Wer am Montagabend kurz vor 23.00 Uhr auf dem Kirchberg in Luxemburg-Stadt in den Himmel blickte und das Feuerwerk sah, hätte leicht glauben können, es seien noch ein paar Funken von Nationalfeiertag übriggeblieben – doch dem war nicht so. Tatsächlich war es die amerikanische Band Green Day, die auf dem Parkplatz der Luxexpo eine Open-Air-Show abzog, die sich irgendwo zwischen politischem Punkrock und pyrotechnischer Megainszenierung einordnen lässt. Obwohl die Band mittlerweile mehr Jahrzehnte auf dem Buckel hat als viele der Konzertbesucher Lebensjahre, zündete das Konzept mühelos – mit ein paar Einschränkungen.
Soundtrack für mehrere Generationen
Pünktlich um 21.00 Uhr ging es los und „American Idiot“ dröhnte über den Platz. Der Song ist 21 Jahre alt, aber der Inhalt aktueller denn je. Statt „I’m not a part of a redneck agenda“ hieß es jetzt „I’m not a part of a MAGA agenda“ in Anspielung auf Trumps Wahlspruch „Make America Great Again“. Was dann folgte, war eine Show, in der die Band wenig dem Zufall überließ und trotzdem nichts von ihrer Energie verlor. Die Tour Green Day live 2025, das ist kein Abgesang auf alte Zeiten. Es ist eine Erinnerung daran, dass sich Punk, Haltung und Stadionproduktion nicht unbedingt ausschließen müssen; dass Wut und Pop durchaus nebeneinander existieren können – und dass eine Band mit über 30 Jahren Bühnenerfahrung immer noch brennen kann. Green Day wurden 1987 in der Nähe von San Francisco gegründet. Billie Joe Armstrong, Mike Dirnt und Tré Cool – heute alle drei über 50 – erlebten im Jahr 1994 mit dem Album „Dookie“ ihren großen Durchbruch.

Dass diese Band weiß, für wen sie spielt, zeigte sich an der Setlist. Gespielt wurde ein klarer Querschnitt durch die goldenen Jahre, mit Fokus auf den Alben „Dookie“ (1994), „Nimrod“ (1997) und natürlich „American Idiot“ (2004). Zwischen Klassikern wie „Basket Case“, „Minority“ oder „Holiday“ tauchten auch vereinzelt Songs von neueren Alben wie „Saviors“ auf – klanglich solide, aber für viele im Publikum eher der Moment zum Durchatmen als ein Höhepunkt.
Groß gedacht, präzise ausgeführt

Visuell blieb die Band an dem Abend ihrem Konzept treu: riesige Projektionen, eine aufblasbare Hand mit Herzgranate vom „American Idiot“-Albumcover, Pyroeffekte – alles wirkte durchgeplant, fast schon steril. Es fühlte sich manchmal überzeichnet an, blieb aber dennoch authentisch. Ein Blick in die Menge zeigte eine beeindruckende Mischung: Unter den Besuchenden befanden sich welche, die vermutlich mit Green Day aufgewachsen sind. Manche schienen das erste Mal einem Konzert der Band beizuwohnen, weitere waren schwerer zuzuordnen, darunter Eltern mit Teenager-Kindern oder Millennials mit verwaschenen Tour-Shirts. Einzelne sangen jede Zeile mit, als hinge ihr Leben daran. Andere wirkten, als wollten sie einfach Teil des Moments sein.
Und dieser Moment hatte Kraft. Bei „Wake Me Up When September Ends“ wurde es ruhiger, fast andächtig. Bei der fast zehnminütigen Punk-Operette „Jesus of Suburbia“ brach dann wieder das Chaos los. Am Ende, kurz nach 22.30 Uhr, stand Armstrong allein mit Akustikgitarre auf der Bühne: „Good Riddance (Time of Your Life)“. Keine Überraschung, leicht klischeehaft, aber trotzdem ein stimmiger Abschluss.

Ein Minuspunkt waren jedoch die Hitze, das Wasser und die Organisation. So stark der Auftritt war und so durchdacht die Show – das Setting konnte nicht mithalten. Es war heiß. Brutal heiß. 35 Grad, kaum Schatten. Wer was trinken wollte, musste warten. Teilweise überdurchschnittlich lange, nämlich bis zu einer Stunde. Kostenloses Trinkwasser? Gab es wohl, doch die Auffüllstationen waren für manche nicht zu erkennen. Wer an der Bar einfach nur Wasser wollte, stand dafür genauso lange an wie andere fürs überteuerte Bier (8 Euro, plus 2 Euro Pfand).
Eine Band, die bleibt
Am Ende bleibt die Erinnerung an das Konzert. Das Fazit: Green Day haben an diesem Abend das Rad nicht neu erfunden, aber sie haben gezeigt, dass sie es noch ernst meinen. Sie rattern nicht einfach ihr Programm herunter, sondern verstehen sich immer noch als politische Band. Als Stimme gegen Ignoranz. Als Soundtrack für Wut, Zweifel, Hoffnung. Selbst wenn sie heute massentauglicher klingen als früher, selbst wenn alles etwas aufgeräumter ist als noch in den frühen 2000ern – sie sind sich in Haltung und Energie treu geblieben. (hes)
 
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