NahostGroße Erleichterung nach Freilassung dritter Gruppe Geiseln aus dem Gazastreifen

Nahost / Große Erleichterung nach Freilassung dritter Gruppe Geiseln aus dem Gazastreifen
Maja Regev wurde am 7. Oktober auf dem Nova-Musikfestival gekidnappt. Sonntagfrüh brachten Hamas-Kämpfer sie zu einem Bus des Roten Kreuzes. Foto: AFP/Hamas Media Office

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Die radikal-islamische Hamas-Miliz hat das Wochenende über eine dritte Gruppe von Geiseln im Gazastreifen freigelassen. Unter den von der Hamas freigelassenen Geiseln ist US-Angaben zufolge auch ein vierjähriges amerikanisches Kind.

Israel und die radikalislamische Hamas-Miliz hatten sich darauf verständigt, während einer viertägigen Waffenruhe ab Freitag 50 Hamas-Geiseln gegen 150 Gefangene in israelischen Gefängnissen auszutauschen. Am Samstagabend hatte die radikalislamische Palästinenserorganisation nach langer Verzögerung 13 von ihr verschleppte Israelis und vier Thailänder freigelassen. Im Gegenzug ließ Israel 39 palästinensische Gefangene frei.

Am Sonntag wurden dann 13 Israelis sowie vier Ausländer dem Roten Kreuz übergeben. Unter den von der Hamas freigelassenen Geiseln ist US-Angaben zufolge auch ein vierjähriges amerikanisches Kind. US-Präsident Joe Biden wollte noch am Abend ein Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu führen. 

Erstes Festival-Opfer frei

Mit der 21-jährigen Maja Regev kam erstmals auch eine Geisel frei, die von Kämpfern der Hamas bei ihrem brutalen Angriff auf das Supernova-Musikfestival verschleppt worden war. Bei dem Überfall am 7. Oktober wurden Hunderte weitere, meist junge Menschen getötet.

Regevs Mutter erklärte, sie sei glücklich, dass Maja heimkomme – „dennoch ist mein Herz zerrissen, denn mein Sohn Itaj ist immer noch in der Gefangenschaft der Hamas“ im Gazastreifen, hieß es in einer Erklärung, die das Forum der Angehörigen der Geiseln veröffentlichte.

„Wir sind überglücklich, Emily wieder in die Arme schließen zu können“, erklärte auch die Familie der neunjährigen, irisch-israelischen Emily Hand über das Familien-Forum. Ein Video der israelischen Armee zeigte, wie das Mädchen nach der Freilassung in die Arme ihres Vaters rannte. Ihr Vater hatte die Neunjährige zunächst für tot gehalten.

Das Soroka-Krankenhaus in Beerscheva bestätigte unterdessen, dass eine 84-jährige weibliche Geisel per Hubschrauber in die Klinik gebracht worden sei. Sie werde derzeit untersucht. Einzelheiten wurden zunächst nicht genannt.

Palästinensische Gefangene kommen in einem Bus des Roten Kreuzes in Ramallah an
Palästinensische Gefangene kommen in einem Bus des Roten Kreuzes in Ramallah an Foto: AFP/Ahmad Gharabli

Im Gegenzug gab die israelische Strafvollzugsbehörde noch in der Nacht die Freilassung von 39 palästinensischen Gefangenen aus israelischen Gefängnissen bekannt. 

Eine erste Gruppe von Geiseln aus dem Gazastreifen war am Freitag freigelassen worden. Die Freilassung der zweiten Gruppe Geiseln am Samstag verzögerte sich um einige Stunden. Sie kam nach Angaben aus Doha erst nach dem Eingreifen der Vermittler Katar und Ägypten zustande.

Die Hamas hatte die Übergabe kurzfristig gestoppt, weil aus ihrer Sicht Israel gegen eine am Mittwoch getroffene Vereinbarung zur Feuerpause verstoßen habe. Konkret ging es um Hilfslieferungen in den nördlichen Teil des Gazastreifens. Israels Armee wies die Vorwürfe zurück.

Nach Angaben der UNO erreichten bereits 61 Lastwagen mit medizinischen Hilfsgütern, Lebensmitteln und Wasser den Norden des Gazastreifens. Das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) teilte am Samstag mit, 200 weitere Lkw seien von Israel losgefahren, 187 von ihnen hätten bis zum Abend die Grenze überquert. Am Freitag hatten nach UN-Angaben bereits 173 Lkw mit dringend benötigten Hilfsgütern den Gazastreifen erreicht.

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert bereits seit rund sieben Wochen an. Am 7. Oktober waren hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Nach Angaben der israelischen Regierung wurden etwa 1.200 Menschen getötet, rund 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Als Reaktion darauf begann Israel damit, Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus massiv anzugreifen. Angaben der Hamas zufolge, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mehr als 14.800 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet. (AFP, Reuters)

Tote im Westjordanland

Überschattet wurde die Freilassung von neuer Gewalt im Nahost-Konflikt. Israelische Streitkräfte haben palästinensischen Angaben zufolge am Samstagabend und Sonntag sieben Palästinenser im Westjordanland getötet. Fünf Tote habe es allein in der Stadt Dschenin gegeben. Dort wollte das israelische Militär nach eigenen Angaben einen Palästinenser verhaften, der verdächtigt wird, an einem Angriff mit Todesopfern im August beteiligt gewesen zu sein. Zeugen sprachen von Kämpfen zwischen Bewaffneten und Soldaten. Laut WAFA stürmten die israelischen Streitkräfte Dschenin aus mehreren Richtungen, feuerten Kugeln ab und umzingelten staatliche Krankenhäuser und den Sitz des Roten Halbmonds. Einen weiteren Toten meldeten palästinensische Vertreter in der Nähe der Stadt Nablus, ein siebtes Todesopfer habe es außerhalb der Stadt Al-Bire in der Nähe einer jüdischen Siedlung gegeben. Nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds haben israelische Streitkräfte zudem einen Bauern im Flüchtlingslager Maghasi im Zentrum des Gazastreifens erschossen und einen weiteren verletzt.