundiger Mezzo, Julien Prégardiens leichtgeführter Tenor und Gabriel Rollisons runder Bass ließen keine stimmlichen Wünsche offen und wurden am Schluss zu Recht gefeiert. Genauso wie der wunderbare Chor und das enorm präzise Orchester. Und natürlich spiritus rector Thomas Hengelbrock, der wie jedes Mal Garant für eine erstklassige Interpretation des ihm anvertrauten Werkes war. (AS)