Das Schweizer Dorf Blatten ist zerstört. Durch einen massiven Bergsturz wurde es unter Millionen Kubikmetern Geröll begraben. Ob dieses einzelne Ereignis direkt auf den Klimawandel zurückzuführen ist, lässt sich schwer sagen. Momentan richtet sich der Fokus auf die Katastrophenbekämpfung, doch nicht zu vergessen ist die Ursachenforschung. Tatsache ist, dass die Gletscher schmelzen, das Gestein stärker erodiert und die Alpen sich verändert haben. Sie haben sich destabilisiert. Die Häufigkeit von Bergstürzen hat sich in den vergangenen 50 Jahren fast verzehnfacht. Der Vorfall in Blatten wird nicht die letzte Katastrophe dieser Art gewesen sein.
Etwa vier von fünf Schweizern machen sich große Sorgen um die Folgen des Klimawandels, ähnlich wie die Menschen in 26 weiteren Ländern, die an der Befragung „Global Public Confidence Study“ teilnahmen. In Luxemburg wird der Klimawandel laut Umfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) als zweitgrößte Herausforderung des Landes genannt – hinter den steigenden Lebenshaltungskosten. 95 Prozent der Befragten hierzulande halten die Klimaanpassung für wichtig, vier Fünftel gaben an, es müsse jetzt in diese investiert werden. Die Hälfte meint, sie müsse ihre Lebensweise aufgrund des Klimawandels anpassen – im EU-Durchschnitt sind es 72 Prozent.
Trotzdem haben es Klima- und Umweltschützer zunehmend schwer. Gegen nicht wenige werden sogenannte SLAPP-Urteile (Strategic Lawsuits Against Public Participation) angestrengt, um sie zum Schweigen zu bringen. Derweil bekommen Unternehmen in der Europäischen Union Vorfahrt und wird ihnen der rote Teppich ausgerollt. Klimaschutz und Menschenrechte müssen hinten anstehen. Vor ein paar Jahren drehte sich noch alles um den „Green Deal“ und sprach EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen davon, Europa in den ersten klimaneutralen Kontinent der Welt zu verwandeln. Jetzt heißt es „economy first“. Von der Leyen hat mit ihrem Vorschlag zum „Omnibus“-Vereinfachungspaket einen politischen Gezeitenwechsel vollzogen, um den Unternehmen zuliebe die Bürokratie abzubauen und die Wettbewerbsfähigkeit anzuheizen. Schließlich betrachten Firmenmanager die Pflichten und Verbote aus Brüssel als größte Hindernisse für Investitionen. Premierminister Luc Frieden hatte beim Regierungsantritt vor anderthalb Jahren bereits zum Halali des „business first“ geblasen.
Nach der Beschwerde von acht Nichtregierungsorganisationen – darunter die European Coalition for Corporate Justice (ECCJ), deren Mitglied auch die Luxemburger „Initiative pour un devoir de vigilance“ ist – bei der EU-Ombudsstelle, hat Letztere jetzt eine Untersuchung des „Omnibus“-Vorschlags eingeleitet. In der Beschwerde geht es nach den Worten der Europäischen Bürgerbeauftragten Teresa Anjinho um die mutmaßliche Nichteinhaltung der „Leitlinien für eine bessere Rechtsetzung“ durch die Kommission.* Demnach soll die Kommission gegen ihre eigenen Regeln verstoßen haben. Denn Änderungen ohne Prüfung der Klimaauswirkungen stehen im Widerspruch dazu, wie die EU-Gesetzgebung funktionieren sollte.
Nicht zuletzt hat eine Gruppe von etwa 30 internationalen Rechtsexperten in einem Brief an das Europaparlament davor gewarnt, die obligatorische Anwendung von klimabezogenen Übergangsplänen für Unternehmen abzuschaffen. Dies würde die Firmen dem Risiko von Klimaklagen aussetzen. Eine Prozesswelle drohe. Aus dem Omnibus würde ein Bumerang werden.
* bei der Ausarbeitung des Vorschlags zur Änderung der Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) und jener über die Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit (CSDDD)
Vielleicht sollte ich wegen Verschwörungsgefahr schweigen. Ich bin aber überzeugt, daß solche prekären Erzählungen politisch und kulturell gefährlich sind und deshalb, wenn möglich, wissenschaftlich aufgearbeitet werden müssen. Beim Thema "Der rote Teppich für Unternehmen in Europa - Das Halali des Business" denke ich an das Thema "Walter HALLSTEIN". Die französische Historikerin Annie LACROIX-RIZ hat sich zu diesem Thema geäußert. (…) "Walter HALLSTEIN, 'père-fondateur"' des communautés européennes et premier président de la Commission européenne a manifestement menti sur la réalité de ses différents engagements nazis sous le IIIème Reich".
Annie LACROIX-RIZ qui connaît bien cette période et les archives historiques où ne vont jamais tant de ses confrères, vient de publier une série de six longs articles cinglants et ultra-documentés sur le blog: les-crises.fr (24.05.2019) MfG, Robert Hottua
Wichteg gesellschaftlech Problemer ginn net duerch Referenden, Votatiounen, asw. geléist, mä duerch couragéis Politiker. Déi schéngt et awer leider net méi ze ginn an eiser Zäit 🤷♂️
Im betroffenen (CH) Wallis wurde bei einer Abstimmung im November 2024 ein neues Klimagesetz mit 56% NEIN Stimmen klar abgelehnt. Ziel war es, schon 2040 klimaneutral zu sein, sowie eine Reserve von bis zu 100 Mio CHF zu schaffen um den Schutzwald in den Bergen ans Klima anzupassen. Es fällt dabei auf, dass bergsturzgefährdete und betroffene Gemeinden im Oberwallis die meisten NEIN-Stimmen abgaben, darunter das 2000 betroffene Gondo (13 Tote) mit 96.3% NEIN Stimmen oder auch Blatten war klar dagegen. Eindeutig reagieren die Menschen eher auf politische Parolen (die konservative SVP und Bürgerlichen hatten zum NEIN aufgerufen) als auf die Gefahren der natürlichen Gewalten.