
Für sein letztes Konzert als Chefdirigent des Luxembourg Philharmonic hatte Gustavo Gimeno ein wirkliches Bouquet an bekannten, aber auch weniger bekannten Werken zusammengestellt. Unterhaltung wurde natürlich großgeschrieben bei diesem Open-Air-Konzert auf der Kinnekswiss, mit dem die offizielle Spielzeit des Orchesters auch diesmal zu Ende ging. Und wieder einmal waren Tausende gekommen und genossen bei Wein, Picknick und guter Laune einen vergnüglichen Musikabend.
Stimmlicher Glanz mit Joyce DiDonato und Chelsea Zurflüh

Nach Stars wie Sir Bryn Terfel, Thomas Hampson, Rolando Villazon und Yuja Wang hatte man diesmal die amerikanische Mezzosopranistin Joyce DiDonato als Publikumsmagneten verpflichtet. Sekundiert wurde die Diva von Chelsea Zurflüh, einer jungen Schweizer Sopranistin, die mit ihrem atemberaubenden Gesang Joyce DiDonato in nichts nachstand. Das Konzert begann mit einer fulminant gespielten Wilhelm-T Trotzdem hatte Gimeno das Orchester wunderbar eingestellt, sodass auch alle Solopassagen hervorragend zur Geltung kamen und die Vielschichtigkeit und Tiefe des Klangs und der Dynamik über den ganzen Abend so gut wie eben möglich gewahrt wurde. Joyce DiDonato startete mit den Rossini-Arien „Di tanti palpiti“ aus „Tancredi“ und „Cruda sorte“ aus „L’Italiana in Algeri“. Ihr warmer, biegsamer und höhensicherer Mezzo begeisterte das Publikum ab der ersten Note. Dazu kamen eine makellose Intonation und eine immer sicher geführte Stimme. Rossinis Ouvertüre zu „Il barbiere di Siviglia“ war natürlich ein ideales Stück für diesen lauen Sommerabend, an dem das Publikum wirklich mitging. Lautstarker Applaus und begeisterte Bravorufe nach jedem Werk zeugten von Aufgeschlossenheit und guter Laune.
Überraschung des Abends

Die Überraschung des Abends war aber wohl die junge Sopranistin Chelsea Zurflüh. Ihre Arie „Strider sento la procella“ aus Mozarts „Lucio Silla“ wurde mustergültig vorgetragen und man konnte sich auf Anhieb in diese unwahrscheinlich wendige, aber immer fest sitzende Stimme mit ihrem wunderbaren Timbre verlieben. So wurde dann auch das „Duo des fleurs“ oder „Sous le dôme épais“ aus Léo Delibes’ Oper „Lakmé“, bei dem die Stimmen beide Sängerinnen in Vollkommenheit harmonierten, zu einem Höhepunkt dieses Open-Air-Abends.
Nach der Pause begann die zweite Hälfte dann sehr temperamentvoll. Gustavo Gimeno und das bestens disponierte Luxembourg Philharmonic huldigten der Sonne Spaniens mit Emmanuel Chabriers „España“. Es folgten zwei weitere, wenig bekannte Arien von Pablo Luna „De España vengo“ aus „El niño judio“ und Geronimo Giménez’ „Me Ilaman la primorosa“ aus „El barbero de Sevilla“, bei denen sowohl Joyce DiDonato als auch Chelsea Zurflüh stimmlich glänzen konnten. Obwohl DiDonato dann anschließend Georges Bizets „Habanera“ aus Carmen mit stimmlicher Perfektion zu gestalten wusste, so war sie interpretatorisch wenig überzeugend. All das, was eine Carmen-Darstellerin haben muss, fehlte hier.

Der letzte Teil des Abends war dann amerikanischer Musik gewidmet. Gimeno dirigierte eine spannende „Candide-Ouvertüre“ von Leonard Bernstein, gefolgt von „Glitter and Be Gay“ mit der wundervollen Chelsea Zurflüh. Den offiziellen Konzertabschluss machte Frederick Loewes Musical-Renner „I Could Have Danced All Night“ aus „My Fair Lady“, bei dem beide Sängerinnen gemeinsam auftraten. Das Publikum jubelte, sodass dieser Open-Air-Konzertabend anschließend mit noch vier Zugaben zu Ende ging.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei Gustavo Gimeno für seine intensive Arbeit mit dem Luxembourg Philharmonic und für zehn aufregende und spannende Spielzeiten bedanken. In dem Sinne: „Adios y hasta pronto.“

De Maart
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